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Rücksicht nehmen auf den Wander- und Velowegen

Ein neuer Wanderweg ergänzt das bestehende 500 Kilometer lange Wander- und Trailnetz in Davos.

Bündner Woche
12.06.24 - 04:30 Uhr
Leben & Freizeit
Etwas Neues entsteht am Berg.
Etwas Neues entsteht am Berg.
Jasmin Klucker

von Jasmin Klucker

Es gilt, Rücksicht zu nehmen – gegenüber der Natur und den Menschen, die sich darin bewegen. Die Erde riecht stark, der Regen der letzten Tage hat den Boden oberhalb von Davos ziemlich durchnässt. Der Pickel geht heute leichter in den Boden als in den Tagen zuvor. Muskelkraft ist gefragt. Die Sonne scheint durch die Tannen oberhalb der Arbeiter, dort hoch soll der neue Weg gehen. Ab dort wird der bereits bestehende natürliche Weg durch den Wald genommen. Möglichst viel Bestehendes nutzen, das ist das Motto von Werner Putzi, zuständig für die Planung der Wander- und Bike-Trails in Davos. Er interessiert sich dafür, wie weit sein Team schon gekommen ist, welche Herausforderungen aufgetaucht sind und wo es noch Fragen gibt.

In Davos sind zwei verschiedene Teams im Einsatz: Vier Personen sind für das Wanderwegnetz in der Region verantwortlich, die andere Gruppe (Trailcrew) für das Trailnetz. Diese Gruppe besteht aus sechs Personen, die alle als Saisonniers arbeiten. «Es müssen nicht unbedingt Biker sein», erklärt Werner Putzi, während er den Weg hochläuft.

Davos hebt sich mit Singletrails ab

Davos hebt sich mit den Single-Trails von den anderen Regionen ab, Steilkurven oder Kicker sucht man hier vergebens. In dieser Region findet man Trails, die sich in die Natur einschmiegen, darauf natürlich gelassenes Material wie Wurzeln und Steine. «Hier sind alle willkommen, daher braucht es grossen Respekt gegenüber beiden Sportarten, die sich auf diesen Wegen aufhalten.» Auch gegenüber denen, die die Wege instand halten, ist Respekt von grosser Bedeutung. So ein Weg braucht viel Arbeit und Muskelkraft. Der Job ist nicht für jede und jeden. Das ständige Arbeiten draussen in der Natur bei Wind und Wetter braucht Nerven. Auch die Mittagspause findet zum grossen Teil draussen in der Natur statt. Die Rucksäcke stehen angelehnt an einem Baumstrunk, daneben blaue Trinkflaschen. «Alle, die diese Wanderwege oder Trails nutzen, können dazu beitragen, dass diese gut erhalten bleiben.» Dieser Aussage stimmen die Anwesenden nickend zu. Ein Arbeiter schneidet die Äste ab, die in den Weg ragen. Das Holz sammelt er auf einem Haufen. 

Bei diesem Weg benötigen die Arbeiter keinen Helikopter, dieser kommt nur bei höheren Lagen zum Einsatz. Doch heute fliegt etwas anderes in der Luft herum, leiser als ein Helikopter. Werner Putzi startet seine Drohne. Von oben kann er die Wanderwegführung besser sehen. Der Weg muss einige Kriterien erfüllen: Er darf nicht zu steil sein, sei es für die Wanderer, die Bikerinnen oder die Kühe, die auch einige Wege nutzen, und die Kurven dürfen nicht zu eng sein. All das plant Werner Putzi, bevor so ein Weg entsteht. «Die Drohne dokumentiert das Projekt», sagt er lachend und fügt hinzu, das solle nicht als Kontrolle der Arbeiter dienen. «Mit ihnen bin ich sehr zufrieden. Sie machen ihre Arbeit gut.»

Werner Putzi dokumentiert mit seiner Drohne die bis jetzt geleistete Arbeit.
Werner Putzi dokumentiert mit seiner Drohne die bis jetzt geleistete Arbeit.
Jasmin Klucker
Mit der Natur, nicht gegen sie.
Mit der Natur, nicht gegen sie.
Jasmin Klucker
Auf den Trails in Davos pflegt man ein Miteinander.
Auf den Trails in Davos pflegt man ein Miteinander.
Jasmin Klucker

Die drei Anwesenden befinden sich verstreut auf dem Wanderweg, jedes Stück bringt sie näher an den bestehenden Weg, der im Wald startet. Die Drohne landet vor den schlammüberzogenen Schuhen des Piloten. Weiter geht es über den frischen Weg, in dem wir Spuren hinterlassen. «Der Weg muss noch ruhen und angepresst werden, erst dann hält er ganz.» Die Kühe gehen dieses Jahr wegen dem schlechten Wetter später auf die Alp. 

