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Skåne: Ein Ort, wie kein anderer (Teil 2)

Skåne ist die südlichste Region Schwedens. Man nennt sie auch die Kornkammer Skandinaviens. Das Klima ist mild, der Boden fruchtbar und so wundert es nicht, dass speziell die Lebensmittelproduktion in Süden enorm wichtig ist. Heute fahren wir an den südlichsten Punkt Schwedens, machen uns auf die Suche nach schwedischenWeinen und lernen einen ökologischen Bauernhof kennen. Los gehts.

Südostschweiz
02.07.16 - 13:00 Uhr
Ereignisse

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Tag 2 in Skåne

Gestärkt vom tollen Frühstück im Abbekås Hotell & Hamnkrog fahren wir los zum südlichsten Punkt von Schweden. Er nennt sich Smygehuk und ist natürlich ein Besuchermagnet. 55 Grad 20 Minuten und 3 Sekunden, südlicher geht es nicht in Schweden. Früher, so um 1600 war Smygehamn, der Ort zu dem Smygehuk gehört, ein wichtiger Fischerort, da die Lage für Handel und Transport ausgezeichnet war. Der Strand von Smygehuk besteht aus gewaschenen Kalksteinen in allen Grössen und Formen. Vorsicht, die können zum Teil recht scharfe und spitzige Kanten haben. Rund um Smygehuk gibt es einige weitere Dinge zusehen. Der Leuchtturm zeigte früher den Schiffen den Weg, im Köpmansmagasinet kann man Kaffee trinken und Tonarbeiten der einheimischen Künstler kaufen, und natürlich gibt es einen Markstein, der den genauen südlichsten Punkt markiert.

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Der südlichste Punkt Schwedens: Smygehuk. Bild Andrea Ullius

Wir fahren und weiter und suchen Wein. Man glaubt es kaum, aber in Schweden gibt es Wein. Nicht viel, aber immerhin. Das verhältnissmässig milde Klima und die lange Anbausaison in Skåne sind perfekt für Weinanbau. Immer mehr Winzer produzieren hier knusprig, komplexe Weine. Dass die Winzerei in Skåne an Bedeutung gewinnt, zeigt auch, dass es sogar eine «Route du Vin» gibt.

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Weinberge gibt es auch in Schweden. Bild Andrea Ullius

Eine der Vorzeige-Winzereien ist das Gut Hällåkra. Die Familie Hansson produziert auf 6,5 Hektaren Land etwa 20'000 Flaschen Rot- und Weisswein, sowie Schaum- und Süsswein. Die ältesten Reben auf Hällåkra sind in erster Linie Hybridreben, entwickelt aus den klassischen Sorten, welche speziell geeignet sind für ein kälteres Klima und eine kürzere Vegetationsperiode. Unter diesen Hybriden sind die vorherrschenden Arten die blaue Rondo Traube und die grüne Solaris Traube. Im Jahr 2008 begann das Gut auch die klassischen Sorten von Pinot Noir, Pinot Gris und Auxerrois zu pflanzen.

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Hällåkra ist das bekannteste Weingut in Schweden. Bild Andrea Ullius

Leider kann man auf dem Weingut keinen Wein «ab Fabrik» kaufen. Der Handel von Alkohol ist in Schweden ausschliesslich dem staatlichen Systembolaget vorenthalten. Man muss den Wein von Hällåkra dort bestellen. Auf dem Hof kann man den Wein nur degustieren und vor Ort im Restaurant trinken.

Ohne Wein im Gepäck fahren wir nun weiter zum Fotoviken Wikingermuseum. Was es hier zu sehen gibt, könnt ihr im Artikel «Vikinger, die Alten Skandinaviens» nachlesen. Wirklich ein super eindrückliches Erlebnis diese authentische Wikingersiedlung mit Museum. Und dass es nicht vergessen geht: Wikingerhelme haben keine Hörner. Nie!

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Leben, wie die Wikinger kann man in Fotoviken. Bild Andrea Ullius

Jetzt sollten wir uns endlich an den Strand legen. Dazu fahren wir an den Strand von Skanör-Falsterbo. Hier findet man traumhaften Sandstrand. Der Sand ist so fein, dass er auch für die Glasproduktion verwendet wird. Es ist einfach herrlich durch die Dünen zu spazieren und dabei den warmen Sand unter den Füsse zu spüren. Hin und wieder kann es etwas windig sein, aber die Meeresluft macht das mehr als wett. Bevor wir uns zu sehr an das Strandleben gewöhnen, gehen wir auf eine Fika ins Falsterbo Strandbad. Hier gibt es nebst viele Leckeren eine Kunstausstellung und im erste Stock ein Naturum. Das interaktive Infocenter zeigt spannende Dinge über Vögel und die Vogelbeobachtung. Mit modernsten Visualisierungsmethoden können schon Kinder viel Wissenswertes über Zugvögel erfahren, die auf der Halbinsel halt machen.

