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Miro Spinas: Leidenschaft für Billard und Präzision am Tisch

Miro Spinas gehört zu den besten Billardspielern der Schweiz – es ist ein Hobby, das viel über den Rhäzünser verrät

Bündner Woche
10.01.25 - 04:30 Uhr
Leben & Freizeit
Ein intensives Hobby: Miro Spinas spielt seit 2017 Billard auf hohem Niveau.
Ein intensives Hobby: Miro Spinas spielt seit 2017 Billard auf hohem Niveau.
Cindy Ziegler

von Cindy Ziegler

Dienstagabend, 18.30 ​Uhr. Feierabend. Aus dem grossen Raum des BIF Billardcenter an der Kalchbühlstrasse in Chur ertönt Musik und farbige Lichter begrüssen die Ankommenden. Im Eingangsbereich hängen Dartscheiben an der Wand. Daneben steht eine lange Bar. Weitet man den Blick, dann sind da viele Billardtische. An einigen davon wird eifrig gespielt. Am ersten ist Miro Spinas dabei, sein Queue auszupacken und zusammenzustecken. Daran erkennt man wohl den Profi. Der Angesprochene lacht. «Tatsächlich geht es ohne mein eigenes Material nicht mehr. Das ist nicht mit den Hausqueues vergleichbar. Bei meinem kann man das Gewicht einstellen», erklärt er, während er die Spitze auf den Holzstab aufschraubt. Er zeigt auf sie. «Die Spitze ist wichtig. Ich habe eine aus Holz und eine aus Carbon. Carbon ist direkter. Und Holz hält ein bisschen mehr aus.» 

Dann zieht er einen Handschuh an, der drei Finger und das Handgelenk bedeckt, die Fingerspitzen, den Ringfinger sowie den kleinen Finger aber freilässt. «Ich spiele immer mit Handschuhen. Ich habe einmal eine wichtige Partie verloren, weil ich schwitzige Hände hatte und abgerutscht bin. Und dann habe ich gesagt, dass mir das nie mehr passiert. Mit den Handschuhen ist das Gefühl immer gleich, weil kein direkter Hautkontakt besteht.» Miro Spinas muss es wissen. Bei der letzten Schweizermeisterschaft wurde er Dritter. Erst kürzlich hatte er den besten Schweizer gar bei einem Turnier geschlagen.

Viel Zeit für das Hobby

Die Atmosphäre im Zentrum ist locker. Fröhliche Feierabendstimmung. Am ersten Tisch aber ist Miro Spinas konzentriert bei der Sache. Er verteilt zehn Kugeln auf dem blauen Tisch. Viel Zeit investiert er in sein Hobby. Im Training feilt er vor allem an seiner Stosstechnik. Wie ein Training aussieht? Er spielt einfache Bälle, die er sicher einlocht. Zehn hintereinander. Und dann nochmals zehn auf der anderen Seite. Ein paar Rückläufer und ein paar Effetstösse, die dem Ball einen Drall geben. Miro Spinas setzt präzise an und führt das Queue in einer geraden Linie auf die Kugel. Mal mit Kraft und mal ganz sanft.

Vom Feld an den Tisch: Jahrelang spielte der Rhäzünser Fussball, nun hat er sich dem Spiel mit den Kugeln verschrieben.
Vom Feld an den Tisch: Jahrelang spielte der Rhäzünser Fussball, nun hat er sich dem Spiel mit den Kugeln verschrieben.
Cindy Ziegler

Miro Spinas ist ein schlanker und ruhiger Mann mit einem klaren Blick. Er wirkt, als könne ihn wenig aus der Ruhe bringen. Und doch müsse er auch noch sehr viel an seinen mentalen Fähigkeiten arbeiten. Im Billard, so erzählt er, mache das Mentale sicher 60 oder 70 ​Prozent aus. «Im Moment bin ich noch recht schwach, was die Mimik meinem Gegenüber angeht. Ich habe kein Pokerface und verrate viel zu viel.» Er sei ein recht emotionaler Mensch. «Deshalb zeige ich viel Schwäche, wo es nicht nötig wäre», sagt der Billardspieler und schüttelt den Kopf. Er ärgert sich, wenn er eine Kugel nicht so trifft, wie er das gerne hätte. Und noch mehr, wenn er das Spiel aus der Hand lässt und der Gegner zum Zug kommt.

