Was für ein flotter Hecht!
Der Gastrokolumnist besuchte ein Lokal in Weesen, mit dem er schöne und weniger schöne Erinnerungen verbindet. Und stellt fest: Der neue Wirt serviert ebenso tollen Hecht wie der alte.
Der Gastrokolumnist besuchte ein Lokal in Weesen, mit dem er schöne und weniger schöne Erinnerungen verbindet. Und stellt fest: Der neue Wirt serviert ebenso tollen Hecht wie der alte.
von Martin Mühlegg*
Wow, diese Hechtknusperli! Sie sind von einem Hauch Teig umhüllt, sehr frisch, sauber entgrätet und schmecken wunderbar. Weil meine Begleiterinnen weniger Gänge als ich bestellt haben und zum Zuschauen verurteilt sind, reiche ich den Teller in die Runde. Wir finden: Besser geht dieser Klassiker nicht, zumal auch die Sauce Tartar erstklassig ist. Wir nehmen zur Kenntnis: «Fischerstube» geht auch ohne Hanni und Dieter Frese, die 51 Jahre hier gewirtet und zuverlässig sehr guten Fisch serviert haben.
Mit der «Fischerstube» verbinde ich schöne Erinnerungen. Ein kulinarischer Höhepunkt meines Lebens war ein Wine & Dine, an dem ich neben dem unterhaltsamen Weinpapst René Gabriel sitzen durfte. Mir gegenüber sass Thomas Donatsch, der in den 1980er-Jahren als einer der ersten Schweizer Weinproduzenten in die Weltklasse vorgestossen war. Donatsch, der Anfang April im Alter von 75 Jahren verstorben ist, hatte seine wunderbaren Malanser Chardonnays und Pinot Noirs mitgebracht. Zum Abschluss spendierte er mir eine Havanna. Als ich für diese Kolumne recherchierte, fand ich sogar in der «Frankfurter Allgemeinen» einen Nachruf auf den freundlichen «Tomi».
Mit der Fischerstube verbinde ich auch weniger schöne Erinnerungen. Im August 2005 sah ich, wie Dieter Frese Tränen vergoss. Der Lauibach hatte zuvor das Lokal im Weesner Städtchen durchflossen und einen beträchtlichen Teil der Einrichtung in den Walensee gespült. Zum Glück hatten die Freses gute Freunde und Gäste. Sie ermöglichten ihm die Renovation und Wiedereröffnung. Vor gut zwei Jahren verkauften die Freses das Lokal an Alain König. Es ist also höchste Zeit zu prüfen, ob der Neue auch so ein «Hecht» ist wie der Vorgänger.
Das Menu Complet (vier Gänge, 96 Franken) beginnt mit einer Riesling-Suppe mit Jakobsmuscheln und Pinienkernen. Sie ist perfekt abgeschmeckt und reichlich mit Jakobsmuscheln bestückt. Dazu trinken wir den spritzigen Rosé «Schiller» vom Weingut Meier in Zizers (79 Fr.). Eine meiner Begleiterinnen bekommt zur Vorspeise Lachs (Sushi) mit Gurken, Erdbeeren und Yuzu (Zitrusfrucht, 24.50 Fr.). Sie ist begeistert und gibt dafür zehn von zehn Punkten.
Nach den eingangs gelobten Hechtknusperli bekomme ich zum Hauptgang Zander auf Spinat und Weissweinsauce. Auch daran gibt es nichts auszusetzen, zumal der Fisch nach Tradition des Hauses von bester Qualität ist. Von meinen Begleiterinnen höre ich, dass auch die Egli-Knusperli hervorragend schmecken. Zwei von ihnen bekommen Egli meunière und wünschen sich etwas mehr vom versprochenen Mandel- und Butteraroma. Zum Abschluss bekomme ich ein toll angerichtetes Dessert, das auch so schmeckt. Es ist ein Zitronen-Cake mit Beeren, Mascarpone, Yuzu und Ingwer-Gel.
*Martin Mühlegg ist Journalist und Lebensmittelingenieur. Für die Kolumne «En Guetä» besucht er Restaurants der Region.
Gastrotipp
Restaurant: «Fischerstube», Weesen
Ambiente: Eine der schönsten Gaststuben der Region: dunkel‑grünes Täfer, edle Möbel, schicke Art-Deco-Lampen, Eichenriemen-Boden.
Service: Freundlich und zuvorkommend. Wir fühlen uns wohl – auch wenn wir merken, dass die Kellnerinnen noch nicht allzu lange in der «Fischerstube» arbeiten.
Preis-Leistungs-Verhältnis: korrekt. 44 Franken für Fischknusperli sind ein stolzer Preis – aber wenn es die besten weit und breit sind, geht das in Ordnung. Die Marge bei den Weinen dünkt uns etwas zu hoch.
Adresse und Öffnungszeiten: Marktgasse 9, 8872 Weesen; 055 616 16 08, welcome@fischerstubeweesen.ch, www.fischerstubeweesen.ch; Do bis Mo 11.30 – 14 Uhr, 18 -22 Uhr.
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