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Sogar TV-Crews trifft man am Strand von Falsterbo an. Bild Andrea Ullius

Heute schlagen wir unser Nachlager im Gutsbetrieb von Ängavallen auf. Und ich nehme es vorweg: was die hier machen ist ökologisch vorbildlich und nachahmenswert. Ängavallen besteht aus drei Elementen: Landwirtschaft, Restaurant, Hotel. Das Hotel ist in zwei Gebäuden untergebracht und umfasst 20 Räume. Nebst Doppelzimmern gibt es auch kleine Appartments mit vier Betten für Familien oder Gruppen. Alle Zimmer sind wunderbar gemütlich eingerichtet und bieten einen hohen Standart. Als kleines Willkommensgeschenk erwartet jeden Besucher eine Praline und ein kleines Fläschchen selber gemachten Portwein. So geht das.

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Gemütliche Zimmer mit modernem Design machen den Aufenthalt in Ängavallen sehr angenehm. Bild Andrea Ullius

Im Laufe der Jahrtausende haben Wetter und Wind ein Ganzes geschaffen bei dem Pflanzen und Tiere im Gleichgewicht sind. Dieses Gleichgewicht will die Familie Nordström nutzen und erhalten. Mathias Nordström, Sohn des Besitzers Rolf Axel Nordström, sagt auch klar: «Je weniger wir uns einmischen, desto besser bleibt dieses Gleichgewicht erhalten. Alles, was wir tun, ist zu 100 Prozent ökologisch. Da wir mit einem geschlossenen System den ganzen Weg vom Samenkorn bis zum fertigen Menü in der der Hand haben, können wir auch die 100% Garantie geben.»

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Ängavallen ist ein imposantes Gut mit vielen Facetten. Bild Andrea Ullius

Was heisst das aber konkret? Auf Ängavallen werden nur Sorten und Arten genutzt, die in diesen Breitengraden auch aus eigener Kraft gedeihen. Dazu gehören unter anderem Urgetreide wie Emmer, Dinkel und Sommerroggen. Bei der Tierzucht trfft man ebenfalls alte Rassen, wie die Rödkullekuh, das Waldschaf oder die Linderödschweine an. Die Tiere leben ausschliesslich von dem, was die gesunden Böden hervorbringen. Die Tiere sind ganzjährig im Freien, haben einen riesigen Auslauf und Kuh und Kalb bleiben so lange zusammen, wie sie Lust haben. Ihr solltet die Freude der Schweine sehen, wenn sie im Acker rumwühlen und nebenbei helfen, die Felder distelfrei zu halten. Was mich besonders fasziniert hat ist, dass die Tiere so neugierig sind, überhaupt nicht ängstlich. Da kommen die Schweine schuppern, die Kühe wollen sich an dir reiben, nur die Schafe schauen belämmert, wie immer. Hühner dürfen auf diesem Hof keine gehalten werden. Man befürchtet Krankheiten könnten übertragen werden. Nimmt mich nur wunder wie. Gesünder als hier kann ein Tier ja gar nicht leben. Die Eier werden nun vom Hof nebenan bezogen. Dieser hat nur Hühner. Man weiss sich zu helfen.

 

Selbstverständlich werden auch Gemüse, Beeren und Kräuter auf Ängavallen geerntet. Und diese Gaben der Natur werden dann für das grossartige Essen im Restaurant verwendet. Da in diesen Breitengraden alles etwas langsamer wächst, schmeckt es dafür besser. Oder anders gesagt: Für das beste Essen braucht man die besten Zutaten. Leuchte ein, oder? Und damit auch der ganze Biokreislauf erhalten bleibt, betreibt der Hof Ängavallen eine eigene Bäckerei, eine Käserei und eine Metzgerei.

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Die Kühe haben bis zuletzt ein schöne und unbekümmertes Leben. Bild Andrea Ullius

Das Menü im Restaurant ist geschmacklich grossartig. Man spürt die hochwertigen Zutaten förmlich auf der Zunge. An einem Beispiel ist mir das speziell aufgefallen. Sicher kennt ihr Schwarze Johannisbeeren, also Cassis. Wenn man die frisch ab Staude isst, dann sind die ziemlich herb, nicht bitter, aber sicher nicht süss. Bekommt man denn Cassisorbet serviert, dann ist das süss, sicher nicht herb. In Ängavallen schmeckt das Cassisorbet genau wie die frische Beere, also herb. Probiert es einfach aus. Grossartig, diesen Geschmack zu entdecken.

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Mann muss es probiert haben: Das Cassis-Sorbet!. Bild Andrea Ullius

All diese Begebenheiten auf Ängavallen haben mich schwer beeindruckt. Es ist nicht verwunderlich, dass der Senior-Chef Rolf Axel Norström von der schwedischen Regierung zum «Botschafter für Delikatessen aus Skåne» ernannt wurde. Vielen Dank für die tollen Lebensmittel.

Es ist nun Zeit, die Hotelzimmer aufzusuchen, den letzten Schluck Portwein zu nehmen und uns für Teil 3 der Tour dich Skåne fit zu machen. Morgen besuchen wir die zwei wichtigsten Orte der Region, nämlich Lund und Malmö, bevor wir dann zum Ende der Reise und somit der Heimfahrt kommen.

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