Gründerinnen vom Frauennetzwerk: «Weiblichkeit ist eine schöne Kraft»
Graubünden beheimatet eine Vielzahl kreativer Frauen – das Bündner Frauennetzwerk bietet diesen Frauen eine Plattform, um sich zu präsentieren.
Graubünden beheimatet eine Vielzahl kreativer Frauen – das Bündner Frauennetzwerk bietet diesen Frauen eine Plattform, um sich zu präsentieren.

von Jasmin Klucker
«Graubünden, du Schatz!» Dieser Schriftzug empfängt einen, wenn man auf die schön gestaltete Webseite der zwei Gründerinnen des Bündner Frauennetzwerks klickt. Die perfekt abgestimmten Farben fallen direkt ins Auge – kein Wunder, Adina Andres ist gelernte Grafikerin und arbeitet selbstständig als Grafikerin und Illustratorin. Doch bei der Powerfrau bleibt es nicht bei ihrem gelernten Job. In der noch übrig bleibenden Zeit arbeitet sie in einer Kita und macht daneben noch die Ausbildung. Das heisst, nochmals die Schulbank drücken. «Die beiden Jobs nähren sich gegenseitig.» Eine wirklich schöne Aussage, die an diesem Nachmittag beim Treffen mit den zwei Frauen im grün umgebenen Museumscafé fällt. Esther Valaulta kam über eine Freundin, deren Tochter Adina Andres ist, mit dieser in Kontakt. Schnell war klar, es passt, auch wenn beide anfangs merken mussten, dass jede eine etwas andere Vorstellung hat. «Das liegt auch am Altersunterschied», sagt Esther Valaulta lachend. Ihre berufliche Leidenschaft liegt ebenfalls im kreativen Bereich. Sie hat bereits mit 20 Jahren ihren eigenen Frisiersalon eröffnet und sieben Jahre später verkauft, um auf Reisen zu gehen und die Welt kennenzulernen. Vier Jahre später kehrte sie nach Hause zurück. In ihrer Tasche ein Geschäftskonzept, welches sie in Amerika kennengelernt hat. Dieses Konzept faszinierte sie sehr, so entstanden in den Jahren danach ihre zwei Geschäfte in Domat/Ems und in Chur – die Coiffeurgemeinschaft Haaratelier. Zwei Frauen, die die Leidenschaft fürs Vernetzen verbindet. Verbinden möchten sie auch die Frauen, die farbenfroh mit schönen Bildern auf der Webseite erscheinen. Jede von ihnen hat so die Chance, sich zu zeigen und sich mit Gleichgesinnten zu vernetzen. Graubünden hat so viel zu bieten – ein Beweis ist das Frauennetzwerk.
Frau Valaulta und Frau Andres, sollen sich Ihrer Meinung nach die Frauen in Graubünden mehr zeigen?
Esther Valaulta: Ich denke, dass sich die Frauen in Graubünden teilweise mehr Zeit für sich selbst nehmen sollten und dadurch können sie sich mehr zeigen.
Adina Andres: Ich finde es schön und wichtig, dass Frauen sich Raum nehmen. Jede Frau, die aktiv ist und nicht weiss, wie sie sich bekannt machen kann, sollte die Möglichkeit haben, in unserem Netzwerk gesehen zu werden. Wir sollten uns gegenseitig unterstützen. Graubünden hinkt in einigen Bereichen noch hinterher, wenn man es zum Beispiel mit Zürich vergleicht. Dort gibt es scheinbar viel mehr kreative Köpfe, was nicht unbedingt der Realität entspricht. Tatsächlich haben wir hier viele talentierte Frauen, die grossartige Dinge schaffen, aber die Möglichkeiten, sich zu präsentieren, sind hier noch etwas begrenzter. Das ist jedoch auch eine grosse Chance. Wenn du hier in Chur etwas auf die Beine stellst, gibt es in der Regel nicht schon 15 andere, die dasselbe tun. Ich finde es grossartig, dass man so mehr Aufmerksamkeit bekommen kann.
Sie sprechen auf ihrer Webseite viel von kreativen Frauen. Was bedeutet für Sie Kreativität?
Adina Andres: Ich finde, man kann in unheimlich vielen Bereichen kreativ sein, sei es als Landwirtin, Friseurin, Verkäuferin oder Künstlerin.
