×

Jede zweite Gemeinde hat falsche Resultate vermeldet

Die Nachzählung der Regierungsratswahlen hat zwar die ersten Ergebnisse bestätigt. Dennoch wurden aus jeder zweiten Bündner Gemeinde falsche Resultate nach Chur übermittelt.

Philipp
Wyss
18.06.18 - 12:17 Uhr
Politik
SCHWEIZ WAHLEN REGIERUNGSRAT GRAUBUENDEN
Trotz Nachzählung kam es zu keinem anderen Ergebnis.

Mit 15‘904 Stimmen ist Jon Domenic Parolini am 10. Juni in der Bündner Regierung bestätigt worden. 68 Stimmen weniger gingen auf das Konto von Walter Schlegel. Als Folge der geringen Differenz kam es von Amtes wegen zu einer Nachzählung. Diese ergab zwar eine noch kleinere Differenz von 37 Stimmen, jedoch keine Verschiebung: Parolini bleibt in der Regierung. Schlegel bleibt auf dem undankbaren sechsten Rang.

Am Montag sind die Resultate der Nachzählung veröffentlicht worden. Diese ergab in 54 von 108 Gemeinden andere Resultate. Das sei im Rahmen, sagte Walter Frizzoni, stellvertretender Kanzleidirektor, auf Anfrage. Der stellvertretende Direktor der Bündner Standeskanzlei erklärte das Vorgehen bei Abstimmungen so: «Die Praxis in den Gemeinden schreibt lediglich vor, dass die Stimmenzähler Stimmberechtigte sein müssen. Anschliessend übermitteln die Gemeinden die Resultate mit einem speziellen Programm nach Chur, wo sie akkumuliert zum kantonalen Ergebnis zusammengefasst werden.» Die physischen Abstimmungsprotokolle werden anschliessend per Post nach Chur gesandt.

Wie Frizzoni weiter sagte, gibt es vom Kanton aus Plausibilitätskontrollen. «Damit werden auffällige Ergebnisse noch am Abstimmungstag mit den betroffenen Gemeinden besprochen.» In den Folgetagen werden dann die Abstimmungsprotokolle mit den eingegangenen Werten kontrolliert. Zweite Zählungen gebe es von Amtes wegen jedoch nicht.

Nicht ungewöhnlich

In der Vergangenheit kam es beispielsweise bei Abstimmungen zum Verwaltungszentrum Synergia, der Kohlekraftinitiative, oder bei der Verfassungsrevision in Sachen Wahlsystem zu Nachzählungen, so Frizzoni weiter. Genau dafür gäbe es diese Nachzählungen von Amtes wegen.

Die Nachzählung der vergangenen Woche betraf lediglich die Stimmen von Jon Domenic Parolini und Walter Schlegel. Die restlichen Kandidatenstimmen wurden nicht nachgezählt.

Dass in 54 von 108 Gemeinden unterschiedliche Stimmenzahlen angegeben wurden, relativierte Frizzoni. «Es ging um eine Wahl, nicht um eine Sachabstimmung mit Ja oder Nein. Das ist komplexer, den beiden Kandidaten mussten 32‘000 Stimmen zugeordnet werden. Die Differenz von 37 Stimmen entspricht einer Fehlerquote von 0,11 Prozent. Das ist ein kleiner Bruchteil.» Als Fehlerquellen nannte Frizzoni das Sortieren der Stimmzettel, die Interpretation der Stimmen (Leserlichkeit, Zuordnung), Fassungsfehler, Übertragungsfehler, Akustikfehler, wenn die Striche am falschen Ort gemacht werden oder Fehler beim Zusammenzählen.

Frizzoni attestiert den Gemeinden trotz allem gute Arbeit. «Die Grössenordnung der Fehler gibt keinen Anlass zu weiteren Schritten», so der stellvertretende Kanzleidirektor abschliessend.

Philipp Wyss ist Chefredaktor der gemeinsamen Redaktion der Zeitung «Südostschweiz» und der Internetseite «suedostschweiz.ch». Damit zeichnet er für das Team und für den Inhalt dieser Produkte verantwortlich. Mehr Infos

Kommentieren
Wir bitten um euer Verständnis, dass der Zugang zu den Kommentaren unseren Abonnenten vorbehalten ist. Registriere dich und erhalte Zugriff auf mehr Artikel oder erhalte unlimitierter Zugang zu allen Inhalten, indem du dich für eines unserer digitalen Abos entscheidest.
Mehr zu Politik MEHR