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«Ein offener Dialog wurde überhaupt nicht geführt»

Nachdem der Bündner Gewerbeverband sich für die No-Billag-Initiative ausgesprochen hatte, führte dies zu Kritik - auch bei den eigenen Mitgliedern. Nun ruft der Verband in seinem Newsletter zum offenen Dialog auf.

09.03.18 - 04:30 Uhr
Politik
Blumenthal
CVP-Grossrat Daniel Blumenthal ist aufgrund den Unstimmigkeiten nicht mehr Vorstandsmitglied beim Bündner Gewerbeverband.
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Der Bündner Gewerbeverband stand öffentlich zu einer Ja-Parole gegenüber der No-Billag-Initiative. Dies hat dem Verband wenig Sympathie eingebracht. Im ersten BGV-Newsletter nach dem Scheitern der Initiative schreibt der Verband: 

Die No-Billag-Initiative hat dem Bündner Gewerbeverband eine in dieser Form nicht gesuchte Medienpräsenz beschieden. In einer Demokratie, wie wir sie glücklicherweise in der Schweiz leben, gehören gewinnen und verlieren eng zusammen. Dass die Gräben – auch in den eigenen Kreisen - tief und die Debatte kontrovers verlaufen ist, zeigt wie wichtig es ist, nicht nur bei solchen Themen sondern ganz generell politisch aktiv zu sein. Nehmen wir diese Wogen zum Anlass, den Dialog generell vor Abstimmungen offener zu führen. Nutzen Sie als BGV-Mitglied die Möglichkeit, sich über ihre Verbands- und Regionenvertreter – aber gerne auch bei uns direkt – einzubringen, bevor der Kantonalvorstand Parolen fasst. Wir freuen uns auf aktive, sachliche und auch kontroverse Debatten.

CVP-Grossrat Daniel Blumenthal ist seit der Ja-Parole vom Bündner Gewerbeverband mittlerweile als Vorstandsmitglied zurückgetreten. Für ihn ist klar: «Meiner Meinung nach hat der Austausch mit den Mitgliedern überhaupt nicht stattgefunden. Aber das spielt jetzt keine Rolle mehr. Ich habe meine Konsequenzen aus dieser Erfahrung gezogen und konnte mich mit diesem Vorstand nicht mehr identifizieren. Daher bin ich ausgetreten.» 

Daniel Blumenthal stellte nach dem Entscheid des Bündner Gewerbeverbandes, für die No-Billag-Initiative zu kämpfen, einen Antrag für ein Wiedererwägungsgesuch. Diesen habe er nicht aus dem Grund gestellt, dass er den Entscheid des Vorstandes nicht akzeptiere. Es sei ja schliesslich ein demokratischer Entscheid. «Aber im Nachhinein hat sich herausgestellt, dass 23 der 26 Sektionen, welche dem Bündner Gewerbeverband angehören, sich gegen die No-Billag-Initiative ausgesprochen haben», so Blumenthal weiter. Da stehe der Vorstand ja überhaupt nicht für die Mitglieder. «Für mich war das ein Grund, dass der Vorstand unbedingt nochmals über die Bücher – oder zumindest über diese Situation diskutieren muss. Das hat allerdings nicht stattgefunden, weil der Vorstand diese Möglichkeit nicht gegeben hat», sagt das ehemalige Vorstandsmitglied.

Bündner Gewerbeverband wehrt sich

Der Präsident des Bündner Gewerbeverbandes Jürg Michel, sieht das Ganze jedoch anders. «Wir machen das genauso wie sonst auch. Aber es ist nun einmal so, dass der Kantonalvorstand entscheidet. Und wenn irgendjemand etwas hat, das er gerne einem Kantonalvorstandsmitglied sagen oder mitbringen möchte, dann soll er oder sie das machen, bevor wir die Parole fassen und nicht nachher.» Die Mitteilung im Newsletter sei einzig und allein der Aufruf zur Dialog-Verstärkung mit den Mitgliedern.

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