Somafon serviert Appetithäppchen
Die Glarner Choreografin Brigitta Schrepfer gastiert mit «Amuse bouches» in der Aula der Kantonsschule Glarus.
Die Glarner Choreografin Brigitta Schrepfer gastiert mit «Amuse bouches» in der Aula der Kantonsschule Glarus.

Brigitta Schrepfer ist Choreografin, Tänzerin, Gründerin der Compagnie Somafon und wurde in Glarus Nord mit dem Kulturpreis ausgezeichnet. «Amuse bouches» heisst ihre jüngste Produktion, und das Stück dürfte auch Leute ansprechen, die mit Tanz ansonsten wenig am Hut haben.
Schrepfer selbst schreibt dazu: «Wenn ich ins Theater gehe und Tanzproduktionen anschaue, mische ich mich danach bewusst unter das Publikum, um zu belauschen, was die Leute beschäftigt.» Das listet Schrepfer in einer kleinen Zusammenfassung auf: Die Produktion berührt oder vermittelt zu wenig; oft fehlt die Inspiration, die sich auf die Zuschauer übertragen könnte; es fehlt der Anknüpfungspunkt zum realen Leben; es dauert immer so lange; es wird zu lange bei einer Idee geblieben, von der man oft nicht einmal sehen kann, woher sie überhaupt gekommen ist; es hinterlässt beim Publikum den fahlen Beigeschmack, dass es einfach zu wenig gebildet sei, um diese Kunst zu verstehen.
«Dies ist bestimmt keine Motivation, ins Theater zu gehen und sich mit Tanz auseinanderzusetzen», findet Schrepfer.
«Häppli» à la minute
Nach etlichen abendfüllenden Produktionen auf grossen Bühnen strebte sie daher eine lustvolle Verdichtung in Zeit und Raum an. Statt einem langen Stück, das eine Bühne von acht mal zehn Metern braucht, kreierte sie mehrere mundgerechte «Häppli» à la minute, die nur eine Fläche mit einem Radius von zwei Metern benötigen.
Im Glarnerland aufgewachsen, weiss Brigitta Schrepfer schon als Siebenjährige, dass sie Tänzerin werden will. Die Bewegung und speziell den Tanz empfindet sie als ihre «Sprache», mit der sie Unsichtbares kommunizieren kann. Wobei sie sich nicht für eine bestimmte Technik oder ein bestimmtes Tänzerbild interessiert; es geht ihr um das Kommunizieren mit körperlichen Ausdrucksmöglichkeiten.
In ihrem ersten, pädagogischen Studium interessiert sie sich daher vor allem für die psychologischen und gestalterischen Fächer. Zum Ausdruck kommen diese in ihrem zweiten Studium zur diplomierten Tanzpädagogin SBTG (Schweizerischer Berufsverband für Tanz und Gymnastik) – und in ihrem weiteren Schaffen als Tänzerin und Choreografin.
Hip-Hop in New York
Schrepfers Bewegungstechnik basiert auf der Sigurd Leeder-Technik, die nach dem verstorbenen deutschen Tänzer, Choreografen und Tanzpädagogen benannt ist, und auf amerikanischen Modern-Dance-Techniken. Schrepfer erhält 1994 von ihrem Heimatkanton ein einjähriges Stipendium, um sich in New York mit neuen Tanzrichtungen und choreografischen Prozessen auseinanderzusetzen. Wichtige Tanzgebiete sind neben den schon erwähnten Techniken Hip-Hop, Ballett, Release-Techniken, Improvisation und Kontaktimprovisation.
Alle Potenziale ausschöpfen
Im Schrepfers Arbeitsprozess werden mitwirkende Tänzerinnen, Schauspieler oder Musiker früh einbezogen, um sich über gemeinsame Improvisationen dem Thema zu nähern. Durch den Führungsstil ihrer künstlerischen Leitung möchte sie das Potenzial aller Mitwirkenden ausschöpfen und einbeziehen.
Seit 1992 hat sie 17 abendfüllende Choreografien und vier Kurzstücke für ihre Compagnie Brigitta Schrepfers Somafon kreiert und spielt diese im In- und Ausland. Seit 2008 wirkt sie als Dozentin an der Zürcher Hochschule der Künste.
«Ich möchte den Leuten auf der Bühne einen Anknüpfungspunkt zum Alltag geben und sie für den Tanz begeistern, weil ich glaube, dass Tanz etwas Universelles hat, wenn es mit den Menschen zu tun hat», sagt sie. Wenn das Publikum nahe am Tanz sein könne, sei sie überzeugt davon, dass es sich dadurch wieder an den Tanz wagen und etwas ganz Neues sehen wolle. (red)
Auftritt in Glarus: Samstag, 25. Januar, um 20 Uhr, Aula Kantonsschule. Abendkasse ab 19 Uhr, Vorverkauf bei Baeschlin Bücher in Glarus, Telefon 055 640 11 25 oder unter www.kulturgesellschaft-glarus.ch.