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Das war die Qualifikation BandXost im «Loucy» in Chur

Wenn sich junge Künstlerinnen und Künstler oder Nachwuchstalente die Seele aus dem Leib singen, dann strahlen ihre Gesichter. Ein Besuch in der Qualifikation für den BandXost im «Loucy» in Chur.

Bündner Woche
22.10.24 - 10:58 Uhr
Leben & Freizeit
Rückendeckung: Zu viert auf der Bühne kann Youngbratz nichts mehr aufhalten.
Rückendeckung: Zu viert auf der Bühne kann Youngbratz nichts mehr aufhalten.
Sarina Koch

von Lara Buchli

Langsam füllt sich der Raum mit erwartungsvollen Blicken. Neben dem Eingang dreht sich eine Discokugel um die eigene Achse und projiziert überall kleine, leuchtende Punkte an die Wände. Von hier oben hat man einen guten Überblick über das Geschehen. Hier, im Backstage-Bereich der Künstlerinnen und Künstler. Noch eine knappe Stunde, bis die Show offiziell beginnt. Auf den Sofas lungern die verschiedensten Talente herum und versuchen, sich gegenseitig die Nervosität zu nehmen.

BandXost, so heisst die Veranstaltung, die an diesem windigen Herbstabend im «Loucy» in Chur stattfindet. Gleich werden sechs verschiedene Künstlerinnen und Künstler innerhalb von 15 Minuten ihr Talent beweisen müssen. Und das vor einer dreiköpfigen Jury. Diese bespricht den Auftritt jeweils gleich anschliessend und gibt den Sängerinnen und Sängern ein Feedback. An diesem Abend wird jedoch noch nichts entschieden. Es handelt sich hierbei nur um ein Qualifikationsverfahren. Es wird aber anhand von einem Dezibel-Gerät gemessen, welcher Künstler oder welche Künstlerin das lauteste Publikum hat. Diejenige oder derjenige erhält dann einen Publikumspreis. 

«Vor drei Jahren habe ich angefangen, aktiv Musik vor Leuten zu machen», so Lea Wildhaber. Schon früher habe sie vor anderen gesungen, aber mehrheitlich auf kleinen Festen. Vor einem Jahr habe sie dann mit ihrer Loop-Station angefangen. Dies ist ein Gerät, welches Effekte aufzeichnet und mittels einer Pedale, die mit dem Fuss gedrückt wird, wiedergibt. Die einzelnen Aufnahmen werden dann endlos laufengelassen und können mit weiteren Tonaufnahmen überspielt werden. Das alles passiert, während sie singt und gleichzeitig noch Gitarre spielt. Es sei schon sehr hektisch und man müsse unbedingt bei der Sache bleiben, sonst gäbe es auf der Bühne plötzlich ein riesen Durcheinander, erklärt die Sarganserin und lacht. Sie steht heute alleine auf der Bühne, ist aber schon auf der Suche nach ein paar Verbündeten. «Ich habe schon zwei Leute für meine Band überzeugen können, bin aber noch nicht ganz fertig mit der Konstellation.» 

Der Vibe muss stimmen

Es sei sehr schwierig, in der heutigen Zeit Menschen zu finden, die gut zu einem passen. «Es ist nicht einfach, hier in der Region Leute ausfindig zu machen, die gut singen oder Musik spielen und sich auch noch gut verstehen.» Sie überlegt kurz, ehe sie weiterspricht. «Der ganze Vibe muss einfach stimmen.»

Ähnlich ergeht es Needy Nebo. Der 22-jährige Churer kann sich ebenfalls gut vorstellen, eines Tages mit weiteren Künstlern und Künstlerinnen zu arbeiten. Zurzeit ist er jedoch noch solo. «Es gibt eine so grosse Bandbreite an Künstler und Künstlerinnen in der Schweiz, obwohl es ein kleines Land ist», meint der Churer. «Es werden auch viele Sprachen in der Musikszene abgedeckt.» Er selbst singt auf Schweizerdeutsch, Deutsch und Englisch, aber auch Kroatisch. «Irgendwann ist es mir einfach zu langweilig geworden, nur zu schreiben.» Seit zwei Jahren singt er nun schon vor Leuten und schreibt seine eigenen Lieder. «Ich wollte endlich singen», erklärt der 22-Jährige und grinst verschwörerisch.

