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Die USA wählen wieder – wo die New Glarner stehen, ist offen

Donald Trump ist seit eineinhalb Jahren Präsident. Die Diskussionen über ihn und seine Politik reissen nicht ab. Das äussert sich auch in den harten Vorwahlkämpfen, die im Bundesstaat Wisconsin geführt werden. Davon haben viele New Glarner im Moment aber genug.

Sebastian
Dürst
18.08.18 - 04:30 Uhr
Politik
2016 ist New Glarus noch überwiegend demokratisch geprägt. Trotzdem wählte man überwiegend Trump.
2016 ist New Glarus noch überwiegend demokratisch geprägt. Trotzdem wählte man überwiegend Trump.
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Obwohl das System der Schweizer Demokratie zu grossen Teilen von der US-Version kopiert wurde, ist es auch für einen Schweizer nicht ganz einfach zu verstehen, was die Amerikaner in den vergangenen Tagen gerade gewählt haben. Im Bundesstaat Wisconsin haben die Bürger nämlich an den «Primaries» zu den «Midterms» teilgenommen.

Die Midterms sind Wahlen in der Halbzeit der Präsidentschaft, die im November stattfinden. Sie sind deshalb wichtig, weil sie die Verhältnisse in den beiden Parlamentskammern in Washington DC so verändern können, dass der Präsident nicht mehr auf Mehrheiten zählen kann. Im Moment dominieren Trumps Republikaner sowohl im Repräsentantenhaus (die Entsprechung zum Nationalrat in der Schweiz) als auch im Senat (Ständerat).

Wer folgt auf Paul Ryan?

Ein besonderes Auge hat Amerika auf den Bundesstaat Wisconsin. Einerseits stammt der mächtigste Mann im Repräsentantenhaus, Paul Ryan, von dort. Er hat seinen Rücktritt angekündigt, weshalb das Rennen um seinen Sitz offen ist. Weil er aber nicht aus dem Wahlbezirk von New Glarus ist, können die New Glarner seinen Nachfolger nicht wählen.

Anders sieht es im Senat aus. Hier kämpft die Demokratin Tammy Baldwin um ihre erste Wiederwahl. Weil Trump in Wisconsin deutlich gewählt wurde, hofften die Republikaner lange, diesen Sitz den Demokraten abjagen zu können.

Und auch der Gouverneur von Wisconsin wird in diesem Herbst neu gewählt. Bis anhin ist es Scott Walker von den Republikanern.

Die Wahl vor der Wahl

Bis hier tönt das alles recht einfach. Es gibt aber einen Grund, weshalb die Einwohner von New Glarus schon diese Woche zu den Wahlurnen pilgerten, obwohl die richtigen Wahlen erst im November stattfinden.

Bevor in den USA richtig gewählt wird, bestimmen die Parteien in einer offiziellen Wahl, den Primaries, wer für sie in dieses Rennen steigen darf. Und genau das ist diese Woche geschehen: Die New Glarner Republikaner und die New Glarner Demokraten haben sich für die jeweiligen Kandidaten entschieden, die einen Sitz verteidigen oder erobern sollen.

Besonders viele Emotionen seien aber nicht dabei gewesen, sagt Sue Moen, Redaktorin bei der Lokalzeitung «Post Messenger Recorder». «Den Leuten hier gehen die TV-Werbungen, die Werbung in den Sozialen Medien, die Telefonanrufe und so weiter auf die Nerven», sagt sie.

310 von gut 2000 sind registriert

Die Primaries oder Vorwahlen seien in New Glarus in der Regel keine grosse Geschichte. «Ich habe aber gerade gelesen, dass die Wahlbeteiligung in diesem Jahr so gross war wie zuletzt im Jahr 2002», erzählt Moen. Das könne schon darauf hindeuten, dass es bei den Midterms heiss zu- und hergehen könnte.

Von den rund 2000 Einwohnern von New Glarus haben sich 310 für die Vorwahlen registriert. 219 von ihnen haben an den demokratischen Vorwahlen teilgenommen, 91 an den republikanischen. Daraus dürfe man aber nicht schliessen, dass New Glarus immer noch so demokratisch geprägt sei, wie bei den Präsidentschaftswahlen im Jahr 2016. Damals wählten die New Glarner mit grossem Vorsprung Hillary Clinton. «Weil es eben erst die Vorwahlen sind, kann es viele andere Faktoren geben, warum sich viel mehr Demokraten registriert haben», sagt Moen.

Zum Beispiel, dass in diesem Jahr im Wahlkreis von New Glarus keine Politiker nur für diesen Wahlkreis gewählt werden müssen. Oder dass die Einwohner zwar für eine demokratische Senatorin sind, aber für einen republikanischen Gouverneur. «In so einer Konstellation gehen die Leute meist schlicht nicht zu den Vorwahlen», erklärt sie. Man müsste sich dann nämlich für beide Parteien zu den Vorwahlen registrieren.

Moen rechnet für die Midterms mit einem engen Ergebnis, sowohl bei der Senatoren- als auch bei der Gouverneurswahl. «Die Ergebnisse werden dann auch für New Glarus eine wichtige Standortbestimmung sein», sagt sie.

Sebastian Dürst ist Redaktionsleiter der «Glarner Nachrichten». Er ist in Glarus geboren und aufgewachsen. Nach Lehr- und Wanderjahren mit Stationen in Fribourg, Adelboden und Basel arbeitet er seit 2015 wieder in der Heimat. Er hat Religionswissenschaft und Geschichte studiert. Mehr Infos

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