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Mehr Blindflug statt Sehen und Gesehenwerden

Die Strassen in der Stadt Chur wirken während der Wintermonate ziemlich düster. Das birgt für Fussgänger und Velofahrer erhebliche Risiken. Stadtpolizei und Bauamt haben Handlungsbedarf erkannt.

Dario
Morandi
05.01.18 - 04:30 Uhr
Politik
Gefahrenpotenzial: Vor allem während der Wintermonate ist die Sicht auf dem Churer Strassennetz eingeschränkt.
Gefahrenpotenzial: Vor allem während der Wintermonate ist die Sicht auf dem Churer Strassennetz eingeschränkt.
MARCO HARTMANN

Der Churer Stadtingenieur Roland Arpagaus hat sich für das neue Jahr einiges vorgenommen: Die Strassen der Stadt Chur sollen mittels schrittweiser Umrüstung auf Leuchtdioden-Technik (LED) besser beleuchtet werden. Gleichzeitig will der Chefbeamte eine Kampagne starten, um gegen die Unsitte von Velofahrerinnen und Velofahrern anzugehen, in der Dunkelheit ohne Licht durch die Strassen zu fahren. Da sei Handlungsbedarf angezeigt, glaubt Arpagaus.

Proteststurm ausgelöst

Dass immer mehr Radfahrer nach Einbruch der Dämmerung ohne Licht unterwegs sind, ist nicht nur im städtischen Bauamt ein Thema. Auch bei der Stadtpolizei verfolgt man die Entwicklung mit Sorge. Stadtingenieur Arpagaus und der stellvertretende Polizeikommandant Roland Hemmi sind sich einig: «Bei schlechtem Wetter, vor allem während der Wintermonate, erscheint selbst eine gut ausgeleuchtete Strasse manchmal dunkler, als sie tatsächlich ist», sagt Hemmi. Von gross angelegten Verkehrskontrollen im Zusammenhang mit schlecht oder gar unbeleuchteten Fahrrädern hält er indessen wenig. Die Stadtpolizei Zürich habe kürzlich versucht, das Problem mit Bussen zu lösen, erzählt er. Das Ganze habe dann aber kaum etwas bewirkt, dafür einen Proteststurm ausgelöst. Frei nach dem Motto «habt ihr nichts Besseres zu tun?» Deshalb wollen es Hemmi ebenso wie Arpagaus vorerst bei einer weiteren Aufklärungskampagne oder «Verkehrskontrollen mit Augenmass» belassen.

Stadtpolizei und Bauamt werden aus der Öffentlichkeit ausserdem mit Feststellungen konfrontiert, das Strassennetz sei bloss mittelprächtig gut beleuchtet. Für Stadtingenieur Arpagaus ist dies jedoch «meistens eine Frage der persönlichen Wahrnehmung». Seiner Meinung nach werden die Strassen ausreichend mit Licht dotiert. Vor allem dort, wo alle Kandelaber auf LED-Technologie umgerüstet worden sind. Da seien die Lichtverhältnisse spürbar besser geworden.

Drei Viertel bereits umgerüstet

«Bei drei Vierteln unserer Strassenbeleuchtung ist die Umstellung von den bisherigen Quecksilberdampf- auf LED-Laternen bereits erfolgt», sagt Arpagaus. Die Umrüstung werde auch im neuen Jahr fortgesetzt. Er muss aber gleichzeitig einräumen, dass Regen, Schnee und Feuchtigkeit am Boden «auch bei der LED-Technologie viel Licht auffressen» und sich dann die Sichtverhältnisse verschlechtern können.

Aber nicht nur bei der Beleuchtung geht etwas. Gemäss Arpagaus wird auch die Sicherheit für Fussgänger weiter optimiert. So werden im Rahmen einer Versuchsphase auf dem Strassennetz neue, besser sichtbare Zebrastreifen mit dreidimensionaler Wirkung installiert. Zudem überprüfen Arpagaus’ Leute weitere Fussgängerstreifen punktuell auf ihre Sicherheit hin. Damit Zebrastreifen besser ausgeleuchtet werden könnten, seien in Zusammenarbeit mit dem städtischen Energiedienstleister IBC Energie Wasser Chur bereits mehrere Lichtmasten im Strassennetz verschoben worden.

Mit relativ wenig Geld

Ferner habe man viele Fussgängerstreifen nachmarkiert beziehungsweise für die Verkehrsteilnehmer besser sichtbar gemacht. «Gerade in diesem Bereich ist Prävention besonders wichtig», sagt Arpagaus. Es sei mit relativ wenig Geld möglich, die Sicherheit zu erhöhen. Und das meint er mit Blick auf die Nachmarkierungen, die im neuen Jahr fortgesetzt werden.

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Nicht nur ich finde: Blaulicht (LED) hat nicht nur eine schlechtere Erkennbarkeit (Beleuchtungsqualität) und einen höheren Blendungsfaktor (als Velofahrer sehe ich zeitweise GAR NICHTS mehr durch die modernen überaufgerüsteten "Overkill"-Autoscheinwerfer), sondern sind auch tendenziell schädlich für die Netzhaut gemäss immer mehr Stimmen (beispielsweise der Zeitschrift gesundheitstipp.ch):
Siehe Kommentare:
http://www.zeitung.suedostschweiz.ch/kultur-musik/2017-12-31/zauberwald…
https://www.suedostschweiz.ch/kultur-musik/2017-11-04/lichtkunst-erweck…
Und folgendes fragte ich ja schon Mal:
WARUM unternehmen die Grossräte/Regierung nichts gegen die Dauer-"Festbeleuchtung" des "Staatsbetriebs" Graubündner Kantonalbank? Ich finde das bloss eine Machtdemonstration:
http://www.imgbox.de/users/public/images/TVq7Q14tsu.JPG

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