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Junge Unternehmen aus Schiers setzen etwas in Gang

An der Mittelschule in Schiers weht Start-up-Luft: Drei Teams der EMS wurden für ihre Ideen ausgezeichnet und gehören damit zu den besten jungen Unternehmen der Schweiz.

Bündner Woche
23.03.24 - 20:00 Uhr
Leben & Freizeit
Nachhaltig und regional: Die Produkte der drei Unternehmen, die Schülerinnen und Schüler an der EMS in Schiers gegründet haben.
Nachhaltig und regional: Die Produkte der drei Unternehmen, die Schülerinnen und Schüler an der EMS in Schiers gegründet haben.
Bild Cindy Ziegler

von Cindy Ziegler

Das Schulzimmer als Start-up-Büro. Ungewöhnlich und doch passend. Schliesslich wird hier getüftelt, ausprobiert und Wissen erlangt. Betrachtet man das Interieur, könnte man tatsächlich denken, man befindet sich in einem hippen Co-Working-Space. Die jungen Menschen, die sich hier in diesem Zimmer der evangelischen Mittelschule Schiers (EMS) zusammengefunden haben, sind Gründerinnen und Gründer. Sie sind CEOs, CFOs, CAOs, CPOs, CMOs oder CTOs. Sie führen Unternehmen und Teams, sind verantwortlich für die Finanzen, leiten Abläufe, entwickeln Strategien, entwerfen Marketingkonzepte und sorgen dafür, dass die Technik funktioniert. Verantwortungsvolle Aufgaben, die die Schülerinnen und Schüler in der realen Welt erfüllen müssen.

Die Schulglocke läutet. Für das Gespräch mit der «Büwo» haben die Teams der Unternehmen «Holzgruass», «Grischa Duft» und «Candeila» schulfrei bekommen. Im Klassenzimmer sitzen sie zusammen, die Kleidung aufeinander abgestimmt. Auf den Tischen, an denen sie sonst Matheaufgaben lösen oder Aufsätze schreiben, liegen fertige Produkte. Postkarten aus Holz, Arven-Duftbäume und Duftkerzen aus Restwachs. Die Produkte sind das Resultat intensiver Arbeit. Von der Idee über den Businessplan bis zur Herstellung. Alles lag und liegt in der Hand der Jugendlichen.

Regional und nachhaltig

Es ist mehr als eine Maturaarbeit. Es sind Herzensprojekte und echte Unternehmen, das merkt man. Es geht den Jugendlichen darum, Verbindung zu schaffen. Zueinander, zu den Kundinnen und Kunden, aber auch zur Region und zur Umwelt. Alle haben sie sich vor allem Letzteres auf die Fahne geschrieben: Regionalität und Nachhaltigkeit. Warum? «In den Zeiten des Klimawandels können wir kein Produkt entwickeln, das nicht nachhaltig ist», meint Matteo Biancu von «Holzgruass». Die anderen nicken und ergänzen. «Uns als Sportler ist die Regionalität und die Verbindung zur Natur sehr wichtig», heisst es von der anderen Seite des Schulzimmers von den vier Jungen von «Grischa Duft». Und auch die Gründerinnen und Gründer von «Candeila» meinen: «Wir wollen ein Zeichen setzen, dass auch recycelte Sachen cool sein können.»

Das Team von «Holzgruass» (v.l.): Aline Egger, Moritz Döls, Giulia Caminada und Matteo Biancu.
Das Team von «Holzgruass» (v.l.): Aline Egger, Moritz Döls, Giulia Caminada und Matteo Biancu.
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Das Team von «Grischa Duft» (v.l.): Gian-Andri Jud, Flurin Gabriel, Lino Casutt und Aaron Mathis.
Das Team von «Grischa Duft» (v.l.): Gian-Andri Jud, Flurin Gabriel, Lino Casutt und Aaron Mathis.
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Das Team von «Candeila» (v.l.): Mira Spadin, Leoni Bardill, Thomas Mir und Luana Mark.
Das Team von «Candeila» (v.l.): Mira Spadin, Leoni Bardill, Thomas Mir und Luana Mark.
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Cool und souverän beantworten die Jugendlichen Fragen zu ihren Firmen und den Produkten, die sie herstellen und verkaufen. Alle wurden vom Company-Programm von Young Enterprise Switzerland (YES) ausgezeichnet und haben die Pitch Competition Ostschweiz für sich entschieden. Darüber hinaus gehören sie zu den 75 besten jungen Unternehmen der Schweiz. «Holzgruass» wurde zudem für den YES Media Award nominiert, die Jugendlichen rund um «Candeila» wurden gar Regionalsieger der Ostschweiz und durften die Schweiz zusammen mit einem anderen Team an der Handelsmesse in Wien vertreten. Alle Teams aus Schiers werden Anfang April einen Stand an der Handelsmesse in Zürich haben und hoffen auf einen Platz ganz vorne beim Gesamtwettbewerb.

