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Ein vielseitiger Zauberer geizt nicht mit Worten

Der wortgewandte Michel Gammenthaler hat in Glarus ein Feuerwerk von Pointen losgelassen – mit seinen unzähligen Geschichten, aber auch mit verblüffenden Zaubertricks.

Südostschweiz
18.02.20 - 04:30 Uhr
Kultur & Musik
Magie? Michel Gammenthaler lässt das Publikum im Ungewissen darüber, wie die Sonne auf das weisse Blatt gekommen ist.
Magie? Michel Gammenthaler lässt das Publikum im Ungewissen darüber, wie die Sonne auf das weisse Blatt gekommen ist.
PETER MEIER

Von Peter Meier

Wortreich, einherparlierend, was das Zeug hält, die grosse Zuhörerschar schon fast überschwänglich begrüssend, riesig charmant und mit einer überbordenden Menge an Erlebnissen, Erkenntnissen und Begegnungen, die behandelt sein wollen: So steht der Comedian und Zauberer Michel Gammenthaler an diesem Donnerstagabend auf der Bühne der Kanti-Aula in Glarus. Man spürt rasch, dass er routiniert ist, dass er weiss, was beim Publikum ankommt.

Das kostet er genüsslich aus, er reiht zuweilen einen Heiterkeitsfaktor an den andern, ist liebenswürdiger «Hansdampf in allen Gassen». Er greift auf, was die Massen bewegt. Er konfrontiert mit vielem, was man längst weiss, auch schon erlebt hat, aber nicht «à la manière de Gammenthaler». Er ist unnachahmlich wortgewandt, keck, gestenreich, mit riesigem Tempo unterwegs.

Halt macht Gammenthaler vor fast nichts; er thematisiert, was nach seiner Meinung und Erfahrung für gute Stimmung und Lacher taugt. Das mag einige dann betroffen machen, wenn es einst Teil des eigenen Lebens und in solchen Momenten gar nicht lustig war. Gammenthaler nimmt das in Kauf. Kaum einmal äussert er sich abschätzig, negativ wertend oder jemanden blossstellend. Auf einem zuweilen schmalen Grat bewegt er sich geschickt, geschmeidig, klug agierend.

Ein Zauberer von Kindsbeinen an

Mit der Begrüssung erlebt man schon mal, zu welchem Segment man gehört. Es fallen Begriffe wie langlebig, alt, langweilig, jung, interessant, fröhlich, griesgrämig. Gammenthaler zeigt auf, dass er schon früh Zauberer – und nur das – werden wollte. Er könne locker mit allem zaubern.

Er beweist das unter Zuhilfenahme von Becher, Bällchen, Zitrone, Orange und anderem; mit jenem magischen Tempo, das bei allen Laien Staunen und Verblüffung auslöst. Seine Überraschungs- und Überredungskünste sind Teile des unbestritten grossen, seine Bühnenjahre prägenden Erfolges. Man vernimmt beispielsweise etwas über weisse Eulen, Effektkategorien, Verwandlungen, Kommunikationsformen aller Art samt deren Auswirkungen. Er schöpft wahrlich aus dem Vollen, ist bewegend munter, witzig, zuweilen liebenswürdig übertreibend, immer dem Lacheffekt verpflichtet. Er spielt mit Situationen, hat eine wahre Fülle an derartigen Momenten bereit. Er versteht das Verweben in meisterhafter Weise, braut Wortgebilde aus zahlreichen Fakten zusammen, auch da wird es magisch. Und hat man sich mit irgendeiner der vielen Halb- oder Ganztatsachen arrangiert, folgt schon die nächste kleine Flutwelle.

Ist es magische Gedankenübertragung?

Man kommt bei seinen Tricks zum Beispiel nicht draus, wie sich eine entschwebende Seite in einem aus weissen, unbeschriebenen und durchnummerierten Blättern bestehenden Buch eingliedert oder wie Wörter aus einem andern Buch via Gedankenübertragung auf einem Karton erscheinen. Was man versteht: Weshalb Frauen dann übersinnlicher sind, wenn ihnen der quirlige Zauberer hilft. So oder so: Gammenthaler bezieht sein Publikum mit ein, mit amüsanten Effekten.

Und ganz am Schluss wird auf Vergangenes, die beim Ausgang erhältliche DVD und das künftige Programm hingewiesen – und dann ist es vorbei mit den anregenden Munterkeiten.

Halt macht Michel Gammenthaler vor fast nichts; er thematisiert, was nach seiner Meinung und Erfahrung für gute Stimmung und Lacher taugt.

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