Mit dem Bau eines neuen Weges ist es nicht getan, der Unterhalt ist genauso wichtig. Werner Putzi bespricht mit dem Teamleiter, ob es eine Option gäbe, den Weg vor den Kühen zu schützen. Eine Lösung wäre ein Zaun aus Holz, jedoch hat das jetzt noch Zeit. Als Erstes geht es um die Fertigstellung des Weges. Ein Zeitlimit haben sie jedoch nicht. Im Waldstück trifft Werner Putzi auf einen älteren Landwirt, der erklärt, dass die Rinder bereits auf der Wiese oberhalb grasen. Er begutachtet die Arbeit von oben und äussert ein Kompliment. Er sei zufrieden mit der Führung des Weges. Seinem Sohn gehört ein Stück Land, über das der Weg führt. Nicht ungewöhnlich, hier in Davos gehört fast jedes Land einem privaten Eigentümer oder Bewirtschafterin. Diese Tatsache macht es nicht einfacher, Bike- und Wanderwege zu bauen oder Bestehende zu erneuern. «Die Absprache zwischen den Personen ist wichtig, sodass man eine gute Lösung findet. Der gute schweizerische Mittelweg», wie das Werner Putzi nennt. 


Ein Miteinander und nicht ein Gegeneinander

Werner Putzi nimmt die Herausvorderung gerne an. Er sucht gerne nach Lösungen. Dieser Teil seiner Arbeit findet hauptsächlich in seinem Büro in Davos Dorf statt. Auch die Planung ist ein grosser Bestandteil seiner Aufgaben, dort muss auf vieles geachtet werden. Im Mittelpunkt oft die Elemente. Zum Beispiel das Wasser. Es muss von den Wegen weglaufen können, ansonsten gehen sie Weg kaputt. 

«Der Anspruch in dieser Region ist gross, weil Davos das Angebot von Biken und Wandern gross anpreist.» Diesem Anspruch wird seine Crew in seinen Augen gerecht, viele von ihnen kommen aus dem Gartenbau oder sind gelernte Landschaftsgärtner. Das hilft bei dieser Arbeit sehr. 

Die Wärme ist an diesem Dienstag deutlich spürbar, eine Wohltat für die Anwesenden. An einigen Stellen bespricht Werner Putzi mit dem Teamleiter Lösungen, sodass der Weg auch hält. Wurzeln bilden an einem steilen Stück eine ideale natürliche Treppe, sodass die Crew da nichts mehr machen muss. Oberhalb sieht das schon anders aus. Dort baute sie schon Tage zuvor Stufen ein. Auch die Frage, wo der Wegweiser am besten hinpasst, wird geklärt. Alle sind sich einig. Werner Putzi ist es wichtig, in Zukunft eine Strategie zu haben, die alle Projekte beinhalten sodass man nicht für jedes Einzelne eine Bewilligung einholen muss. «Hier gilt zu beachten, dass alle Interssensgruppen sowie die Grundeigentümerschschaften vorgänig informiert und abgeholt werden müssen.»

Die Umsetzung von einem solchen Masterplan wird in Zukunft den Bau oder die Anpassung von bestehenden Wanderwegen prägen. In wenigen Tagen, wenn die Bergbahnen wieder an den Seilen hängen, werden die ersten begeisterten Wanderer und Singletrail-Liebhaberinnen nach Davos kommen. Und damit fangen auch die Arbeiten an, die mit der Abnutzung entstehen. Den Trail- und Wanderwegbauern, inklusive dem Planer Werner Putzi, wird es bestimmt nicht langweilig. Sein grösstes Anliegen: ein respektvoller Umgang untereinander und mit der Natur. 

Muskelkraft ist gefragt.
Muskelkraft ist gefragt.
Jasmin Klucker

Der Fair Trail Graubünden ist eine Initiative, die im Kanton Graubünden ins Leben gerufen wurde, um das harmonische Miteinander von Wanderern, Bikerinnen, Trailrunnern und anderen Outdoor-Sportlerinnen zu fördern. Die Kampagne hat das Ziel, gegenseitigen Respekt und Rücksichtnahme auf den Wegen und Trails zu stärken und so ein konfliktfreies Naturerlebnis für alle Beteiligten zu ermöglichen.
Hauptziele: Respekt und Rücksichtnahme: Freundlicher Umgang und Kommunikation auf den Wegen.
Angepasstes Verhalten: Tempo anpassen, rechts halten, vorgegebene Wege nutzen.
Naturschutz: Kein Müll, Pflanzen und Tiere nicht stören.
Aufklärung: Informationen und Beschilderungen zur Sensibilisierung.
Durch diese Massnahmen soll ein konfliktfreies Naturerlebnis für alle gewährleistet werden.

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