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Brand ist für Pult ein Verräter der einfachen Leute

Der Bündner Santésuisse-Präsident und Nationalrat Heinz Brand hat einen radikalen Vorschlag zur Senkung der Kosten im Gesundheitswesen gemacht. Radikal ist auch die Antwort aus der anderen politischen Ecke.

Südostschweiz
24.04.18 - 04:30 Uhr
Politik
Jon Pult und Heinz Brand (rechts) liefern sich in Sachen Krankenkassen ein Kräfetemessen.
Jon Pult und Heinz Brand (rechts) liefern sich in Sachen Krankenkassen ein Kräfetemessen.
MONTAGE SÜDOSTSCHWEIZ

Der Bündner SVP-Nationalrat Heinz Brand will die Krankenkassen in den nächsten zehn bis 20 Jahren in Grossrisikoversicherungen umwandeln. «Dabei wären etwa nur noch schwerwiegende und teure Herz-Kreislauf- sowie Krebserkrankungen versichert. Für die normalen Arztbesuche und herkömmlichen Medikamente würden die Leute selbst aufkommen», liess er sich kürzlich im «Blick» zitieren. Die Behandlung eines Armbruchs oder des grauen Stars könne nahezu jeder bezahlen, das koste einige Tausend Franken, so Brand. Es brauche nur für wirklich teure und chronische Krankheiten eine Versicherung.

Eine Nachfrage von «suedostschweiz.ch» beim Berufsverband der Schweizer Ärztinnen und Ärzte FMH bringt Klarheit über die Kosten. Allerdings verfügt FMH nur über die Angaben für den ambulanten Bereich. Zudem hängen die Kosten stark von verschiedenen Umständen wie Schweregrad eines Bruchs oder der generellen Verfassung des Patienten ab. Daher handelt es bei den nachfolgenden Kosten um Schätzungen, wie die FMH mitteilt.

Die Operation eines grauen Stars ohne Komplikationen mit Lokalanästhesie kostet rund 850 bis 1000 Franken, inklusive Konsultationen, Aktenstudium und die nachfolgende Betreuung und Überwachung sowie Medikamente. In den genannten Kosten nicht enthalten ist die Linse. Sie kostet zirka 850 bis 1000 Franken.

Oder die Behandlung einer Fraktur am Unterarm mit Anästhesie. Sie kostet für den Patienten insgesamt knapp 1700 Franken. Je nach Komplexität der Fraktur können aber noch andere Tarifpositionen zur Anwendung kommen.

Mehr Eigenverantwortung

Nichts Genaueres konnte Brand darüber sagen, wie stark die Prämien mit seinem Vorschlag sinken können. Und welche Krankenkassen-Leistungen im neuen System noch ihre Gültigkeit hätten. «Wohl übernommen würden teure Implantate, Krebstherapien und teure Medikamente. Das Gesundheitswesen würde massiv günstiger», so Brand gegenüber dem «Blick». Etwa, weil die Bürger mehr auf ihre Gesundheit achten würden, wenn sie dafür direkt zahlen müssten. 

Brands Vorschlag erfolgte nicht zuletzt als Reaktion auf zwei Ideen, die bei ihm wenig bis gar keinen Anklang finden. Da ist einerseits die Idee der CSS, die Franchise zur Senkung der Gesundheitskosten auf 10 000 Franken zu erhöhen. Und da ist andererseits das Unterfangen von Bundesrat Alain Berset, Massnahmen einer Expertengruppe in die Vernehmlassung zu geben. Eine bessere Rechnungskontrolle zum Beispiel. 

Jon Pults Reaktion

Deutliche Worte für Brands Vorschlag fand der Bündner SP-Grossrat und ehemalige kantonale Parteipräsident Jon Pult. Sein Facebook-Post:

Pults Ärger dürfte nicht zuletzt die Aussage, dass nahezu jeder die Behandlung eines Armbruchs bezahlen könne, ausgelöst respektive verstärkt haben. 1700 Franken sind kein Pappenstiel.  

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