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Das Wasser und dein Kanu

Kanufahren ist wahrscheinlich die stillste Möglichkeit, sich auf dem Wasser fortzubewegen. Beinahe lautlos gleitet man über den See, kann die Umgebung beobachten und ist flexibel genug, überall das Ufer anzusteuern. Die Kanuhochburg in Värmland ist Arvika. Da betreibt Luc Dodeman seine Kanustation. Bei meinem Besuch hat er mich kurzerhand mit einem Profi in ein Kanu gesteckt.

Südostschweiz
14.06.16 - 08:20 Uhr
Ereignisse

Von Andrea Ullius

Schweden ist ein Kanuland. Tausende von Seen und Flüssen laden gerade zu ein, sich in so ein wackliges Ding zu setzten und mit der Wasseroberfläche auf Tuchfühlung zu gehen. Also wollte ich das auch erleben.

Bis jetzt habe ich nur einmal so ein Gefährt bestiegen und bin damit den Doubs runter gegondelt. Da war das Wasser aber maximal knietief und «seichwarm», also völlig ungefährlich.

Ich habe mich mit Luc Dodeman in Arvika verabredet. Er betreibt hier seit ungefähr 20 Jahren das Arvika Kanot & Touristcenter. Mit über 5000 Vermietungen pro Saison gehört die Firma zu den grössten in Schweden.

Das Team von Luc umfasst 20 Mitarbeitende, unter anderem auch seine Tochter Axellel, die in der Saison auch tatkräftig mithilft. Bereits nach wenigen Minuten stelle ich fest, dass die Stimmung unter dem ganzen Team super ist. Alle arbeiten tatkräftig mit und sei es die neuen Apfelbäue zu pflanzen. Da wird der Kanulehrer kurzfristig zum Landschaftsgärtner.

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Das ganze Team hilft bei der Gestaltung der Umgebung mit. Bild Andrea Ullius

Bevor ich das Kanu besteigen darf, beauftragt Luc seine Tochter Axelle mir das ganze Camp zu zeigen. Nebst dem Hauptgebäude mit Reception und Büro gehören verschiedene Installationen zum Betrieb.

In erster Linie muss das Lager für das Material erwähnt werden. Die Flotte von Arvika Kanot umfasst über 200 schwimmtüchtige Gefährte. Da braucht es natürlich auch Schwimmwesten, Paddel, Helme und und und.

Nebst Kanutouren bietet Arvika Kanot auch Angeltrips, Radtrecking und Firmenevents an. Vor Ort können die Besucher in grossen Tipis auf Rentierfellen übernachten, und die Mutigen kämpfen sich in luftiger Höhe durch den Seilpark.

Zur Entspannung nach einer anstrengenden Tour kann man sich dann in der Sauna und den Open Air Badetonnen erholen.

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Entspannung nach einer Tour in den Hot-Tubes oder der Sauna. Bild arvikacanoe.se

Axelle erzählt mir, dass für sie zwei Punkte ganz wichtig, sind. Einerseits ist Nachhaltigkeit ein enorm wichtiges Thema für sie und anderseits soll es den Gästen auf ihren Trips an nichts fehlen. Arvika Kanot vermietet nicht einfach Kanus, sondern kümmert sich auch um die optimale Betreuung der Gäste.

Je nach Dauer einer Kanutour, diese kann gut und gerne bis zu einer Woche dauern, wird das Essen in Tonnen verpackt und im Kanu mitgeliefert. Auch Küchenutensilien sind dann dabei. In der Regel ist man mit dem Kanu zu zweit unterwegs. Es hat genug Platz für Rucksack und Utensilien.

Da man auf dem Wasser ist und je nach Wellengang auch mal etwas davon ins Boot schwappen kann, sollte man z.B Fotoapparat und Handy, aber auch Ersatzkleider in wasserdichte Beutel verpacken.

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Unzählige Kanus stapeln sich. In der Hochsaison sind alle im Wasser. Bild Andrea Ullius

Die Gäste von Arvika Kanot kommen aus vielen verschiedenen Ländern. Und ja nach Land ist auch die Art der Kunden verschieden. «Aus Holland haben wir in erster Linie Familen, die das Abenteuer suchen. Aus Belgien kommen viele Studenten und aus der Schweiz buchen in erster Linie Paare das Kanuvergnügen», sagt Axelle.

