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US-Politiker reagieren auf Flaggen-Kritik

Nach dem mutmasslich rassistisch motivierten Kirchen-Massaker in South Carolina will die Gouverneurin in der Hauptstadt des US-Bundesstaats die umstrittene Konföderierten-Flagge vom dortigen Kapitol entfernen lassen. Die Entscheidung liegt aber bei den Abgeordneten.

Südostschweiz
23.06.15 - 18:10 Uhr
Politik

"Diese Flagge, wenngleich ein wesentlicher Bestandteil unserer Vergangenheit, vertritt nicht die Zukunft unseres grossartigen Staates", sagte die Republikanerin Nikki Haley am Montag. Durch die Massnahme in Columbia könne der neun in einer Kirche in Charleston ermordeten Afroamerikanern gedacht werden.

Haley trat mit einer Reihe von Politikern beider Parteien vor die Kameras, darunter der republikanische Senator und Präsidentschaftsbewerber Lindsey Graham. Graham erklärte, die Verbannung der Flagge sei "nur angemessen" nach dem "tragischen, hasserfüllten" Angriff auf die Emanuel African Methodist Episcopal Church in Charleston.

Die Konföderierten-Flagge aus dem US-Bürgerkrieg (1861-1865) steht Kritikern zufolge für die damalige Bereitschaft der Südstaaten, in den Krieg zu ziehen, um die Sklaverei beibehalten zu können. Sie wurde auch eingesetzt, um Afroamerikaner einzuschüchtern.

Befürworter sehen sie dagegen unter anderem als Symbol, um der Kriegsopfer ihrer Vorfahren zu gedenken. Neben South Carolina wird auch in anderen Südstaaten immer wieder über die Verwendung der Flagge diskutiert, etwa in Florida, Georgia und Mississippi.

Bis zum Jahr 2000 wehte die Flagge - ein mit weissen Sternen besetztes blaues Kreuz auf rotem Grund - auf dem Dach des Kapitols in Columbia. Dann entschied das Parlament von South Carolina, sie auf einem Kriegerdenkmal vor dem Gebäude zu hissen.

Um die Fahne nun ganz zu entfernen, müssen die Abgeordneten zustimmen. Das Parlament geht diese Woche in die Sommerpause. Haley erklärte, eine Sondersitzung zu der Südstaaten-Flagge einzuberufen, sollten die Abgeordneten nicht rechtzeitig handeln.

Walmart reagiert

Der US-Einzelhandelskonzern Walmart will alle Produkte mit der Südstaaten-Flagge aus seinen Supermärkten entfernen. "Wir wollen niemanden durch die Produkte, die wir anbieten, beleidigen", erklärte ein Sprecher des weltgrössten und in den Südstaaten allgegenwärtigen Einzelhandelsunternehmens am Montag.

Das Unternehmen habe veranlasst, dass alle Artikel aus dem Sortiment genommen würden, die die Südstaaten-Flagge zeigen - sowohl in den Geschäften als auch auf der Website.

Obamas Grabrede

Präsident Barack Obama will am Freitag die Grabrede für den in Charleston ermordeten Pfarrer Clementa Pinckney halten, ein demokratischer Senator im Landesparlament, den Obama persönlich kannte. Das teilte das Weisse Haus mit.

Das Massaker, bei dem sechs Frauen und drei Männer im Alter von 26 bis 87 Jahren ums Leben kamen, hat in den USA neue Ängste über rassistisch motivierte Angriffe geschürt. Es folgt auf die Tode mehrerer unbewaffneter Afroamerikaner durch weisse Polizisten. Dem schwarzen Walter Scott war etwa Anfang April im benachbarten North Charleston in den Rücken geschossen worden.

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