Wie Schach auf dem Billardtisch

Billard sei wie Schach auf dem Billardtisch. Ein komplexes Spiel. Und wenn alles aufgeht, dann kommt das Gegenüber nicht zu einem Stoss. Er selbst hat immer mindestens vier davon voraus im Kopf. «Es kommt darauf an, wo die weisse Kugel liegt. Von ihr hängt alles ab», erklärt Miro Spinas. Er habe schon immer immer gerne Wettkämpfe bestritten und sich mit anderen gemessen. Früher hat er viele Jahre Fussball gespielt. Und nun eben Billard. Wir stellen uns die Frage, wie er vom Feld an den Tisch und vom Fuss zur Hand gekommen ist?

«Auch für mich war Billard lange ein Kneipensport. Irgendwann habe ich mich mal für ein Turnier angemeldet – und hatte gegen die guten Spieler keine Chance. Das hat mich geärgert», erinnert sich Miro Spinas. Und so habe er nach seiner aktiven Zeit im Fussball mehr ins Billard investiert und sich zum Ziel gesetzt, auch gegen gute Spieler eine Chance zu haben. Miro Spinas legt das Queue zwischen Daumen und Zeigefinger auf. Er habe verschiedene Techniken ausprobiert. Und diejenige für sich gefunden. «Sie stört am wenigsten meine Linie.» Der Rhäzünser kneift ein Auge zusammen und folgt dem Queue-Ende. 

Während er die blaue Kreide auf der Spitze seines Queues aufträgt, erzählt er von grösseren Turnieren – auch im Ausland. Von Erfolgen und dem Ansporn, besser zu werden. «Als ich 2017 gegen den amtierenden Weltmeister spielte, habe ich zum ersten Mal gesehen, wie man wirklich Billard spielt. Und ich hatte nichts von dem, was er hatte.» 

Nun ist es anders. Die Ziele hat sich Miro Spinas in den letzten Jahren immer höher gesteckt. Ob er irgendwann so weit ist, als Billardspieler kein Ziel mehr zu haben, bezweifelt er. Er selbst spüre das Potenzial, das in ihm schlummert. «Aber ein Profi werde ich nicht mehr, da hätte ich früher anfangen müssen.» Er spielt ein paar Kugeln und wiederholt jeden Stoss, den er als nicht gelungen ansieht.

Beim Billard geht es um Präzision und Weitsicht.
Beim Billard geht es um Präzision und Weitsicht.
Cindy Ziegler

«Ich bin ein offener Spielertyp. Versuche immer, aus einer Situation etwas zu machen. Und ich spiele zügig, andere schlafen fast ein. Bei gewissen Turnieren gibt es deshalb auch ein Zeitlimit pro Stoss», sagt er und lacht. Ein gutes Billardspiel sei für ihn, wenn er den Tisch anschaue und genau wisse, wo und was er machen muss, um keinen Ball zu verlieren. Er hatte zu Hause auch einen Billardtisch. Beim Umzug gab es keinen Platz mehr. «Wenn ich alleine wohnen würde, dann könnte ich den Esstisch mit dem Billardtisch austauschen. Aber daran hätten die Nachbarinnen und Nachbarn wohl keine Freude.»

Billard und Hochjagd

Neben dem Billard ist die Bündner Hochjagd ein grosses und zeitintensives Hobby von Miro Spinas. Auf den ersten Blick zwei gegensätzliche Tätigkeiten. Und doch geht es bei beiden um Präzision und Geduld. Und beide ermöglichen dem in Surses Aufgewachsenen einen Ausgleich zu seiner Arbeit als Schreiner. Der Kontakt mit Menschen faszinieren ihn. Und gleichzeitig fordert ihn das heraus. Miro Spinas überlegt und beschreibt sich dann als fröhlich, lustig und offen. Auf dem kleinen Tisch, neben dem grossen mit den Kugeln, liegt sein Schlüsselbund. Daran nur Schlüssel, keine Anhänger. Auch keine Billardkugel. «Ich bin nicht abergläubisch oder so. Ich brauche keinen Glücksbringer.»

Miro Spinas gibt Tipps, wie man die weisse Kugel am spielen kann.
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