Sogleich fügt sie noch an: «Das mit den Paaren ist eine Herausforderung, denn Kanufahren erfordert Teamwork. Da kann man nicht unterschiedlicher Meinung sein in welche Richtung man jetzt paddeln will.»

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Der Seilpark lädt zum Klettern ein. Bild Andrea Ullius

Axelle bemerkt, dass ich sehnsüchtig Richtung Kanus schaue. Zeit ein solches Gefährt zu besteigen. Luc und Axelle lassen sich nicht lumpen, oder wollen mich viellicht auch nur beeindrucken. Als Guide wird mir Hanna Johansson zur Seite gestellt. Hanna ist jung, blond, folglich Schwedin und jetzt aufgepasst: Mitglied der schwedischen Kajak Nationalmannschaft.

Leider ist sie in paar wenige Tage zu jung, sonst hätte sie sogar an den Olympischen Spielen in Rio teilnehmen können. Jetzt hat sie dafür Zeit, mir mit dem Kanu behilflich zu sein.

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Hanna Johansson ist Kajak Champion und weuss den Weg. Bild Andrea Ullius

Und dass es gesagt ist: Kanu und Kajak ist nicht das gleiche. Das Kanu ist breiter und man sitzt über dem Wasser, wie bei einem Boot. Das Kajak ist schmaler und man sitzt am Boden «auf dem Wasser».

Kajak ist eher unbequem, Kanu viel friedlicher, aber auch etwas weniger wendig. Das Kajak ist, wie ein tiefer gelegter Sportwagen; das Kanu, wie ein Jeep.

Wir haben also unsere Schwimmwesten montiert, die Paddel ausgesucht (nach Körpergrösse) und dann das doch recht schwere Kanu ins Wasser geschleppt. Hanna war da natürlich sehr routiniert, ich stolperte doch etwas in Zeugs rum. Am Ende, war das Teil dann im Wasser und wir im Kanu. Die Tour konnte starten.

Ein Kanu zu steuern ist gar nicht so eifach, wie es aussieht. Paddelt man nicht im Takt, steuert das Ding entweder nach links oder rechts und man kommt von der Strecke ab. Also schön gleichmässig und gleichzeitig, dann geht es zügig voran.

Ich glaube, Hanna hat sich etwas Sorgen um mich gemacht. Immer wenn es ein paar Wellen hatte, schaute sie ganz fürsorglich nach hinten, ob ich auch noch im Kanu war. Sehr nett das Mädel.

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Alles gut gegangen. Kanufahren macht wirklich Freude. Bild Andrea Ullius

Nach einer kleinen Rundpaddelei schleppten wir unser Knau wieder an Land. Netterweise putzte Hanna das Gefeährt, so dass ich mich noch der Fotografie widmen konnte. Ehrlich, Luc Dodeman und sein Team haben hier in Arvika eine tolle Kanu- und Adventurbasis und es erstaunt nicht, dass derart viele Leute ihre Angebote in Anspruch nehmen.

Die Lage der Anlage ist perfekt direkt am See gelegen und unmittelbar nebenan ist der Campingplatz. Der Transport der Kanus entfällt somit. Leider hatte ich in diesem Jahr nur einen halben Tag Zeit um dem Kanufahren zu fröhnen. Beim nächsten Mal wird das aber bestimmt eine längere Tour.

Über was soll Andrea morgen schreiben? Stimmt ab!

 

Kleine Fussnote

In den nächsten vier Wochen berichte ich für Euch aus Schweden, meiner zweiten Heimat. Dabei stehen natürlich meine Erlebnisse im Vordergrund. Ich möchte Euch aber auch Einiges über das Leben und die Gepflogenheiten in Schweden vermitteln. Ich freue mich, wenn ich Euch unterhalten und informieren kann. Wenn Ihr Fragen zu Schweden habt, dann versuche ich diese im Rahmen dieses Blogs zu beantworten. Schreibt also munter drauflos.

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