Esther Valaulta: In unserem Netzwerk wollen wir den Mut schaffen, sich kreativ zu zeigen. Viele wissen gar nicht, wie man sich präsentieren kann. So bringt jede Frau im Netzwerk eine andere Form von Kreativität mit ein.
Was bedeutet für Sie Weiblichkeit?
Esther Valaulta: Die Frau ist die gebende Kraft. Ich glaube, wir haben viel zu geben, aber in Graubünden wird das Frau-Sein noch etwas anders ausgelebt. Frauen bleiben oft länger im Hintergrund, nicht weil sie müssen, sondern weil wir das vielleicht so übernommen haben. Ich denke, wenn wir Frauen zeigen können, dass sie sich präsentieren dürfen und können, bedeutet das für mich Weiblichkeit.
Vernetzen. Wieso ist das für so wichtig?
Adina Andres: Was mir beim ersten Treffen aufgefallen ist, war die ungezwungene und natürliche Atmosphäre. Es hat einfach Spass gemacht, neue Menschen kennenzulernen. Es ist uns wichtig, dass niemand sich gezwungen fühlt, Teil eines Netzwerks zu sein und dass es kein Muss, sondern eine Möglichkeit ist, zu sehen, was andere Frauen tun, und sich gegenseitig zu unterstützen. Es ist wichtig, Vernetzen nicht als Verpflichtung zu sehen, sondern entspannt zu bleiben und sich gegenseitig den Rücken zu stärken, wenn man das möchte. So stellen wir uns unser Netzwerk vor – als einen Ort, an dem man Menschen unterstützt, die man sonst nicht immer sofort finden würde. Es können auch wunderbare Freundschaften entstehen. Es soll ein sicherer Hafen für alle Frauen sein.
Esther Valaulta: Für mich ist Vernetzen eine Form des Austauschs, bei dem man Kontakte weitergibt und Menschen empfehlen kann, die einem im Gedächtnis geblieben sind. Das liebe ich. Durch meinen Job war das Netzwerken schon immer ein grosser Teil davon, wie ich Kundinnen und Kunden gewonnen habe.
Wie wird man ein Teil des Netzwerks?
Adina Andres: Es gibt verschiedene Möglichkeiten, Teil unseres Netzwerks zu werden. Zunächst kann man auf unsere Webseite gehen und dort ein PDF herunterladen, das alle wichtigen Details enthält. Anschliessend nimmt man Kontakt mit Esther auf, die sich um alle administrativen Angelegenheiten kümmert. Das Schöne ist, dass wir uns noch in den Anfängen befinden und daher viel Zeit für alles haben. Esther geht dabei sehr persönlich vor und nimmt sich Zeit für jede Einzelne. Man kann einfach anrufen, und wir helfen immer gerne weiter. Im zuvor erwähnten PDF sind alle Informationen aufgeführt, die wir von den Frauen benötigen, die sich bei uns melden. Dazu gehören ein Foto, und ein Text dazu, die ich dann von Esther bekomme und anschliessend das Profil erstelle, in dem alles über die Frau und ihr Geschäft oder was sie tut, steht.
Esther Valaulta: Viele Menschen möchten sich zeigen, wissen jedoch nicht genau wie. Bei Fragen wie der Textgestaltung oder der Auswahl des Bildmaterials stehen wir den Frauen zur Verfügung und helfen dabei, etwas zu kreieren, das genau zu ihnen passt.
Adina Andres: Sobald das Profil fertig ist, wird es auf Instagram und unserer Webseite veröffentlicht, sodass es von anderen Frauen in Graubünden gesehen werden kann. Je nach Paket, für das sich die Frau entschieden hat, wird zusätzliche Werbung auf unserer Plattform gemacht. Es ist hilfreich, wenn wir als Gruppe auftreten, da eine einzelne Veröffentlichung weniger Menschen erreicht. Wenn wir als Gruppe auftreten, teilt vielleicht jede Frau die Story der anderen, und so erreichen wir viel mehr Menschen. Doch es beschränkt sich nicht nur darauf; es finden auch regelmässig Treffen statt, bei denen man sich persönlich austauschen kann. Die Ideen sprudeln nur so, und es wird mit Sicherheit noch viel passieren, damit das Netzwerk weiter wachsen kann.
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