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Wie die Digitalisierung das Angebot der Zeitung prägt

Kommentar

Sebastian
Dürst
28.03.23 - 12:45 Uhr
Leben & Freizeit
Neue Version: Seit 1. Januar 2021 ist die Online- und nicht mehr die gedruckte Version des Amtsblattes des Kantons Glarus massgebend.
Neue Version: Seit 1. Januar 2021 ist die Online- und nicht mehr die gedruckte Version des Amtsblattes des Kantons Glarus massgebend.
Pressebild

Im letzten Herbst waren die «Glarner Nachrichten» an der Glarnermesse präsent. Als Redaktionsleiter war ich auch fast immer vor Ort – hauptsächlich um ein kompetenter Ansprechpartner für Kritik an unserem Produkt zu sein.

Es kam dann allerdings anders als geplant. Und das hatte damit zu tun, welche Aspekte unserer Medienarbeit am häufigsten kritisiert wurden. Die Nummer 1 war mit Abstand die Zustellung der Zeitung. Logisch: Dabei merkt wirklich jeder Abonnent und jede Abonnentin sofort, wenn etwas schiefgelaufen ist. Bereits an zweiter Stelle stand jedoch ein Aspekt, den ich so nie erwartet hätte: Es ging um die Darstellung des Amtsblattes, das jeden Donnerstag in den «Glarner Nachrichten» abgedruckt wird. Das ist darum bemerkenswert, weil die Glarnerinnen und Glarner schon vor Jahren an der Landsgemeinde entschieden haben, das Amtsblatt zu digitalisieren. Die «scharfe» Variante des Amtsblattes gibt es also nur noch online. Das Volk hat allerdings auch entschieden, dass dieses digitale Amtsblatt den lokalen Printmedien zur Verfügung gestellt werden muss. Wie dieses gedruckt aussieht, darauf haben wir keinen Einfluss mehr. Die Kontrolle darüber liegt bei der auswärtigen Firma, welche das Amtsblatt heute für den Kanton Glarus macht.

«Die Wochenzeitung‘Fridolin’ hat kürzlich bekannt gegeben, das Amtsblatt nicht mehr abzudrucken.»

Sebastian Dürst, Redaktionsleiter «Glarner Nachrichten»

Die Wochenzeitung «Fridolin» hat kürzlich bekannt gegeben, das Amtsblatt nicht mehr abzudrucken. Argumentiert haben die Verantwortlichen dabei mit den Kosten. Das leuchtet ein: Zwar bekommen die Printmedien die Daten für das Amtsblatt kostenlos, aber der Druck und die Verbreitung kosten immer noch Geld. Und diese Kosten trägt der Verbreiter des Print-Produktes, einen Unkostenbeitrag vom Staat gibt es nicht. Darum darf man sich die Frage stellen, warum die «Glarner Nachrichten» immer noch an der traditionellen Publikation des Amtsblattes festhalten. Die Gründe dafür sind natürlich nicht uneigennützig: Wir gehen nach wie vor davon aus, dass sich viele unserer Leserinnen und Leser nach wie vor lieber über das gedruckte Amtsblatt informieren, als die weniger übersichtliche digitale Variante zu konsultieren. Zudem haben wir als einzige Tageszeitung auch ein Interesse daran, Öffentlichkeit in verschiedenen Formen herzustellen. Und gerade für Baugesuche, Submissionsausschreibungen und Handelsregister-Einträge bietet das Amtsblatt eine niederschwellige Informationsquelle. Ich persönlich bin sehr gespannt, wie lange die Klagen über die Gestaltung des Amtsblatts noch in den Top-3 der Reklamationsgründe halten werden.

Und übrigens: Falls Sie sich bisher noch nicht über das Amtsblatt aufgeregt haben, weil Sie die «Glarner Nachrichten» am Donnerstag nicht abonniert haben: Unsere Marketingabteilung lanciert dieser Tage ein Angebot für genau diese Ausgabe der Woche.

Sebastian Dürst ist Redaktionsleiter der «Glarner Nachrichten». Er ist in Glarus geboren und aufgewachsen. Nach Lehr- und Wanderjahren mit Stationen in Fribourg, Adelboden und Basel arbeitet er seit 2015 wieder in der Heimat. Er hat Religionswissenschaft und Geschichte studiert. Mehr Infos

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