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Hans Markutt aus Klosters schreibt Schweizer Tennisgeschichte

Mehr als nur ein paar Schläger: Hans Markutt ist ein Vollblut-Tennismensch. Jetzt hat der Klosterser das schweizweit erste Tennismuseum eröffnet.

Bündner Woche
13.05.24 - 06:30 Uhr
Leben & Freizeit

von Andri Dürst

Klosters und Tennis – diese Verbindung besteht schon lange. Seit über 100 Jahren wird im Prättigauer Ferienort die Sportart im Rahmen von Turnieren ausgetragen. Tennis – so, wie wir es heute kennen – ist aber noch älter: Im Februar 1874, also vor 150 Jahren, liess ein gewisser Walter Clopton Wingfield ein entsprechendes Patent anmelden. 

Dieses Jubiläum ist nur einer von vielen Gründen, die Hans Markutt veranlassten, ein Tennismuseum aufzubauen. Der 67-Jährige gilt als «Mister Tennis» in Klosters. Seit über 40 Jahren ist er bei der Organisation von Turnieren beteiligt. Neben verschiedenen Trainertätigkeiten hat er viel Effort gezeigt, um Klosters zum Schweizer Tennisort schlechthin zu machen. So kann keine andere Ortschaft in unserem Land eine so lange Verbundenheit aufweisen wie der Prättigauer Kurort. «St. Moritz zum Beispiel war zu den Anfangszeiten des Tennis schnell dabei, verlor aber irgendwann den Anschluss.» 

Vom Sammler zum Museumsgründer

Es zeigt sich schnell: Hans Markutt ist nicht nur ein gewiefter Organisator, sondern auch ein wandelndes Lexikon. Es erstaunt daher nicht, dass er ein begnadeter Sammler ist: «Ich habe schon vor dreissig Jahren begonnen, historische Tennis-Gegenstände zu sammeln. Zuweilen fehlte mir etwas die Zeit für dieses Hobby, doch die letzten vier Jahre habe ich mich ihm wieder mehr gewidmet.» Sowieso ist er an der Historie des Sports interessiert: «Ich schaue mir auch heute noch gerne Wimbledon-Aufnahmen aus den 40er- und 50er-Jahren an.»


Vor zwei Jahren stellte er ergänzend zu den «European Junior Tennis Championships», die damals zum 25. Mal in Klosters ausgetragen wurden, eine kleine historische Ausstellung zusammen. Die Resonanz sei positiv gewesen, und so habe man ihn ermutigt, ein richtiges Tennismuseum auf die Beine zu stellen. Hans Markutt machte sich also auf die Suche nach einer geeigneten Lokalität und wurde im Postgebäude an der Bahnhofstrasse in Klosters Platz fündig. Im ersten Obergeschoss fand er einen passenden Raum – nicht zu gross, nicht zu klein. Und auch die Lage ist optimal: Das Lokal ist nur einen Steinwurf vom Bahnhof entfernt, und Parkplätze sind in unmittelbarer Nähe genügend vorhanden. Nachdem das Vertragliche unter Dach und Fach gewesen war, begann er, die Ausstellung zusammenzustellen – und in nur einem Monat war das «Baby» dann geboren. Ende April eröffnete er das Museum und durfte sich schon schnell über positive Rückmeldungen freuen. 

Hans Markutt freut sich, bald viele Tennisfans in seinem Museum begrüssen zu dürfen.

Und tatsächlich: Die Ausstellung hat viel zu bieten. Hans Markutt hat mit einer geschickten Positionierung der Trennwände das Optimum aus dem Raum herausgeholt und eine abwechslungsreiche Sammlung zusammengestellt. So sieht man nicht nur, wie sich der Tennissport im Laufe der Jahre entwickelte, sondern auch, welchen Einfluss er auf Klosters hatte. Daneben kann man die eine oder andere Kuriosität bestaunen.

