×

Die Fasnachtstradition Schnitzelbank im Sommer

Mitglieder des OK des Schnitzelbankabends über die Entstehung einer Schnitzelbank, ihre Werte und den kommenden Informationsanlass in der Werkstatt.

Bündner Woche
03.06.23 - 16:00 Uhr
Leben & Freizeit
Eine Familie: vier Mitglieder des Organisationskomitee (von links), Corsin Bargetzi, Andi Walder, Edith Fischer und Beat Philipp. 
Eine Familie: vier Mitglieder des Organisationskomitee (von links), Corsin Bargetzi, Andi Walder, Edith Fischer und Beat Philipp. 
Riccarda Hartmann

von Riccarda Hartmann

In einem kleinen Raum mit einem Holztisch und sechs Stühlen in einer Beiz in Chur. Vier der fünf Mitglieder des Organisationskomitees des Schnitzelbankabends treffen sich dort. Es ist Dienstagabend. Sie sitzen, reden und machen Witze. Gefüllte Gläser stehen, Blöcke und ein Laptop liegen auf dem Tisch. Letztere sind bereit, die Notizen festzuhalten, die während der heutigen Sitzung entstehen werden, die zur Planung der Informationsveranstaltung dient, die die Schnitzelbänklerinnen und Schnitzelbänkler am 15. Juni in der Werksatt in Chur halten möchten. Doch davor erzählen sie erst einmal, wie eine Schnitzelbank entstehen kann, was Schnitzelbänkler-Sein für sie bedeutet und wie sie sich die Veranstaltung im Frühsommer vorstellen. Was nämlich mehr einem Treffen gleichen soll.

Wie eine Schnitzelbank entsteht, ist von Gruppe zu Gruppe unterschiedlich. Denn ein Rezept gibt es nicht. Man kann die Verse musikalisch begleiten, was aber nicht zwingend ist. Also, wie sieht eine Entstehung denn bei den OK-Mitgliedern aus? Zuerst beginnt die Themensuche. Für die folgen die Gruppen gleichen Kriterien. Unter anderem muss das Thema auch noch im Februar aktuell sein oder zumindest bei den Leuten schnell wieder aus der Erinnerung auftauchen. Bei Corsin Bargetzi und den «Buccas bletschas» ist ein Kriterium, dass sie mit ihren Bänken auch immer regionale, nationale und internationale Themen abdecken. «Ich sammle das ganze Jahr durch Zeitungsartikel mit Themen, bei denen ich denke, dass sie noch aktuell sein könnten», sagt Edith Fischer von den «Churer Schnudergoofa». Und manchmal können sie dann auch etwas Vergangenes mit etwas Aktuellem koppeln.

Man möchte die Leute unterhalten

«Anstatt Zeitungsausschnitte zu sammeln, mache ich ein Foto von potenziellen Themen und schicke es in den Gruppenchat», meint Beat Philipp von den «Schnitzelpunks». Manchmal habe jemand einen Reim oder ein Wortspiel im Kopf, von dem er denke, dass man es eventuell in einen Vers verpacken könne. Dann mache man sich Notizen. Zu einer Schnitzelbank könne man über das Thema oder auch über den Gag kommen, meint Beat Philipp. Es könne einfach lustiger Nonsense sein, manchmal wolle man jemanden damit sticheln, man könne auch politisch oder gesellschaftskritisch sein. Es sei auch legitim, einen Witz im Internet zu googeln und eine Schnitzelbank darauf aufzubauen, meint er. Am Ende zähle das, wofür der Schnitzelbankabend da ist: «Man möchte die Leute unterhalten».

Die «Pizokel-Kligga» während einer ihrer Schnitzelbänke an einem Schnitzelbankabend.
Die «Pizokel-Kligga» während einer ihrer Schnitzelbänke an einem Schnitzelbankabend.
Bild zVg

Und das sei für Corsin Bargetzi das, was er schön fände. Wenn nach wochenlangem Proben, die Bänke stehen und man auf die Bühne geht, vorträgt und die Leute einfach Freude haben. «Am Abend dann zusammensitzen und wissen, dass der Abend gut gegangen war, die Leute geklatscht und bei den meisten Sprüchen gelacht haben», sagt er, «das ist der grösste Lohn für uns».

