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Junge Frauen reden Klartext

Engagiert, gut gelaunt und zielstrebig: 101 Oberstufenschülerinnen tagten gestern im Grossen Rat und konnten einen Tag lang Politikerinnen sein.

10.11.17 - 04:30 Uhr
Politik
Ein Tag als Politikerin: 101 Schülerinnen aus dem ganzen Kanton haben sich gestern im Grossratssaal in Chur versammelt.
Ein Tag als Politikerin: 101 Schülerinnen aus dem ganzen Kanton haben sich gestern im Grossratssaal in Chur versammelt.
OLIVIA ITEM

Der Grosse Rat einmal anders: Statt Politiker sassen gestern 101 junge Mädchen auf den Stühlen im Grossratssaal in Chur. Aufgeregt unterhielten sich die Oberstufenschülerinnen und spielten mit den Mikrofonen an ihren Plätzen. Für einen Tag lang konnten sie in die Rolle von Politikerinnen schlüpfen.

Mädchen sollen motiviert werden

Zum dritten Mal fand das Mädchenparlament im Rahmen des nationalen Zukunftstages statt. Das Ziel dabei sei es, junge Frauen zu motivieren, in die Politik zu gehen, erklärte Tamara Gianera, Leiterin der Stabstelle für Chancengleichheit von Frau und Mann. Ausserdem wolle man den Mädchen zeigen, wie sie sich engagieren und aktiv etwas unternehmen könnten.

Motiviert waren die jungen Frauen allemal. Am Vormittag konnten die Mädchen in sechs verschiedenen Kommissionen mit der Unterstützung von Grossräten Anträge mit konkreten Forderungen erarbeiten. Die Themen lauteten unter anderem Mobbing, Migration und Gleichstellung von Frau und Mann. Am Nachmittag konnten die Mädchen dann unter der Leitung von Grossrätin Vera Stiffler über die Anträge diskutieren und abstimmen.

Mobbing beschäftigt die Jugend

Vor allem ein Thema schien die jungen Frauen besonders zu beschäftigen: Mobbing. Angeregt diskutierten sie über die Wichtigkeit, das Thema Mobbing in den Ethikunterricht einfliessen zu lassen. Auch wird in einem Antrag gefordert, dass Schulen dazu verpflichtet sind, Mobbing als Straftat in der Disziplinarverordnung aufzuführen. Voller Engagement erzählten einige der Mädchen von persönlichen Erfahrungen mit Mobbing und hatten auch einige Verbesserungsvorschläge. So forderte ein schüchternes Mädchen mit pinken Turnschuhen sogar, das Thema Mobbing bereits in der Primarschule aufzunehmen. Das Thema Lohngleichheit zwischen Mann und Frau weckte schliesslich auch die Leidenschaft der eher zurückhaltenden Mädchen. Hitzig diskutierten sie darüber, dass Frauen einfach zu oft von Männern unterschätzt würden. Der Antrag stiess auf sehr grosse Zustimmung unter den Schülerinnen.

Begeisterte Mädchen

Die Mädchen schienen vom Parlament begeistert zu sein. Dies bestätigte sich auch bei einer Umfrage in der Verschnaufpause: «Es ist ein sehr spezielles Gefühl, in dem Saal zu sitzen, wo normalerweise die grossen Politiker sitzen», meinte eine Schülerin. Ihre Kollegin nickte und lachte: «Da fühlt man sich so richtig erwachsen.»

Es sei sehr beeindruckend, was sich die Mädchen schon für Gedanken machten, sagte Gianera. Deshalb sei es ihr auch wichtig gewesen, dass die Mädchen die Themen selbst aussuchen durften. Damit sie sehe, «wo der Schuh drückt» und wo sich die Mädchen Veränderungen wünschten. Die fünf Petitionen werden nun laut Gianera an den Grossen Rat weitergereicht. «Der Grosse Rat wird nun über die Petitionen sprechen müssen.» Das sei die Hauptsache, so Gianera.

Auch Grossrätin Vera Stiffler zeigte sich begeistert vom Mädchenparlament. Die Schülerinnen seien sehr interessiert gewesen. Ausserdem redeten sie viel freier «und auch kürzer» als die Grossräte, meinte Stiffler und lachte.

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