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Glarus zügelt einen ganzen Kindergarten von Ennenda nach Netstal

In Netstal braucht es wegen dem grossen Jahrgang 2013 bald Platz für eine dritte Kindergartenklasse. Der unbenutzte Kindergarten- Container in Ennenda wird darum zum Matt-Spielplatz in Netstal verschoben. So kann die Gemeinde gleich noch ein Problem lösen.

Sebastian
Dürst
13.02.18 - 07:57 Uhr
Politik

Minimalinvasiv ist ein Wort aus der Medizin. Es bedeutet: Mit möglichst wenig Aufwand eingreifend, sagt der Duden. Die Netstaler Kindergärtler verstehen dieses Wort wohl noch kaum. Trotzdem hat es für sie Auswirkungen: «Minimalinvasiv» will die Gemeinde Glarus den Kindergarten-Container aus Ennenda beim Matt-Spielplatz in Netstal installieren. Der Container wird in Ennenda nach knapp drei Jahren im Einsatz im Moment nicht mehr benötigt.

Was das Zügeln bedeutet, erklärt Katrin Egger, die Kommunikationsbeauftragte der Gemeinde Glarus: «Der Spielplatz bleibt öffentlich, aber aus Sicherheitsgründen müssen wir ihn umzäunen.» Auch werde man den Zugang zum Provisorium von der Löntsch-Seite her führen. Damit sich die Kindergärtler möglichst nicht in der Nähe der Strasse aufhalten müssen.

Dazu kommt, dass der Container auch Platz braucht. Ob und welche Spielgeräte dem zum Opfer fallen, wisse man noch nicht, sagt Egger. Aber eben: «Wir wollen so vorgehen, dass möglichst wenig umgebaut werden muss.» Der Platz sei ansonsten ideal für das Provisorium. Er liege am Rand der Siedlung, sei aber doch nicht abgelegen und verfüge mit dem Spielplatz schon über eine gewisse Infrastruktur, die sonst eigens für das Provisorium gebaut werden müsste.

Ein Provisorium für fünf Jahre

Nötig wird das Provisorium beim Spielplatz, weil der Geburtenjahrgang 2013 in Netstal ein besonders grosser war. So gross, dass auf das Schuljahr 2018/2019 eine dritte Kindergartenklasse begonnen werden muss.

Die Gemeinde will das Provisorium maximal fünf Jahre lang betreiben, damit die Gemeinde zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen kann. In der Schulraumplanung der Gemeinde wird der grosse Investitionsbedarf beim bestehenden Netstaler Kindergarten Ennetbach erwähnt. «Es ist natürlich nicht so, dass die Wände bröckeln oder das Gebäude fast in sich zusammenfällt», sagt Katrin Egger. Aber der Kindergarten sei nicht mehr für zeitgemässen Unterricht geeignet. Zum Beispiel fehlten Schattenplätze im Garten und Gruppenräume im Innern des Kindergartens. Das will die Gemeinde in den nächsten fünf Jahren ändern. Und weil der Kindergarten während den Umbauarbeiten mindestens zeitweise nicht mehr für den Unterricht benutzt werden kann, kommt das Provisorium beim Matt-Spielplatz noch zu einem zweiten Einsatz.

«Es ist natürlich nicht so, dass die Wände bröckeln oder das Gebäude fast in sich zusammenfällt.»

Was nach den fünf Jahren in Netstal mit dem Schul-Container passiert, ist laut Katrin Egger noch nicht klar. Sie sagt aber: «So ein mobiles Element ist eine gute Lösung, wenn man kurz- bis mittelfristig an einem Ort grössere Schülerzahlen hat und dann rasch Schulraum zur Verfügung stellen muss.» Der Ennendaner Container werde mit seinem zweiten Einsatz in Netstal wohl schon amortisiert, sagt Egger. Er sei zudem pflegeleicht und brauche wenig Unterhalt. Oder, wie es Egger plastisch formuliert: «Er frisst kein Heu.»

Für die Schulraumplanung habe man eine gute Planungsgrundlage, sagt Egger. Mit den Geburtenzahlen lasse sich gut einschätzen, wann wo mehr Platz benötigt wird. Einen dritten Standort für den mobilen Kindergarten habe man aber noch nicht ins Auge gefasst, so Egger.

Sebastian Dürst ist Redaktionsleiter der «Glarner Nachrichten». Er ist in Glarus geboren und aufgewachsen. Nach Lehr- und Wanderjahren mit Stationen in Fribourg, Adelboden und Basel arbeitet er seit 2015 wieder in der Heimat. Er hat Religionswissenschaft und Geschichte studiert. Mehr Infos

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