Lehrreich und verantwortungsvoll

Sie haben bei der Verwirklichung ihrer Projekte und bei der Gründung der Unternehmen viel gelernt. Da sind sich die Jugendlichen einig. Insbesondere darüber, wie man in einem Team arbeitet. «Besonders die Frage, wie man zusammenarbeitet, wenn es verschiedene Interessen gibt, hat uns beschäftigt», sagt Moritz Döls von «Holzgruass». Am Anfang seien sie schon etwas ins kalte Wasser geworfen worden. Aber: «Wir sind durch das Projekt alle sehr viel verantwortungsbewusster geworden», erklärt Gian-Andri Jud von «Grischa Duft». Mira Spadin von «Candeila» ergänzt: «Die Doppelbelastung von Schule und der eigenen Firma ist herausfordernd, aber es macht sehr viel Freude.» Offiziell laufen die Projekte noch bis im Herbst 2024. Die Jungunternehmerinnen und -unternehmer sind sich aber einig, dass sie wohl noch mal die Weihnachtsmarktsaison mitnehmen wollen, um die Restbestände zu verkaufen. Danach möchten – und vielleicht auch müssen – sie sich auf die bevorstehenden Maturaprüfungen konzentrieren. Die Projekte werden dann zumindest vorerst auf Eis gelegt. Die Freude aber ist gross. Über das, was sie in Gang gesetzt haben. Und so gehen die Jugendlichen mit einem Lächeln aus dem Zimmer, als die Glocke wieder läutet und die Schule ruft.

«www.yes.swiss»

Bild Cindy Ziegler

«Holzgruass»

«Holzgruass» schafft eine Alternative aus Holz zu üblichen Post- und Grusskarten. Die Karten bestehen aus Prättigauer Fichtenrestholz und sind sowohl mit vorgefertigten als auch mit individualisierbaren Motiven erhältlich. Mit der schweizerischen Post können die Holzkarten mit oder ohne Kuvert verschickt werden. Der Slogan: «A Holzcharta schenka und dabi an öpper denka» fasst die Idee zusammen.

Mehr Infos: «www.holzgruass.ch»

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«Candeila»

«Candeila» stellt Duftkerzen aus recycelten Materialien her. Die Fassung der Kerzen sind alte Konfitürengläser. Der für die Duftkerzen verwendete Wachs wird von kirchlichen Institutionen aus Graubünden gratis zur Verfügung gestellt. Der in Brennstoff getränkte und mittig eingelegte Holzspan aus heimischen Holzabfällen bildet den Kerzendocht. Partner für die ätherischen Öle ist die Churer Firma «feeling». Das Motto von «Candeila»: «I brenna für di.»

Mehr Infos: «www.candeila.ch»

Bild Cindy Ziegler

«Grischa Duft»

«Grischa Duft» produziert Duftbäume aus Holz. Die Duftbäume gibt es in drei verschiedenen Duftnoten. Alle verwendeten Materialien stammen aus der Region. Das verwendete Holz ist Arve, auf welchem mit einem Laser das Logo eingebrannt wird. In den Seiten befinden sich kleine Löcher, in die ein Filz steckt. Über diesen Filz wird das Öl gekippt. Das Ziel der vier Jungs: dass man sich immer und überall zu Hause fühlen kann.

Mehr Infos: «www.grischaduft.ch»

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Meint das den wuchernden Motorfahrzeugeverkehr, «Grischa Duft»? Und «Candeila» entsprechend, denn Kerzen verpesten die Luft ähnlich wie Rauchen, aus Atemwege-Sicht. Medizinisch betrachtet. Im Kanton des "Gesundheitstourismus", von dem man früher ständig hörte, seit Jahren überhaupt nichts mehr. Einmal dürfen Sie raten, warum.

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