So gibt es etwa eine Ecke zum Thema Kinderschläger. Betrachtet man die antiken Spielgeräte genauer, fragt man sich, wie die Kinder damit wohl die Ballwechsel geschafft haben. Hans Markutt schmunzelt. «Diese Schläger waren gar nicht zum Spielen gedacht. Sie dienten lediglich als Requisiten für Fotos, mit denen die Eltern zeigen wollten, dass ihre Kinder zur gehobenen Klasse gehören.» Kuriositäten gab es auch für Erwachsene: Unter dem Titel «Speziell» hat Hans Markutt eine Auswahl von dem zusammengestellt, das den Tennissport hätte revolutionieren sollen. Doch weder die Racketts mit geknicktem Griff noch diejenigen mit fast dreieckiger Fläche haben sich jemals durchgesetzt. Eine «Beinahe-Revolution» gab es im Tenniszirkus aber dennoch, und zwar wegen Schlägern mit sogenannter Spaghetti-Bespannung. Die revolutionäre Technologie wurde jedoch 1978 verboten, da beim Turnier in Aix-en-Provence 1977 der Rumäne Ilie Nastase den zuvor in fast 50 Spielen unbesiegten Argentinier Guillermo Vilas mit einem Spaghetti-String-Schläger bezwingen konnte. Vilas Trainer intervenierte beim Internationalen Tennisverband. Dieser führte dann eine Reglementierung für die Racketts ein und die berüchtigten Spaghetti wurden verboten. 

Eine Wand voller Schläger

Aufgrund der heutigen Reglementierung seien in Zukunft auch keine grösseren Veränderungen bei den Racketts zu erwarten, prophezeit der Museumsgründer. Interessant in diesem Zusammenhang ist, dass die Schläger im Laufe der Geschichte bislang nur aus drei Materialien gefertigt wurden. «Fast 100 Jahre lang kamen nur Schläger aus Holz zum Einsatz. In den 1970er-Jahren startete dann eine kurze Phase, in der man auf Metall setzte. Seit 1985 allerdings wird praktisch überall mit Kunststoff-Schlägern gespielt.» Diese Entwicklung wird auch im Museum veranschaulicht: Eine ganze Wand widmete Hans Markutt diesem Thema. Doch woher hat er eigentlich die vielen Gegenstände, die einerseits ausgestellt sind und andererseits im Lager schlummern? «Seit rund zwei Jahren bin ich im Austausch mit der Vereinigung ’European Tennis Collector‘. Auch bin ich fast täglich auf verschiedenen Internetplattformen am Recherchieren und kann dort diverse Trouvaillen ersteigern.»

Wer schon immer einmal mit einem Holzschläger Tennis spielen wollte, kann das im Museum ausprobieren.

Trouvaillen gibt es aber schon jetzt viele. Von der alten Ballmaschine über ausrangierte Bespannungsrahmen für Holzschläger bis hin zu antiken Tennisbällen – zu bestaunen gibt es allerlei. Und damit nicht nur deutschsprachige Gäste die vielen Plakate im Museum verstehen, sind alle Texte auch auf Englisch abgedruckt. «Wir haben heute noch sehr viele britische Gäste in Klosters», erklärt Hans Markutt dazu. Und auch hier kann man wieder einen Bogen zum Tennis schlagen: Es waren die Gäste aus Grossbritannien, die den Sport ins obere Prättigau brachten. Das Tennis wurde so zu einem wichtigen Standbein für den Sommertourismus. «Die Hotels Silvretta und Vereina unterhielten lange Zeit eigene Tennisplätze vor ihren Häusern», erklärt der Museumsgründer und zeigt auf eines der vielen historischen Fotos, die in der «Klosterser Ecke» zu sehen sind. 

Wie spielt es sich mit einem Holzschläger?

Doch das Museum soll nicht bloss aus Gegenständen und Plakaten bestehen. An einer Ballwand kann jeder, der ein bisschen mit Tennisschlägern umzugehen weiss, verschiedene Racketts und Bälle ausprobieren. Auch eine kleine DVD-Sammlung hat Hans Markutt angelegt – inklusive Abspielgerät vor Ort. Durchaus beachtlich ist auch die Bibliothek – einige Laufmeter Bücher stehen den Museumsbesuchenden zur Verfügung. 

Langweilig wird es einem im Tennismuseum also nicht. Ein Besuch lohnt sich auf jeden Fall.

Das Museum befindet sich an der Bahnhofstrasse 11 in Klosters Platz und ist jeweils sonntags, von 15 bis 18 Uhr, oder nach Vereinbarung geöffnet. Weitere Details: www.tennisklosters.ch/anlagen/museum

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