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Zusammen sind wir stark

Die Bauerngruppe Glarus-Süd hat es geschafft, dass der Nutzungsplan Glarus-Süd zurückgewiesen wurde. Es waren nicht die Bauern allein, sagt Jakob Hefti-Eberle.

Südostschweiz
18.02.18 - 04:30 Uhr
Politik
Jakob Hefti-Eberle (links) und André Siegenthaler kämpfen für den Bauernstand.
Jakob Hefti-Eberle (links) und André Siegenthaler kämpfen für den Bauernstand.
BEATE PFEIFER

von Beate Pfeifer

Die Bauerngruppe Glarus-Süd hat am vergangenen Mittwoch ihre erste Hauptversammlung abgehalten. Gegründet hat sich der Verein in Zusammenhang mit der Gesamtrevision des Nutzungsplans Glarus Süd. Letzterer wurde 2017, aufgrund des Drucks der Bauerngruppe, zurückgewiesen. Ziel des Vereins ist die Interessenwahrung der Landwirtschaft in Glarus Süd. Die «Glarner Woche» hat bei Präsident Jakob Hefti-Eberle, Luchsingen, und Vorstandsmitglied André Siegenthaler, Engi, nachgefragt, was sich seit Vereinsgründung verändert hat.

Was nehmen Sie von der ersten HV mit?

Siegenthaler: Für mich war es ein besonderer Anlass. Vor einem Jahr hätten wir uns nicht träumen lassen, dass wir so weit kommen. Damals haben wir 14 Bauern uns getroffen und uns mit rauchenden Köpfen gefragt: Was passiert da mit uns und was steht im Memorial ... Am Ende haben wir beschlossen, dass wir Anträge stellen. Die waren zwar teils speziell formuliert, aber die Richtung stimmte. (Lacht)

Wie hat man auf Ihre Anträge reagiert?

Siegenthaler: Anstatt wahrzunehmen, dass es ein Bedürfnis seitens der Bürgerschaft gibt, welches man diskutieren muss, hat man versucht, uns mit juristischen und formalistischen Finessen und mit falschen Behauptungen abzufertigen.

Hefti-Eberle: Die Gemeinde hat uns anfangs einfach nicht ernst genommen. Aber jetzt sind wir akzeptiert, sind auf Augenhöhe mit der Gemeinde. Und auch in der Bevölkerung werden wir jetzt wahrgenommen. Es waren nicht die Bauern allein, die die Rückweisung des Nutzungsplans erreicht haben. Es hat eine Dynamik gegeben.

Warum nimmt man Sie heute ernst?

Hefti-Eberle: Ich denke, es war die Gesamtrückweisung des Nutzungsplans. Es hat einige Zeit gedauert, bis die Gemeindevertreter begriffen haben, wie es dazu hat kommen können. Aber durch unsere Gespräche mit der Gemeinde haben sie gemerkt, dass wir es ernst meinen, dass wir engagiert und lösungsorientiert sind.

«Um unseren Boden wird gekämpft – von allen Seiten»

Der Verein soll Brücken schlagen zwischen den Bauern und der nicht-bäuerlichen Bevölkerung. Gibt es einen Graben?

Siegenthaler: Natürlich gibt es einen Graben. Vor drei oder vier Generationen war es normal, dass der Grossteil irgendeinen Bezug zur Landwirtschaft hatte. Aber heute ist die Entfremdung riesig. Um unseren Boden wird von allen Seiten gekämpft. Wir versuchen Landwirtschaft zu betreiben, produzieren Nahrungsmittel. Auf dem gleichen Boden wollen die Leute ihre Freizeit verbringen, sich erholen. Gleichzeitig sollen Wildtiere, soll die Natur und sollen Infrastrukturprojekte dort ihren Platz finden. Wir denken jedoch, es müsste kein Kampf, sondern es sollte ein Miteinander sein. Aber der Boden muss als Lebensgrundlage wie der Wald geschützt bleiben.

Hat die nicht-bäuerliche Bevölkerung kein Verständnis für die Landwirtschaft?

Siegenthaler: Wir Bauern stellen ja nur drei bis vier Prozent der Gesellschaft. Verständnis schaffen für unsere Anliegen, das ist nicht einfach. Wir müssen beispielsweise immer wieder erklären, dass wir keine Umweltverschmutzer sind, die dafür sorgen, dass man in Zürich das Trinkwasser nicht mehr trinken kann. Das Glarnerland ist ein Quellgebiet. Und weil man in Zürich sauberes Wasser trinken will, sagt man, ihr dürft das und das hier nicht machen – in der Annahme, dass wir das Wasser verschmutzen würden.

Bitte erklären Sie das.

Siegenthaler: Die ganze Politik geht in Richtung Grossbetriebe und Industrie. Wir sind mit unseren 15 oder 25 Hektaren Kleinbetriebe. Bundesrat Schneider-Amman will vielleicht zwei oder drei Betriebe im ganzen Kanton. Die Peripherien sollen Naturreservate werden und die kleinen Betriebe werden stillgelegt, weil ihnen unterstellt wird, nicht zu rentieren. Die Bevölkerung zu überzeugen, dass lokale Produktion, kurze Wege und Handel auf gleicher Augenhöhe wichtig sind, darum geht es uns.

Wie wollen Sie Ihre Ziele erreichen?

Hefti-Eberle: Wir wollen auf kommunaler Ebene Einfluss nehmen und mitberaten können. In der konstruktiven Zusammenarbeit wollen wir das Unsere dazu beitragen, das beste Ergebnis zu erzielen.

Siegenthaler: Ein Beispiel: Es wird eine neue Strasse gebaut. Dadurch verlieren wir Kulturland. Diese verlorene Fläche muss aber kompensiert werden. Und wo wird der ökologische Ausgleich gemacht? Auf dem genau gleichen Kulturland. Das heisst, zuerst wird uns der Boden weggenommen und zum Ausgleich müssen wir noch mehr Boden geben. Das macht doch keinen Sinn, das ist paradox. Der Witz ist, das wird in Bern und auch im Bundesamt für Umwelt schon erkannt. Jetzt ist die Frage, wie lange es dauert, bis man das Steuer herumreist, bis sich etwas bewegt. Solche Zusammenhänge zu erklären, Öffentlichkeitsarbeit und Aufklärung zu leisten, das ist unsere Aufgabe.

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