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Die Pestizidinitiativen: Die Angst vor gesteigerten Nahrungsmittelpreisen

Die Gegner der Pestizid- und Trinkwasserinitiative schüren die Angst vor gesteigerten Nahrungsmittelpreisen. In der Schweiz werden gerade mal 6.4% des Bruttoeinkommens für Nahrungsmittel ausgegeben, und damit weniger als für Transport und etwas mehr als für Restaurants und Hotels. Ein Drittel der Nahrungsmittel landet auf dem Müll. Dies zeigt eine geringe Wertschätzung für die Arbeit der Bauern. Offensichtlich sind die Preise von Nahrungsmittel so tief, dass man es sich leisten kann, ungeplant zu viel einzukaufen.
Vieles, was der Bauer produziert, kommt nicht auf den Markt und endet als Tierfutter oder in Verbrennungsanalgen, weil es nicht Modellmassen entspricht, was immer ein Verlust und Frust für den Bauer ist. Die Normen, was Grösse und Form betrifft, werden dabei vom Schweizer Obstverband und von der Handelsorganisation Swisscofel bestimmt. Das von dafür erarbeitete Formular «Normen und Vorschriften für Tafeläpfel» umfasst 19 Seiten; für Kartoffeln sind es 34. Das ist einfach Unsinn, zumal Geschmack keines der Kriterien ist! Sollten sich, wenn überhaupt - und 40% wie gedroht ist eine masslose Übertreibung - die Preise für «normierte» Früchte und Gemüse erhöhen, könnten Produkte, die nicht den angeforderten Normen entsprechen, vermehrt auf dem Markt zu reduzierten Preisen angeboten werden, so wie es Coop z.T. schon tut. Der Konsument könnte dann selbst entscheiden, wo er seine Prioritäten setzt und Geld sparen oder eben nicht. Ich kann mir nicht vorstellen, dass es bei Annahme der Initiativen zu grossen Einschränkungen kommen wird, aber ein Umdenken wird vielleicht nötig sein.
Die beiden Initiativen werden als zu extrem empfunden. Wir können allerdings sicher sein, dass sie bei der Umsetzung durch das Parlament einige Ecken und Kanten (z.B. ausschliessliche Verwendung von betriebseigenem Futter) verlieren werden, zumal eine Mehrheit der Parlamentarier und der Bundesrat gegen sie sind. Ich werde ja zu beiden Vorlagen stimmen.

Fritz Schulthess
15.05.21 - 17:16 Uhr
Leserbrief
Ort:
Chur
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