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Freiwillige sorgen für eine grüne Oase in der Stadt

Sie haben einen grünen Daumen – und wünschen sich eine Begegnungszone im Herzen von Rapperswil-Jona. Mit Pflanzen, Gemüse und Beeren verleihen Freiwillige dem Zeughausareal einen grünen Anstrich.

25.05.19 - 04:30 Uhr
Leben & Freizeit
Hobbygärtner am Werk: Mitglieder des Vereins Zeughausgarten begrünen den Platz auf dem Areal. MANUELA MATT
Hobbygärtner am Werk: Mitglieder des Vereins Zeughausgarten begrünen den Platz auf dem Areal. MANUELA MATT

Blumentöpfe statt Autos, Gemüsebeete statt Industriebrache: Aus dem Zeughausareal in Rapperswil-Jona ist klammheimlich ein begrünter Treffpunkt geworden. Wo sich vorher Fahrzeuge aneinanderreihten, steht jetzt ein gutes Dutzend kleiner Beete, arrangiert in Kisten auf aufeinandergestapelten Holzpaletten. Hier spriessen Rosmarinzweige, dort ranken Zwiebelsetzlinge aus der Erde. Eine Giesskanne steht griffbereit, kleine Pflöcke umringen ein grossflächiges Beet, das sich schon bald in ein Blumenmeer verwandeln soll. Daneben laden einfache Sitzbänke zum Verweilen. Schnell wird klar: Hier entsteht ein urbaner Garten, eine grüne Oase mitten in der Stadt.

Ein öffentlicher Garten

Am Werk waren aber nicht etwa Heinzelmännchen. Vielmehr hat sich eine Gruppe von Freiwilligen der Gartenarbeit angenommen: Es ist der Verein Zeughausgarten, der in den letzten Wochen und Monaten Holzpaletten angeschleppt, Erde aufgeschichtet und Setzlinge eingepflanzt hat. Sieben Mitglieder zählt die Gruppe, die sich Anfang März zu einem Verein formiert hat. Es sind Personen aus Rapperswil-Jona, die vor allem eines gemeinsam haben: Freude am Gärtnern sowie Lust, das bisher etwas trostlos wirkende Areal in eine Art öffentlichen Garten zu verwandeln. Zu diesem Zweck hat der Verein 4500 Franken von der Stadt erhalten – für Pflanzen, Kisten, Erde und Gartenwerkzeug.

Viele der Mitglieder gärtnern in ihrer Freizeit ohnehin zuhause auf dem Balkon: Die Setzlinge für den Zeughausgarten haben sie grösstenteils eigens gezogen. Wie Präsident Kevin Mikes schildert, haben seine Kolleginnen und Kollegen ganz unterschiedliche Hintergründe: Von der Landschaftsarchitektin über eine Fotografin oder Mitarbeitende einer Bank sind diverse Berufe vertreten. Für alle ist das Gärtnern nach Feierabend ein willkommener Ausgleich zum Job. «Mit den Händen zu arbeiten nach einem langen Tag im Büro, das erdet einen», sagt Informatiker Marco Grob.

Jeder muss mal giessen

Noch stehen die Arbeiten für den öffentlichen Garten erst am Anfang, sind sich die Freiwilligen einig. Was dort alles wächst, was geeignet ist und was weniger, all das müsse man erst ausprobieren, schildert Rico Hasler. Beeren, Kräuter und Blumen beispielsweise dürften vermutlich gut gedeihen, mutmassen die Hobbygärtner. An einer Säule soll dereinst Hopfen emporklettern. Und bei den Melonenpflanzen werde sich zeigen, ob sie die garstigen Maiwochen gut überstehen. «Wir sind experimentierfreudig», sagt Hasler und erntet zustimmendes Nicken. «Im Idealfall wächst alles – dann gibt es am Ende eine leckere Gemüsesuppe.»

Damit die Pflanzen wacker spriessen und Gemüse und Beeren gedeihen, gibt es einen Giessplan. Wochenweise ist jemand dafür zuständig, die Beete nach Feierabend zu bewässern. Selbst wenn es regnet, brauchen sie zusätzliches Wasser.

Damit keiner etwas stibitzt

Und wer darf die Früchte der Gartenarbeit ernten, wenn im Sommer alles planmässig gedeiht? Rico Hasler muss nicht lange überlegen: «Das wollen wir alle zusammen machen. Was wächst, wird gerecht in der Gruppe aufgeteilt.» Damit die Beete nicht schon vorher geplündert werden, sollen demnächst Infotafeln angebracht werden. Dort erfahren Passanten mehr über die grüne Oase und den Verein Zeughausgarten. Zudem sollen die Beete angeschrieben werden – damit Neugierige erkennen können, was gerade wo wächst. Beides soll, so hoffen die Mitglieder, auch dazu beitragen, dass die Gärten nicht mutwillig von Vandalen zerstört werden. Wenn jemand aber im Vorbeigehen ein, zwei Beeren pflücke, drücke man ein Auge zu: «Mundraub verfolgen wir nicht», sagt Hasler schmunzelnd.

Bereits jetzt zeigt sich, dass das Engagement der Zeughausgärtner Früchte trägt: Mittags setzen sich oft Schüler der nahe gelegenen Kunstschule auf die Sitzbänke. Das freut die Freiwilligen: «Je mehr Leute auf dem Areal sind, desto mehr fühlen sich auch dafür verantwortlich», sagt Kevin Mikes.

Der Zeughausgarten soll sich übrigens laufend verändern. Die Paletten sind mobil und lassen sich leicht verschieben. Nach Lust und Laune soll alles immer wieder neu zusammengesetzt werden.

Wer jetzt Lust bekommen hat, beim Zeughausgarten mitzuhelfen, darf sich laut Präsident Kevin Mikes gern beim Verein melden. Eine Bedingung aber gäbe es, sagt er schmunzelnd: «Jeder muss mit anpacken. Nur zum Ernten vorbeikommen gilt nicht!»

https://www.facebook.com/zeughausgarten

 

Das Zeughausareal erhält ein Facelifting

Die grüne Oase auf dem Zeughausareal ist Teil einer grundsätzlichen Aufwertung des Areals im Zentrum von Rapperswil-Jona («LZ» vom 6. März). Drei Schwerpunkte hat die Stadt gemeinsam mit einem Planungsbüro bestimmt: Als Treffpunkt, Stadtlabor und für urbanes Wohnen soll das Areal zukünftig genutzt werden.

Platz für den urbanen Garten im westlichen Teil des Areals gab es, nachdem die Parkplätze in den Osten des Geländes verschoben wurden. Vorgesehen ist, dass im Herbst alle restlichen Parkplätze umgelagert werden und der Zeughausplatz somit autofrei wird. Dann folgen laut Stadtrat und Bauchef Thomas Furrer weitere Gestaltungsmassnahmen. Denkbar seien etwa der Einsatz von Sand und Kies, weitere Bestuhlung sowie Sonnenschirme auf dem Areal. Auch ein Foodtruck könnte temporär auffahren.

Am 29. Juni wird es auf dem Gelände ein Sommerfest geben, organisiert vom Verein Zeughausgarten. Im Juni gibt es zudem eine Information für die Mieter auf dem Areal zum Stand der Arbeiten und zum Grundkonzept für die Zukunft des Zeughausareals. Baubeginn des Kinder- und Jugendzentrums, das dort einen neuen Standort erhält, ist voraussichtlich im September.

Zur geplanten Renovation der Gebäude und für die nötigen Investitionen läuft derzeit eine Machbarkeitsstudie

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