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Mögliche Tessiner Bundesratskandidaten halten sich noch bedeckt

Bis kommenden Montag will die Tessiner FDP-Führung ihre Beratung für die möglichen Bundesratskandidaten beenden. Doch bislang sind bei der kantonalen Partei offiziell noch keine Gesuche eingegangen. Das Ticket wird erst am 1. August präsentiert.

Agentur
sda
07.07.17 - 13:30 Uhr
Politik
Offiziell hat auf dem Karussell der Kandidatinnen und Kandidaten für die Nachfolge von Bundesrat Burkhalter noch niemand Platz genommen. (Symbolbild)
Offiziell hat auf dem Karussell der Kandidatinnen und Kandidaten für die Nachfolge von Bundesrat Burkhalter noch niemand Platz genommen. (Symbolbild)
KEYSTONE/EPA/CAROLINE SEIDEL

Alle interessierten Kandidatinnen und Kandidaten hätten noch bis zum 10. Juli Zeit, ihr Gesuch formal zu stellen, teilte der Tessiner FDP-Sekretär Andrea Nava am Freitag auf Anfrage der Nachrichtenagentur sda mit. In den Folgetagen werde an einer Medienkonferenz über die Namen informiert.

Anschliessend will sich die Tessiner FDP bis zum 1. August Zeit lassen, um ihr Ticket zu präsentieren. An diesem Tag lädt die Partei zu einer ausserordentlichen Versammlung, an der laut Nava zunächst darüber abgestimmt wird, ob das von der Parteiführung vorgeschlagene Einerticket überhaupt gewollt ist.

Alternativ könnten die Delegierten auch beschliessen, dass mehrere Kandidaten ins Rennen geschickt werden sollen. An der Veranstaltung der FDP am Nationalfeiertag soll auch Bundesrat Johann Schneider-Ammann teilnehmen.

Das Tessiner Kandidaten-Dreigestirn

Für das Tessiner Kandidatenkarussell wurden bislang drei Kandidaten ins Gespräch gebracht, ohne dass diese jedoch im Vorfeld ein eindeutiges Statement abgegeben haben.

Als Kronfavorit gilt der Tessiner Nationalrat und FDP-Fraktionspräsident Ignazio Cassis. Er hat Interesse bekundet, aber offen gelassen, ob er kandidiert. Der Mediziner ist vielsprachig und gilt in Bern als gut vernetzt - im Parlament ein potenzieller Vorteil gegenüber seinen beiden potenziellen Mitbewerbern.

Der 56-Jährige ist seit 2007 in der grossen Kammer vertreten - er hat ausserdem mehrere nationale Mandate im Pflege- und Gesundheitswesen. Cassis ist Präsident des Krankenkassenverbands Curafutura und des Heimverbands Curaviva. Ausserdem ist er Präsident der Equam-Stiftung und der Gesundheitsstiftung Radix.

Sadis mit längster Regierungserfahrung

Die ehemalige Tessiner Nationalrätin und Regierungsrätin Laura Sadis hat ebenfalls eine Kandidatur nicht ausgeschlossen. Sie stehe jedoch nur zur Verfügung, wenn die Kantonalpartei der Ansicht sei, dass mit ihr zusammen eine «siegreiche Strategie» entwickelt werden könne, sagte die ehemalige Tessiner Regierungsrätin in einem Interview mit der Tessiner Wochenzeitung «Il Caffè».

Von 2007 bis 2015 gehörte Sadis der Tessiner Kantonsregierung an - 2015 war sie zu den Kantonswahlen nicht mehr angetreten. Damals begründete sie ihren Entscheid mit fehlendem Rückhalt in der Partei.

Laura Sadis wirkte vor allem während ihrer letzten Amtszeit als ruhender Pol in hitzigen Grossratsdebatten. Dabei kritisierte sie die Ausdrucksweise, aber auch das Verhalten und die mangelnde Kompromissbereitschaft in der Tessiner Politikwelt. Seit 2015 sitzt Sadis im Verwaltungsrat der AlpTransit Gotthard AG. Auch im Verwaltungsrat der Mobiliar-Versicherung ist sie vertreten.

Vitta: Besonnen auf Sparkurs

Als dritter im Bunde der Kandidaten wird der amtierende Tessiner Wirtschafts- und Finanzdirektor Christian Vitta gehandelt. Er ist seit 2015 im Amt und zugleich Vizepräsident der FDP Schweiz und seit 2016 Mitglied des Bankrats der Schweizerischen Nationalbank.

Vitta präsidiert ausserdem die Regierungskonferenz der Gebirgskantone. Im Tessin verdiente er sich seine politischen Sporen, als er von 2001 bis 2015 im Kantonsparlament sass. Zudem amtete er fünfzehn Jahre lang als Gemeindepräsident von Sant’Antonino.

Als Regierungsrat schwörte der 44-jährige Vitta das Tessin auf einen Sparkurs ein. Bis zum Ende der Legislaturperiode 2019 soll der Kanton wieder einen ausgeglichenen Haushalt vorweisen.

Während seiner zwei Jahre als Wirtschafts- und Finanzdirektor hat Vitta intensiv den Kontakt zu vielen Unternehmern gesucht. Dies mag auch dazu beigetragen haben, dass sich die Situation am Arbeitsmarkt aufhellte: Im April 2017 wies der Südkanton gemäss dem Staatssekretariat für Wirtschaft (SECO) mit 3,1 Prozent eine Arbeitslosenquote aus, die genau im nationalen Durchschnitt lag. Sogar die darbende Tourismusindustrie konnte zuletzt wieder Zuwächse vermelden.

Vitta gilt in der Regierung als besonnener Vermittler und nüchterner Pragmatiker - seine Reden im Kantonsparlament sprühen nur selten von Esprit und allzu oft wirken seine Worte gestanzt und mit der Goldwaage abgewogen.

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