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«Eine Blase kann schnell platzen»

Vor einigen Wochen wusste noch niemand von ihnen, jetzt starten sie gerade voll durch: Die neue Band Megawatt. Wir haben mit dem Sänger der Band gesprochen, Thomas Graf. Besser bekannt als Frontmann der Bündner Band Mayday.

23.02.20 - 04:30 Uhr
Kultur
Thomas Graf (rechts), der Sänger der neuen Band Megawatt, ist zu Besuch bei Radio-Moderator Simon Lechmann.
Thomas Graf (rechts), der Sänger der neuen Band Megawatt, ist zu Besuch bei Radio-Moderator Simon Lechmann.
SANDRO GANSNER

Thomas Graf. Eigentlich kennen wir Sie hier als Sänger von Mayday. Nun sind sie aber auch unterwegs als Sänger der neuen Band Megawatt. Einer Band unter Starkstrom. Einer Band, die aus fünf Männern besteht. Und damit haben Sie sich einen Herzenswunsch erfüllt.

Nun ja, er wird sich erst noch erfüllen. Denn der Herzenswunsch ist ja, einmal auf einer ganz grossen Bühne zu spielen. Und als Vorband von Gotthard erhalten wir die Möglichkeit dazu.

Warum erfüllen Sie sich den Wunsch erst jetzt?

Ich wollte das schon immer. Mal auf einer grossen Bühne spielen. Aber mit Megawatt hat sich das erst ergeben. Es hat viel mit Glück zu tun. Viel damit, dass wir einen starken Partner gefunden haben, der uns das erst ermöglichen konnte.

Der Partner ist die sehr erfolgreiche Musikproduktionsfirma Hit Mill. Sie haben Euch als etwas ältere Boygroup gegründet und durch ein Casting ausgewählt. Kann man das so sagen?

Nein. So war das nicht. Bei einem gemütlichen Treffen vor anderthalb Jahren kamen ich und Georg Schlunegger von Hit Mill auf die Idee, Mundart-Rock zu machen. Also schrieben wir zusammen ganz viele Songs. Und erst danach dachten wir über die Band nach. Darüber, wie sie sein sollte. Uns schwirrte musikalisch Nickleback im Kopf herum. Wir wollten eine Strom-Gitarre, schöne Melodien zum Mitsingen. Ein Casting gab es nicht. Ich stellte die Band alleine zusammen, indem ich alte Bekannte anrief, mit denen ich musikalisch bereits zu tun hatte. In meinem Alter hat man keine Lust mehr auf Drama. Deshalb muss es unter den Musikern stimmen. Und das tut es. Wir sind eine Band.

Mit einem potenten Partner im Rücken. Wie viel entscheiden und bestimmen die Leute von Hit Mill bei der Musik mit?

Es ist ein schönes Miteinander. Sie wollen, dass es uns gut geht. Schliesslich stehen wir auf der Bühne und müssen performen. Und die Leute sollen Freude haben. Wir können wiederum davon profitieren, dass sie Profis sind, die wissen, wie der Hase läuft. Aber das läuft nicht von Oben-Herab. Das macht man in meinem Alter nicht mehr.

Die Songs, die Sie aber in ihrem Alter schreiben, sind eingängig. Sie erinnern den Hörer an seine Jugend. An lange Haare, Rock, Liebe und verflossene Liebe. Das hört sich nach einer Midlife-Crisis an.

Nein, ich stecke in keiner Krise. Die Geschichten sind aber aus meinem Leben. Geschichten, die ich mit 20 nicht hätte schreiben können. Aber es sind auch Geschichten aus der Gegenwart. Etwa «Wahri Liabi». Wer den Hintergrund nicht kennt, könnte meinen, es richte sich an eine Freundin. Den habe ich aber für meine Tochter geschrieben. «Hinter Diar» ist der Song für meinen Junior, der zurzeit in Amerika weilt. Und «Jede Abschied cha en Afang si» ist für meine Ex-Frau.

Megawatt könnte gross werden. Die Musik ist gut. Die Texte bewegen den Hörer. Es ist Gotthard auf Mundart. Oder Nickleback auf Mundart. Ich kann mir vorstellen, dass funktionieren könnte. Sollte es richtig steil gehen mit Eurer Band, was machen Sie dann mit Ihrem andren Job?

Den werde ich immer behalten. Den will ich nicht aufgeben. Wenn in der Musik was geht, freut mich das. Aber ich werde mich davon nicht abhängig machen. Eine Blase kann schnell platzen. Und ohne sauberes Fundament kann man dann in ein Loch fallen. Ausserdem ist mein Job mein Ausgleich. Und ich liebe meine Arbeit. (ivk)

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