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Wo sind Höflichkeit und Rücksicht geblieben? – Erfahrungen einer langjährigen RhB-Reisenden

Als langjährige Reisende mit der Rhätischen Bahn möchte ich meine jüngsten Erfahrungen teilen. Mit meinen 87 Jahren schätze ich die Möglichkeit, unsere malerischen Bündner Talschaften zu bereisen.
Leider wird das Reisen mit der Bahn immer öfter zu einer Herausforderung, die mich sogar dazu veranlasst hat, über meine zukünftigen Reisepläne nachzudenken.

Das Hauptproblem liegt darin, dass die Sitzplätze und Durchgänge in den Zügen oft mit Gepäckstücken statt mit Passagieren belegt sind. Währenddessen bleiben die Gepäckablagen im oberen Bereich des Zuges oft leer. Zusätzlich lässt die Höflichkeit mancher Mitreisender zu wünschen übrig, wie ich am 17. Februar 2024 um 14.24 Uhr ab Ilanz auf dem Weg nach Chur erleben musste.

Bei dieser Fahrt waren alle Sitzplätze und der Durchgang mit Gepäck und Passagieren besetzt. Als ich das Transportabteil erreichte, bat ich einen jungen Mann höflich, seine Jacke und Tasche vom Klappstuhl zu entfernen, damit ich mich setzen könne. Seine Antwort, dass in der ersten Klasse noch Platz sei, wunderte mich sehr. Auch bei meinem nächsten Versuch stiess ich auf Ablehnung, als eine Jugendliche mir nicht Platz machen wollte und sogar meine Hand schlug als ich den Klappstuhl herunterklappen wollte. Erst beim dritten Versuch fand ich einen Sitzplatz und konnte die restliche Reisezeit sitzend verbringen.

Diese Erfahrung hat mich nachdenklich gestimmt. Wo ist die Höflichkeit der Mitreisenden geblieben? Warum wird das Gepäck nicht besser verstaut, um Platz für andere Fahrgäste zu schaffen? Wird für diese Gepäckstücke vielleicht auch ein Ticket bezahlt?

Es wäre wünschenswert, wenn das Zugpersonal die Fahrgäste überfüllter Wagen über Lautsprecher ansprechen würde, um sie auf die Situation aufmerksam zu machen und darum zu bitten, Platz für andere zu schaffen. Eine solche Massnahme würde das Reiseerlebnis für alle verbessern.

Ich bin sicher, nicht nur ich, sondern auch viele andere Bahnreisende der Rhätischen Bahn würden eine Verbesserung dieser Situation begrüssen und ihre Reise im Zug noch mehr geniessen.

Ursula Riedi
28.02.24 - 19:15 Uhr
Leserbrief
Ort:
7130 Ilanz
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Früher standen die Jungen auf, wenn Ältere standen. Als Treiber dieser "Schubumkehr" alias Falschpädagogik sehe ich das ÖV-Monopol insbesondere der SBB, die das negativ ausnutzen via Personalabbau zulasten Kunden bzw. indem sie die Ordnung nicht durchsetzen. Beispiel: Als in den sogenannten "Ruheabteilen" sich mutwillig Widerhandelnde etablierten, reagierten die SBB explizit nicht via Bahnpolizei, sondern umgekehrt, liessen die Randalierer gewähren (während sie bei Schwarzfahrern hart durchgreifen, also fähig dazu sind sie) und schafften die Ruheabteile zulasten der Kunden ab. Das geht nur bei Monopol, oder?

Bei schwacher Belegung eines Zuges hat man Verständnis dafür, dass jemand ein kleines Gepäckstück auf den Sitz neben sich stellt. Sobald ein Wagen aber mehr als halbvoll ist, sollte man die Sitze ohne jegliche Aufforderung vom Gepäck befreien. Leider nützt oft sogar die Aufforderung des Zugpersonals nichts, die Plätze freizuhalten, weil viele Menschen glauben, eine solche Durchsage gelte "nur für die Anderen".