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«Ein krönender Abschluss meines Werdegangs»

Bruno Gallati ist einer der sechs Kandidaten für das Gemeindepräsidium von Glarus Nord. In der Kumulation mit dem Amt des Landratspräsidenten sieht er keine Nachteile, sondern sogar Vorteile für die Gemeinde.

Daniel
Fischli
22.01.18 - 11:00 Uhr
Politik
Bruno Gallati ist einer der sechs Kandidaten für das Gemeindepräsidium von Glarus Nord.
Bruno Gallati ist einer der sechs Kandidaten für das Gemeindepräsidium von Glarus Nord.
SASI SUBRAMANIAM

Herr Gallati, welches ist das wichtigste Problem, das Glarus Nord in den nächsten vier Jahren lösen muss?

Unser wichtigstes Problem ist die Finanzlage. Wir müssen sie in den Griff bekommen. Ebenfalls wichtig ist die Nutzungsplanung, die wir über die Bühne bringen müssen. Das Dritte, was mir am Herzen liegt, ist, dass wir die Qualität der Infrastruktur halten können. Zudem müssen das Vertrauen der Bevölkerung in die Behörde und die Bürgernähe verbessert werden.

Beginnen wir mit dem zweitletzten Punkt: Ist die Qualität der Infrastruktur gefährdet?

Im Moment ist sie noch gut, ich möchte aber betonen: noch. Wir stellen fest, dass verschiedene Kunstbauten, die Strassen, das Wasser- und Abwassernetz Sanierungen nötig haben. In den nächsten Jahren kommt viel auf uns zu, wir können nicht mehr zuwarten.

Da reden wir von grossen Beträgen.

Wir müssen uns bewusst sein, dass wir in Glarus Nord Strassen und Anlagen im Wert von mehreren Hundert Millionen Franken haben. Wenn wir nur schon ein Prozent dieses Betrags in den Unterhalt stecken, wären es jedes Jahr mehrere Millionen und also wesentlich mehr, als wir heute investieren. Und ein Prozent ist dabei noch eher wenig.

«Wir müssen mehr investieren können, das wird uns irgendwann einholen.»

Nun sehen aber die Finanzaussichten der Gemeinde nicht rosig aus, und die Gemeindeversammlung hat eine Steuererhöhung abgelehnt.

Es hängt nicht alles von den Steuern ab. In den Spezialfinanzierungen Wasser und Abwasser werden die Tarife steigen müssen. Wir hoffen, dass wir über ein qualitatives Wachstum zu mehr Steuern kommen, und es ist möglich, dass die Gemeinden mit der Änderung des Strassengesetzes finanziell entlastet werden.

Kommt das Thema Steuererhöhung trotzdem wieder?

Wir müssen mehr investieren können, das wird uns irgendwann einholen.

Hat die Gemeinde kein Sparpotenzial mehr?

Die Gemeinde arbeitet wirtschaftlich. Ich sehe kein sehr grosses Potenzial: Der Personalbestand ist tief. Und wo es wirklich viel kostet, in der Bildung, haben wir durch die kantonalen Vorgaben nicht viel Spielraum.

Wie kommt die Nutzungsplanung aus der Sackgasse?

Ich würde nicht von einer Sackgasse reden. Wir sind daran, die Punkte zu verbessern, die mit der Rückweisung bemängelt worden sind.

Wie bekommt man die Bevölkerung mit ins Boot?

Es ist mir ein grosses Anliegen, dass die Bevölkerung wieder mehr mitreden kann. Bei der ersten Vorlage, vor allem beim Bauregelement, war das für Aussenstehende schwierig. Wir haben das unterschätzt und müssen einen detaillierteren Entwurf ausarbeiten, dann können wir ihn in eine Bevölkerungskonferenz bringen. Aber wir müssen zuerst etwas präsentieren können. Wenn wir noch nichts haben, bringt eine Konferenz nicht das Erhoffte.

An eine Bevölkerungskonferenz kommen 200 Leute, an die Gemeindeversammlung dann 1000, die das Projekt bodigen. Wie kann man dieses Problem lösen?

