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Unabhängige Fachleute sollen Heime prüfen

Die Glarner SP fordert in einer Motion, eine unabhängige fachliche Aufsichtskommission für das Heimwesen zu schaffen. Damit biete sich die Chance, eine Pionierrolle in der Deutschschweiz zu übernehmen.

Sebastian
Dürst
20.04.18 - 04:30 Uhr
Politik
Zum Beispiel Linthal: Die SP schreibt, dass mangelnde Auslastung nicht nur mit der Demografie zu tun haben muss. Archivbild Sasi Subramaniam
Zum Beispiel Linthal: Die SP schreibt, dass mangelnde Auslastung nicht nur mit der Demografie zu tun haben muss. Archivbild Sasi Subramaniam

Mitte November des letzten Jahres hat der Glarner Regierungsrat das Konzept «Stärkung der Langzeitpflege» genehmigt. Der Glarner SP fehlen darin aber wichtige Eckpunkte zur Kontrollinstanz, wie sie in einer Motion schreibt. Konkret fordert die Partei, dass der Kanton eine neue, unabhängige fachliche Aufsichtskommission schafft. Dies könne zum Beispiel im Pflegegesetz verankert werden.

Mit einer solchen Aufsichtskommission könnten Pflege- und Betreuungsmängel in den verschiedenen Heimen frühzeitig erkannt und angegangen werden. Geht es nach der SP, würde das neue Organ mit angekündigten und unangekündigten Besuchen die Kontrolle sicherstellen, was allenfalls aber noch im Detail zu diskutieren sei.

Heute wird die Heimaufsicht vom Departement Soziales im Auftrag des Departements Volkswirtschaft und Inneres durchgeführt. Im Konzept zur Heimaufsicht im Kanton Glarus heisst es: «Ziel der Heimaufsicht ist die Gewährleistung des Schutzes und die Förderung des Wohls der Heimbewohner/innen. Missstände sollen verhindert, rechtzeitig erkannt und zeitnah behoben werden.» Die SP schreibt aber in ihrer Motion, dass für die Aufsicht des Kantons heute die fachlich erforderlichen Voraussetzungen und die rechtlichen Grundlagen fehlten, um die Pflege- und Betreuungsqualität zu überprüfen.

Schlechter Ruf kostet auch

Der SP sei die Lebensqualität der Bewohnerinnen und Bewohner ein wichtiges Anliegen. Es gehe aber auch darum, dass die Mitarbeitenden ihre Dienstleistungen so erbringen könnten, wie es ihrem beruflichen Kodex entspricht: Sie sollen Zeit haben für eine menschenwürdige Pflege und Betreuung, und das Personal für fachliche Expertise müsse vorhanden sein.

Ungenügende Pflege und Betreuung könnten zu einem schlechten Ruf führen, schreibt die Partei weiter. Schlechte Pflege ist deshalb nicht nur eine Verletzung der Menschenrechte, sondern kann auch zu finanziellen Verlusten wegen geringerer Auslastung führen, was einen Teufelskreis in Gang setzt. Die SP schreibt dazu: «Eine tiefe Auslastung muss nicht nur die Folge von demografischen Veränderungen sein (Beispiel Linthal).»

Mit der Einführung einer unabhängigen Aufsichtskommission würde der Kanton Glarus eine Pionierrolle in der Deutschschweiz übernehmen. Im Kanton Waadt gibt es das System in der Langzeitpflege seit 2008 – «mit durchschlagendem Erfolg», so die SP. Der Kanton Glarus sei auch aufgrund der demografischen Entwicklung gut beraten, eine Führungsrolle im Heimwesen zu übernehmen, nun auch im Bereich der Aufsicht und der fachlichen Überprüfung, fordert die Partei in ihrer Eingabe.

Sebastian Dürst ist Redaktionsleiter der «Glarner Nachrichten». Er ist in Glarus geboren und aufgewachsen. Nach Lehr- und Wanderjahren mit Stationen in Fribourg, Adelboden und Basel arbeitet er seit 2015 wieder in der Heimat. Er hat Religionswissenschaft und Geschichte studiert. Mehr Infos

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