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Mit einem Dach über dem Ring die Landsgemeinde stärken

Lukas Leuzinger und Hans-Peter Schaub haben die Stimmbeteiligung an der Landsgemeinde untersucht. Das Ergebnis: Sie ist tiefer als erwartet. Als Gegenmassnahme schlagen die Forscher unter anderem vor, die Stimmbürger vor dem Wetter zu schützen.

Daniel
Fischli
24.05.18 - 04:30 Uhr
Politik
Landsgemeinde, Ring, Zuschauer
Die Landsgemeinde soll vor dem Wetter geschützt werden.
SASI SUBRAMANIAM

An der verregneten Landsgemeinde 2010 hat der Landammann auf der Bühne im Ring einen grossen Regenschirm bekommen. Das hat sich nicht bewährt: Der Schirm hat gestreikt, Röbi Marti ist schon bald darunter verschwunden und musste befreit werden. Im Jahr darauf ist dann ein stabiles Blachendach installiert worden, das seither das Personal auf der Bühne zuverlässig vor Regen und Sonne schützt.

Etwas Ähnliches schlagen jetzt die beiden Politologen Lukas Leuzinger und Hans-Peter Schaub auch für die Stimmbürger im Ring vor. Etwas mehr «Komfort» im Ring könnte helfen, die Stimmbeteiligung zu heben, so Leuzinger und Schaub in einem Gastbeitrag. Ein Teil des Ringes könnte überdacht werden oder es könnten an den Bänken Rückenlehnen angebracht werden, damit das Sitzen leichter fällt, so ihre Anregungen.

Nur rund 10 Prozent Beteiligung

Leuzinger und Schaub haben für einen Aufsatz in einer juristischen Fachzeitschrift Bilder der Landsgemeinde elektronisch ausgewertet und die Stimmbeteiligung untersucht. Bisher ist die Teilnehmerzahl am wichtigsten politischen Anlass im Kanton immer nur grob geschätzt worden, die Stimmen werden ja bekanntlich nicht ausgezählt.

Leuzinger und Schaub haben 28 Landsgemeinden zwischen 1954 und 2017 untersucht. Eines ihrer Ergebnisse: Die Stimmbeteiligung liegt seit der Jahrtausendwende durchschnittlich nur bei rund 10 Prozent. Auf den Bildern waren im Schnitt 2600 Personen zu sehen. Die Schätzung des Kantons geht von zwei- bis dreimal höheren Zahlen aus, und der Ring könnte mehr als 11 000 Personen aufnehmen. «Unsere Untersuchung zeigt, dass die Beteiligung deutlich niedriger ist als bisher angenommen und dass sie im Zeitverlauf eher gesunken ist», so das Fazit der Autoren.

Mehr politische Bildung

Neben etwas mehr Komfort im Ring schlagen Leuzinger und Schaub vor, die politische Bildung zu verbessern. «Nebst den staatlichen Institutionen sind hier die Erziehungsberechtigten und die Zivilgesellschaft gefragt», so die Politologen. Wenig halten sie dagegen vom Verteilen von Geschenken wie der auch schon ins Spiel gebrachten Gratisbratwurst.

Daniel Fischli arbeitet als Redaktor bei den «Glarner Nachrichten». Er hat Philosophie und deutsche Sprache und Literatur studiert. Mehr Infos

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