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SVP will mehr, FDP will zurück, GLP will bleiben

Die Wahlen im Herbst dürften in Graubünden zu den spannendsten seit vielen Jahren werden. Die SVP versucht, mit Magdalena Martullo-Blocher einen zweiten Nationalratssitz zu erobern, und die FDP will ihren verlorenen Sitz zurückholen. In Bedrängnis geraten könnte GLP-Nationalrat Josias Gasser.

Südostschweiz
30.06.15 - 15:05 Uhr
Politik

Um die fünf Bündner Sitze kämpfen vier Bisherige. Das sind Heinz Brand (SVP), Martin Candinas (CVP) und Josias Gasser (GLP), die 2011 alle erstmals in die grosse Kammer gewählt wurden, sowie Silva Semadeni (SP), die von 1995 bis 1999 im Nationalrat sass und ihm seit 2011 wieder angehört. Hansjörg Hassler, alt BDP-Fraktionschef, tritt nach 16 Jahren nicht mehr an.

Mit einem Paukenschlag gestartet ist die SVP. Der 2011 mit 24,5 Prozent Stimmanteil wählerstärksten Partei gelang mit der Nomination von Magdalena Martullo-Blocher, Chefin der Bündner Ems Chemie und Tochter von alt Bundesrat Christoph Blocher, eine grosse Überraschung.

Zürcherin soll zweiten Sitz holen

Martullo-Blocher soll für die SVP einen zweiten Sitz holen. Sie punktet mit bekanntem Namen und Erfolgen als Konzernchefin. Ihr Handicap sind die Herkunft und der Wohnort. Sie ist Zürcherin und will selbst bei einer erfolgreichen Wahl aus beruflichen Gründen im Heimatkanton wohnhaft bleiben.

Den SVP-Sitz verteidigt Parteichef Heinz Brand. Trotz interner Konkurrenz durch Martullo-Blocher dürfte er die Wiederwahl schaffen. Mit seiner Arbeit in Bern hat sich Brand national einen Namen gemacht.

FDP greift an, BDP verteidigt

Angriffig gibt sich auch die FDP. 2011 sackte die Partei um 8,2 Prozentpunkte auf noch 11,9 Prozent der Wählerstimmen ab und verlor ihren Nationalratssitz. Den will sie zurückholen. Mit Hans Peter Michel, alt Landammann von Davos und alt Standespräsident, hat sie einen Spitzenkandidaten mit bekanntem Namen.

In Verteidigungsposition ist die BDP. 2011 erzielte sie mit 20,5 Prozent Stimmenanteil das zweitbeste Resultat. Nun muss sie den Sitz von Politschwergewicht Hassler verteidigen. Ihr Spitzenkandidat, der Engadiner Duri Campell, war allerdings bis zu seiner Wahl zum Standespräsidenten im 2014 kaum über seine Heimatregion hinaus bekannt.

Komfortable Lage für CVP und SP – GLP bedrängt

In einer komfortablen Situation befindet sich die CVP. Nationalrat Martin Candinas kann auf eine parteitreue Stammwählerschaft zählen und seine Arbeit gilt als solide. Auch die SP dürfte ihren Sitz problemlos verteidigen. Mit Nationalrätin Silva Semadeni und Parteipräsident Jon Pult schickt sie zwei bekannte Persönlichkeiten ins Rennen.

Ungemütlich ist die Lage der GLP. Ihr Aushängeschild, Senkrechtstarter Josias Gasser, hat im Nationalrat an Strahlkraft verloren. Seine Wiederwahl dürfte - wie schon die Wahl im 2011 - nur mit einer geschickten Listenverbindung gelingen. Ob die SP erneut bereit ist dazu oder eine andere Partei in die Bresche springt, ist ungewiss. Gasser politisiert den Bürgerlichen zu weit links und den Linken zu weit rechts.

Listenverbindungen matchentscheidend

Doch nicht nur für die GLP dürfte der Wahlausgang von Listenverbindungen abhängen. Der SVP und allenfalls auch der SP könnte eine geschickte Listenverbindung zu einem zweiten Sitz verhelfen. Eine bürgerliche Listenverbindung wiederum könnte ebendies verhindern. Und der FDP gelingt womöglich nur im Verbund die Rückeroberung des verlorenen Sitzes.

Doch die Parteispitzen halten sich in der Frage der Listenverbindungen zurück. Keine einzige Verbindung wurde bisher bekanntgegeben. Die Anmeldefrist läuft noch bis Anfang August.

So offen die Ausgangslage für den Nationalrat ist, so klar ist sie für den Ständerat: Die Bisherigen, Martin Schmid (FDP) und Stefan Engler (CVP), treten ohne Konkurrenz an und schaffen die Wiederwahl im Schlafwagen. Sie werden als zuverlässiges Gespann wahrgenommen, das sich engagiert einsetzt für die Belange Graubündens. (sda)

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