Stimmung: in der Eventhalle im «Loucy» Chur.
Stimmung: in der Eventhalle im «Loucy» Chur.
Sarina Koch

Singen will auch die Gruppe Youngbratz. Sie sind auf dem Weg nach ganz oben. «Wir kennen uns schon, seit wir Kinder waren», so Pantr, der Igiser. Man kann die Freundschaft und dessen tiefe Verbindung der vier Männer förmlich spüren. «Einer von uns hat damals angefangen, selber Songs zu schreiben und zu singen. Wir anderen haben das mitbekommen, es uns angehört und waren von einem Moment auf den anderen total begeistert.» Die anderen drei murmeln zustimmend. Dieser Moment hätte sie alle dazu inspiriert, gemeinsam Musik zu machen. Seit sechs Jahren laufe das nun schon. «Wir waren schon einmal am BandXost», beginnt Yami Lore. «Das war vor einem Jahr. Heute versuchen wir unser Glück ein zweites Mal.» Die Gruppe scheint zuversichtlich zu sein. Ihr Motto: «Wenn wir nur schon eine einzelne Person erreichen, die vor uns auf der Tanzfläche steht und uns gerne zuhört, haben wir alles richtig gemacht.» Wieder zustimmendes Gemurmel und Nicken. Ausserdem erscheint bald ein Musikvideo von ihnen, welches sie mithilfe eines Kollegen auf die Beine gestellt haben. «Wir freuen uns sehr, sehr fest darauf», meinen alle vier Mitglieder der Gruppe Youngbratz wie aus einem Mund. Die Vorfreude ist gross. 

Die Aufregung steigt

Auch Woodenpayama ist aufgeregt. Er ist sehr gespannt auf seinen Auftritt. Der Sänger stammt ursprünglich aus Ungarn und spricht an diesem Abend nur  Englisch. Er ist erst seit zwei Jahren in der Schweiz. Auch er hatte einmal die Idee, sich auszubreiten und eine Band zu gründen. «But that didn't end well» (deutsch: Das ging nicht gut aus), bemerkt er und lacht. 

Ihm war es immer schon wichtig, Musik in verschiedenen Genres zu machen. Egal ob Death Metal oder Pop. Sein grosser Traum ist es, noch mehr Alben zu veröffentlichen und in Zukunft auf mehr Konzerten aufzutreten. 

Das wünscht sich auch Lea Wildhaber. «Es wäre schon der Hammer, wenn ich das eines Tages hauptberuflich machen könnte», meint sie und grinst über beide Ohren. Sie hat schon als Kind zur Musik herumgehüpft und gesungen und später angefangen zu reimen. Mit neun Jahren hat sie dann mit dem Gitarrespielen angefangen, um sich selber begleiten zu können. Ihre Musikkarriere dauert also schon eine ganze Weile an. Ähnlich wie bei Youngbratz, der Vierergruppe aus Igis. «Uns kennen noch nicht so viele Leute, aber unser Ziel ist es, immer weiter zu machen.» Pantr wieder. Die vier Männer sind der Meinung, dass sie ihren Zuschauern und Zuhörerinnen einfach einen «geilen Abend» bescheren wollen und sich mitgezogen fühlen. «Wir würden uns freuen, wenn die Leute uns nach dem heutigen Abend weiterverfolgen und anhören würden. Ich glaube, es würde sich keiner von uns vieren beschweren, wenn wir eines Tages gross rauskommen würden.» Die ganze Gruppe lacht. Naja, wer weiss? Den Publikumspreis jedoch, hat die Gruppe an diesem Abend stolz mit nach Hause nehmen dürfen.

Strahlende Gesichter: Die Jury (Roger Gahler, Lukas Gantenbein alias LUUK und Gianluca Giger v.l.n.r.) freut sich auf den Abend.
Strahlende Gesichter: Die Jury (Roger Gahler, Lukas Gantenbein alias LUUK und Gianluca Giger v.l.n.r.) freut sich auf den Abend.

«Für viele ist es der erste Besuch des BandXost, doch es gibt auch ein paar, die schon einmal dabei waren», erklärt ein Jurymitglied. Die Hartnäckigen, wie er sie beschreibt. Er sitzt zwischen seinen beiden Jurykollegen und grinst. Er freue sich auf den heutigen Abend und sei zuversichtlich, ein paar tolle neue Stimmen zu hören. Sein Kollege neben ihm nimmt einen Schluck Mate und nickt zustimmend. Sie alle hätten die letzte Woche über nur positive Gedanken gehabt, was den heutigen Abend anbelangt. «Es fühlt sich so an, als würde man seine eigene Playlist endlich live hören können.» Der dritte Kollege lächelt. «Songs und Menschen, die man kennt. Leute, die interessante Dinge machen», fügt der Zweite hinzu und nimmt wieder einen Schluck aus der blauen Dose. Draussen ertönt Applaus und Gekreische. Es ist so weit. Ein weiteres Qualifikationsverfahren des BandXost kann beginnen.

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