Eine Konferenz bringt dann am meisten, wenn die Arbeitsgruppen im Voraus aufgrund der Anmeldungen zusammengestellt werden. Das Ziel müsste sein, dass die Leute mitgestalten können und nicht hinterher an der Gemeindeversammlung noch eingreifen müssen.

Nun gibt es aber die Frage der Auszonungen. Da hilft alles miteinander reden nichts: Die Gemeinde hat die Aufgabe, die Bauzonen zu verkleinern, und die Eigentümer wehren sich.

Wir wollten ursprünglich nicht auszonen, sondern nur etappieren. Vom Kanton hiess es, das gehe nicht. Jetzt haben wir Signale, dass es doch gehen könnte. Ausserdem gibt es eine Differenz beim Auszonungsbedarf zwischen unserem Planungsbüro und dem Kanton. Es könnte sein, dass wir da ein wenig Luft bekommen.

«Der Kanton ist dann auch ein wenig in die Klemme gekommen.»

Am Schluss wird man aber trotzdem manchen Leuten sagen müssen, dass sie in den nächsten 15 Jahren nicht bauen können.

Das ist so. Wir werden nicht darum herumkommen.

Wie ist der Sinneswandel in Sachen Etappierung beim Kanton passiert? Wegen des Widerstands der Gemeindeversammlung?

Es hat Betroffene gegeben, die beim Kanton vorgesprochen haben. Der Kanton ist dann auch ein wenig in die Klemme gekommen. Wir haben gespürt, dass es jetzt eventuell Spielraum gibt. Auch der Spielraum bei den Gewässerräumen ist erst an den Tag gekommen, als Glarus Süd den Nutzungsplan zurückgewiesen hat. Vorher waren wir im Glauben, wir müssten die Vorgaben des Kantons telquel einarbeiten.

Sie wollten schon vor acht Jahren Gemeindepräsident werden und sind unterlegen. Jetzt probieren Sie es wieder. Weshalb wollen Sie unbedingt Präsident werden?

Es wäre sicher ein krönender Abschluss meines Werdegangs in der kommunalen Politik. Vor vier Jahren bin ich sehr gut wiedergewählt worden und habe meine Sache offenbar nicht so schlecht gemacht.

Im Sommer können Sie auch noch Landratspräsident werden. Würde das nicht heissen, dass das eine der beiden Ämter wegen der zeitlichen Doppelbelastung leiden würde?

Früher war es eine Ehre, wenn ein Gemeindepräsident dem Landrat vorstehen durfte, und es kam oft vor. Natürlich sind jetzt die Gemeinden grösser, aber der Gemeindepräsident ist dafür auch im Hauptamt tätig. Früher hatte ein Milizgemeindepräsident daneben noch einen Beruf. Zudem: Die Kontakte, die man im Landratspräsidenten-Jahr pflegen kann, nützen auch der Gemeinde.

Was hat Sie am heutigen Amtsinhaber Martin Laupper besonders beeindruckt?

Er ist ein sehr guter strategischer Denker. Wenn er einen Zug macht, hat er schon den nächsten und übernächsten im Auge. Dafür ist er vielleicht weniger nahe an den Leuten. Ich selber bin vermutlich ein weniger guter Stratege, dafür komme ich näher an die Leute. Man muss zuhören können.

Für Bürgernähe zu sorgen, ist schwierig in einer grossen Gemeinde. Man kann ja nicht überall sein.

Meine Frau und ich gehen zum Beispiel gerne an ein Musikkränzli oder an eine Veranstaltung des Turnvereins. Das gibt Gelegenheiten, mit den Leuten ins Gespräch zu kommen. An einem Apéro getraut sich eher jemand, eine Frage zu stellen als am Schluss der Gemeindeversammlung unter dem Traktandum «Umfrage». Und wenn ich am Wochenende Zeit habe, gehe ich gerne wandern und dabei zum Beispiel ins Bergrestaurant «Aeschen», wo man Neuigkeiten und Verbesserungspotenzial für die Gemeinde erfahren kann.

Daniel Fischli arbeitet als Redaktor bei den «Glarner Nachrichten». Er hat Philosophie und deutsche Sprache und Literatur studiert. Mehr Infos

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