In der Kürze liegt die Würze

«Eigentlich ist man als Schnitzelbänkler sehr frei. Vom Text her sollte es ein gewisses Niveau haben, sprich nicht rassistisch und sexistisch sein. Mit der Melodie ist man ebenfalls frei. Man kann verschiedene oder immer die gleiche benutzen», sagt Edith Fischer. Wie das alte Sprichwort sagt: «In der Kürze liegt die Würze», so trifft das auch auf eine Schnitzelbank zu. «Eine Schnitzelbank sollte kurz sein und am Schluss eine Wendung oder eine Pointe haben», sagt Andi Walder von den «Nepomuk-Gaschi».

Und was bedeutet es den vieren, ein Schnitzelbänkler oder eine Schnitzelbänklerin zu sein? «Für mich bedeutet es eine Freude und eine Gemeinschaft. Denn es ist nicht nur der Schnitzelbankabend, der Auftritt als solcher, sondern auch die Vorbereitung darauf», sagt Edith Fischer nach kurzem Überlegen. «Nachher hat man verschiedene Auftritte und nach denen sitzen alle Bänklerinnen und Bänkler zusammen, man musiziert und hat es lustig miteinander, man hat einen Austausch. Mir macht auch einfach das Singen Freude – gut oder nicht gut, das ist ein anderes Thema –, aber mir macht es Freude. Auch die Leute zu unterhalten.» Die drei Männer nicken zustimmend mit den Köpfen. Corsin Bargetzi meint, sie habe es damit auf den Punkt gebracht, fügt aber noch hinzu: «Was ich auch schön finde, ist, dass man auf eine Art eine Familie ist». Auch wenn man Mitglieder der anderen Cliquen unter dem Jahr nicht oft sehen würde, käme man dann zusammen und es wäre so, als hätte man sich das ganze Jahr durch täglich gesehen. Besonders am Schnitzelbankabend. «Man ist in diesem Moment einander recht nahe. Man unterstützt einander. Spricht sich Mut zu und lacht miteinander», sagt er.

Eher ein Informationstreffen

Nach diesem Austausch kommen sie auch schon zum eigentlichen Punkt der Sitzung von diesem Dienstagabend. Der Informationsveranstaltung. Eher ein Informationstreffen mit Interessierten. Die Idee ist es, Informationen weiterzugeben. Neue Schnitzelbankgruppen zu gründen. Es soll ein Kennenlernen und ein Ins-Gespräch-kommen werden. In der Werkstatt mit fünf bis sechs aktiven Schnitzelbänklerinnen und Schnitzelbänklern, die Tipps zum Sprücheschreiben und Vortragen geben können. Oder das, was Interessierte gerne wissen wollen. «Wir werden dort keinen Auftritt machen können, aber die, die Lust haben, sollen kommen und mit uns sprechen und wir erzählen dann», sagt Beat Philipp. Sie erzählen dann über die Entstehung einer Schnitzelbank oder über das Schnitzelbänkler-Sein.

Das Informationstreffen mit aktiven Schnitzelbänklerinnen und -bänklern findet am 15. Juni um 19 Uhr in der Werkstatt Chur statt.

Eine Schnitzelbank
Make Love statt CO2, sägen d’Klima-Aktivischta.
Dr Fritz dä machts, goht mit sim Schatz sofort ab in d’Kischta.
Är hät dänn z’Klima glich belaschtet, wänn au nur ganz kurz,
loht doch dä Kärli wos im chunnt ... ach lömmers, isch jo schnurz.

Inhalt von buew logo
Kommentieren
Wir bitten um euer Verständnis, dass der Zugang zu den Kommentaren unseren Abonnenten vorbehalten ist. Registriere dich und erhalte Zugriff auf mehr Artikel oder erhalte unlimitierter Zugang zu allen Inhalten, indem du dich für eines unserer digitalen Abos entscheidest.
Mehr zu Leben & Freizeit MEHR