Absagen nicht leicht gemacht

Zwar dürfen professionelle Chöre weiterhin proben und ohne Publikum veranstalten, aber für die rund 1500 Laienchöre in der Schweiz gilt wie für andere Freizeit- und Kulturaktivitäten bis auf Weiteres: untersagt. Grund genug für das Davos Festival die Singwoche 2021 nicht einfach abzusagen, sondern als Singwoche 2.1 in den digitalen Raum zu verlegen und professionelle Sängerinnen und Sänger, Laien und Chormitglieder dort zusammenzubringen.
«Das bedeutet nicht, dass wir das geplante Programm nun einfach streamen und man sich von einem Zoom-Meeting ins nächste klickt», erklärt Festivalintendant und Chorleiter Marco Amherd. «Wir mussten das ganze Projekt neu denken, denn digital funktioniert anders.» Gestaltet wird die Singwoche von Orion Vokal 4, dem Aargauer Gesangsquartett. Die vier Sängerinnen und Sänger haben diverse Videotutorials zu Themen wie Kanonsingen, Körperarbeit, Atemtechnik, Body Percussion und Circle Songs erarbeitet. In täglichen Kurzkonzerten gibt das Quartett zudem Einblick in sein breites Repertoire. Alle Tutorials sowie Kurzkonzerte sind kommende Woche auf der Website des Festivals abrufbar. Die Singwoche wird auch in diesem Jahr mit einem gemeinsamen Singen von Laien und Profis starten. «Singen mit Zoom ist keine Alternative, aber eine temporäre Lösung. Als Profisänger konnten und mussten wir damit in den vergangenen Monaten Erfahrung machen und möchten diese gern teilen,» lädt Marco Amherd alle zum digitalen Singen ein. «Es kann gut noch eine Weile dauern, bis wir wieder wie gewohnt und gemeinsam musizieren können.» Das digitale Singen findet am Montag, 15. Februar, um 17 Uhr statt.

Brahms goes «Aequalis»

Das gewohnte Schlusskonzert mit grossem Projektchor versucht man gar nicht erst zu ersetzen. Dennoch wird auch unter den gegebenen Umständen ein Stück bearbeitet und kommt zur Aufführung: Brahms’ berühmtes Lied «Da unten im Tale» wird neu vertont. Alle Interessierten sind eingeladen, einen alternativen Text beizusteuern, welcher eine Verbindung zum Festivalmotto «Aequalis» schafft. Kommenden Freitag vertont Orion Vokal 4 den Gewinnertext.

Vom Winter zum Sommer

Seit Kurzem bringt das Davos Festival einen eigenen Podcast heraus. Einmal im Monat lädt Marco Amherd zum Gespräch mit Persönlichkeiten aus Musik, Politik und Kultur, präsentiert ausgewählte Musik der Festivalkünstler und nutzt die Gelegenheit das diesjährige Festivalmotto Aequalis – das lateinische Wort bedeutet gleich – von diversen Seiten zu beleuchten.
Statt eines Schlusskonzerts bildet der Februarpodcast den Abschluss der Singwoche. Zu Gast ist die Mezzosopranistin Simone Felber, Sängerin im Quartett «famm», welches im Sommer in Davos ein vielsagendes Programm rund um starke Frauen präsentieren wird. Wie erhebt man seine Stimme? Gehört Politik in die Musik? Wie klingt die Heimat, und kann Fremdes zur Heimat werden? Ein Gespräch über starke und schwache Stimmen und alle Grautöne dazwischen. Dazu erklingt Musik der Ensembles «Simone Felbers iheimisch» und «famm».
Ziel der Davoser Singwoche ist es, über die Musik und den Gesang nachhaltige Begegnungen zwischen Menschen zu schaffen. Die Singwoche bringt professionelle Sängerinnen und Laiensänger im jährlich stattfindenden Singprojekt zusammen, um sich intensiv mit der eigenen Stimme und dem Gesang zu beschäftigen. Dieser Anspruch soll auch 2021 Gültigkeit behalten.
 
Die digitale Singwoche 2.1 findet vom 15. bis 20. Februar statt. Die Teilnahme ist kostenlos, und eine Anmeldung ist nicht erforderlich. Alle Infos, das ganze Programm: davosfestival.ch/singwoche.