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Der strengste Schweizermacher

In keinem anderen Kanton ist es so schwer, Schweizer zu werden, wie in Glarus. Er zählt bei den Fristen und den Gebühren zu den strengsten. Das wirkt sich auf die Anzahl an Einbürgerungen aus.

Marco
Lüthi
21.07.17 - 05:30 Uhr
Politik
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Liebe Ausländer, ihr wollt gerne Schweizer werden? Dann zieht nicht in den Kanton Glarus. Dieser Rat kommt vom Newsportal «Watson». Nicht von ungefähr: Das Onlineportal wollte wissen, ob und wie schnell jemand Schweizer wird. Die Analyse ergab, dass es massgeblich davon abhängt, in welchem Kanton Ausländer wohnen. Und Glarus macht es ihnen besonders schwer.

Fristen nach unten korrigieren

Als Grundlage für die «Watson»-Analyse dienten Daten des Staatssekretariats für Migration. Anhand von drei Kriterien wurden die Kantone miteinander verglichen.

Nummer eins – die Wartezeit: In Glarus, Graubünden, Nidwalden, Solothurn, Thurgau und Uri muss ein Ausländer sechs Jahre ständig wohnen, bevor er überhaupt an den Schweizer Pass denken darf. In St. Gallen sind es sogar acht Jahre. Aber: Sie alle müssen ihre Wohnsitzfristen nach unten korrigieren. Mit dem neuen Bürgerrechtsgesetz ist ab 2018 eine Mindestwohnsitzdauer von maximal fünf Jahren erlaubt. Auf Bundesebene wird diese ebenfalls entschärft. Statt zwölf sind es dann noch zehn Jahre, in der ein Ausländer in der Schweiz gelebt haben muss.

In Glarus muss ein Ausländer sechs Jahre ständig wohnen, bevor er an den Schweizer Pass denken darf.

Das Quoten-Schlusslicht

Nummer zwei – die Einbürgerungsquote: In Glarus werden die wenigsten Schweizerpässe verteilt. Dies zeigt ein Blick auf die standardisierte Einbürgerungsquote. Sie widerspiegelt die Anzahl Einbürgerungen pro 100 Ausländer im Jahr, wenn die ausländische Wohnbevölkerung bezüglich Aufenthaltsdauer konstant über die Kantone verteilt wäre. In Glarus wird demnach weniger als einer von 100 Ausländern eingebürgert. Konkret: nur 26 Einbürgerungen im vergangenen Jahr.

Der fleissigste Schweizermacher ist der Kanton Zürich, gefolgt von Genf, Waadt und dem Wallis.

Warum einige Kantone wie Glarus im Verhältnis viel weniger Schweizer machen, dafür gibt es zwei mögliche Gründe: Entweder die Wohnbevölkerung und deren Entscheidungsträger sind äusserst zurückhaltend, was Einbürgerungen betrifft. Oder die Motivation bei den Ausländern, sich einbürgern zu lassen, ist viel tiefer.

Acht Mal teurer als im Wallis

Nummer drei – die Gebühren: In Glarus ist Schweizer Werden am teuersten. Bis zu 2500 Franken verlangen die Behörden dafür. Zum Vergleich: Im Wallis werden gerade einmal 300 Franken in Rechnung gestellt. 

Marco Lüthi ist Redaktor und Produzent bei den «Glarner Nachrichten» in Ennenda. Mehr Infos

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