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Wenn der Darm nervt

Magen-Darm-Beschwerden sind nicht nur unangenehm sondern beeinträchtigen das Leben der Betroffenen massgeblich. Fast jede fünfte Person leidet unter wiederkehrenden Beschwerden im Bauch.

Leben & Freizeit
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20.11.23 - 04:30 Uhr

Eigentlich möchten wir, dass unser Verdauungsorgan einfach funktioniert, ohne dass wir darüber nachdenken müssen. Jedoch leidet fast jede fünfte Person unter wiederkehrenden, chronischen Beschwerden im Bauch, welche das Leben stark beeinträchtigen. Aber auch akut auftretende Beschwerden können Anzeichen einer organischen, behandlungsbedürftigen Erkrankung sein. Deren Bewertung ist für den/die Geplagten oft schwierig und verunsichernd, weswegen ärztliche Hilfe in Anspruch genommen wird.

Die Abklärung benötigt eine intensive und auch zeitaufwändige Beschäftigung der Ärztinnen und Ärzte mit dem Patienten, um so gemeinsam einen sinnvollen Plan zur notwendigen Diagnostik und Therapie erarbeiten zu können. Die Abklärung umfasst eine ausführliche Befragung, eine körperliche Untersuchung, Blutuntersuchungen, Tests auf Nahrungsmittelunverträglichkeiten, Stuhluntersuchungen, einen Ultraschall des Bauches sowie eventuell eine endoskopische Diagnostik (Darmspiegelung).

Zu unterscheiden sind die Beschwerdequalität, die Häufigkeit, die Intensität und das Auftreten mit bestimmten Zusammenhängen wie Nahrungsmitteln, Belastungssituationen, Sport etc. Weiterhin sollte darauf geachtet werden, ob eventuell Alarmsymptome wie Blut im Stuhlgang oder eine unerklärte Gewichtsabnahme auftreten, denn dann müssen Beschwerden kurzfristig diagnostisch abgeklärt werden, um eine bedrohliche Erkrankung auszuschliessen. Auch die Lebensphase, das Alter und insbesondere Begleiterkrankungen sollten in der Erhebung der Krankengeschichte Berücksichtigung finden. Hierbei spielen Medikamente, welche grossen Einfluss auf die Darmtätigkeit haben können genauso eine Rolle wie die Möglichkeit einer chronischen oder akuten entzündlichen Darmerkrankung sowie bösartige Krebserkrankungen, die mit dem Alter häufiger zunehmen.

Einige der Betroffenen leiden an einem sogenannten «Reizdarmsyndrom». Dieses gehört zu den funktionellen Störungen des Magen- und Darmtraktes, bei denen die medizinische Diagnostik keine auffälligen Befunde ergeben. Oftmals lautet die Dieagnose «Sie haben nichts» und das ist ein schwacher Trost für die Betroffenen, die sich häufig nicht ernst genommen fühlen. Forschungsprojekte der letzten Jahre haben aber wichtige Erkenntnisse über Ursachen und Mechanismen des Reizdarmsyndroms ergeben.

Hier ist unter anderem das Mikrobiom zu nennen. Es handelt sich um eine komplexe Gemeinschaft aus Mikroorganismen, die unseren Verdauungstrakt besiedeln. Sie spielen eine entscheidende Rolle in der Funktion unseres Körpers. Neuere Forschungsdaten weisen darauf hin, dass eine Dysbalance dieses Systems grosse Auswirkungen auf das Empfinden im Magen-Darmtrakt durch Veränderungen der Kommunikation zwischen Verdauungstrakt und Gehirn bewirkt. Diese noch sehr unvollständig verstandenen Erkenntnisse werden in Zukunft voraussichtlich zu besseren Behandlungsmöglichkeiten führen.

Dr. med. Henning Usadel ist Leiter Gastroenterologie am Spital Schiers
Dr. med. Henning Usadel ist Leiter Gastroenterologie am Spital Schiers
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