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Ein berührendes Werk erinnert an den Bergsturz

In der Kirche in Elm ist am Sonntag die Kantate des Komponisten Friedrich Schneeberger uraufgeführt worden. Sie erinnert an den Bergsturz von Elm, der am 11. September 1881 fast ein ganzes Dorf auslöschte.

Südostschweiz
22.10.19 - 04:30 Uhr
Kultur
Volle Kirche: Die vielen, persönlich eingeladenen Gäste lauschen den Vorträgen der Frauenchöre.
Volle Kirche: Die vielen, persönlich eingeladenen Gäste lauschen den Vorträgen der Frauenchöre.
HANS SPECK

von Hans Speck

Die Kirche war am Sonntagvormittag bis auf den letzten Platz gefüllt. Grund dafür waren sowohl die Uraufführung der Kantate als auch die anschliessende Einweihung des Kulturschopfes. Für die Entstehung der epochalen Kantate «Erinnerung an das Unglück von Elm» waren ein Dichter und ein Musiklehrer verantwortlich. Und beide hiessen mit Vornamen Friedrich.

Das ergreifende musikalische Werk des Komponisten Friedrich Schneeberger erinnert an den Bergsturz von Elm vom 11. September 1881 und ist eine Hommage an die 114 Opfer dieser Tragödie.

Der Text zur Kantate stammt aus dem Gedicht «Das Unglück Elms» des Schweizer Dichters Friedrich Bachmann und enthält eine Deklamation und zwei Rezitative.

Vorgetragen hat die Kantate der Frauenchor Niederurnen unter der Leitung von Verena an den Matten, verstärkt vom Frauenchor Elm unter der Leitung von Esther Rhyner. Bachmanns Gedicht mit den teils markanten Versen – rezitiert von Verena an den Matten – erinnert stolz triumphierend und gleichzeitig schrecklich traurig an die Ereignisse vor 138 Jahren.

Suche endet im eigenen Dorf

Kaspar Rhyner, alt Ständerat und Präsident der Stiftung Pro Elm, blieb es vorbehalten, die vielen persönlich eingeladenen Gäste in seiner gewohnt urigen Art herzlich willkommen zu heissen. Gleichzeitig wies er charmant darauf hin, am Schluss der Veranstaltung ja nicht zu vergessen, die Mobiltelefone wieder einzuschalten. Natürlich hatte das Elmer Urgestein damit die Lacher auf seiner Seite.

Rhyner war dank einer ehemaligen Freundin nach vielen Jahren auf Schneebergers Kantate aufmerksam geworden. Kurz darauf stand sein Entschluss fest: «Diese Kantate muss unbedingt in der Kirche Elm uraufgeführt werden.»

Ein schwieriges Unterfangen, zumal das Werk Sängerinnen und Sänger vor höchste Ansprüche stellt. Auf der Suche nach einem geeigneten Chor wurde Rhyner dann im eigenen Dorf fündig. Der Frauenchor Elm mit Dirigentin Esther Rhyner sollte sich der Aufgabe annehmen. Um ihr auch gewachsen zu sein, wurde der Frauenchor Niederurnen ins Boot geholt. Dass dieser Entscheid richtig war, bewies der überzeugende Auftritt beider Chöre in der Elmer Kirche. Die Standing Ovation am Schluss war ein verdienter Lohn.

Der Elmer Peter Wettstein-Wille erläuterte die Geschichte und Entstehung der Elmer Kantate und wagte seinerseits sogar den Versuch, den Festbesuchern Schneebergers bekanntestes Lied vorzutragen, «Der letzte Postillon vom Gotthard».

Schneeberger wurde am 25. Februar 1843 im bernischen Schoren bei Langenthal geboren und besuchte die dortigen Schulen. Nach einer Lehre in Langenthal absolvierte er das Lehrerseminar in Münchenbuchsee und wurde nach dem Abschluss Lehrer in Wynigen. Später war er Gesangslehrer in Aarberg, während er sich selber im Gesang bei Gustav Weber weiterbildete.

Kulturschopf eingeweiht

Von 1872 bis 1899 war Schneeberger Gesangslehrer am Progymnasium in Biel. Danach gründete er dort ein Musikgeschäft und einen Musikverlag. In seiner Zeit als Komponist entstanden rund 300 Chorwerke. Sein wohl bedeutendstes Werk wurde das 1882 komponierte Lied «Der letzte Postillon vom Gotthard», die Vertonung eines Gedichts von Arnold Lang. In der Schweizerischen Nationalbibliothek sind 32 Titelaufnahmen als Komponistennachlass erfasst. Friedrich Schneeberger verstarb am 21. Mai 1906.

Wenn das 2018 umgebaute ehemalige Schiefertafellager sprechen könnte, wüsste der Holzschopf wohl eine unglaublich lange Geschichte aus der Zeit des Schieferabbaus und der Produktion von Schiefererzeugnissen zu erzählen. Aber auch in späteren Jahren erfüllte der Schopf verschiedene Zwecke. Er gehörte einst zur Schiefertafelfabrik und diente anfangs hauptsächlich als Lager für Schiefertafeln. Die Gemeinde Elm übernahm das Gebäude 1930 von der in Schieflage geratene Schieferbruch AG. Von 1941 bis 1963 diente der Schopf als Holzlager für die Schulhausheizung und später als Lager für das Material des Forstdienstes der Gemeinde.

2016 konnte die Stiftung Pro Elm das Gebäude kaufen, um es neu zu nutzen. Dank finanzieller Unterstützung der Schweizer Patenschaft für Berggemeinden und dem Glarner Heimatschutz wurde das alte Holzlager in unmittelbarer Nähe des Schiefermuseums umgebaut und dient nun als Gästeempfang, Probelokal oder für kleinere Anlässe. Am Sonntag wurde das Lokal bei einem Apéro feierlich eingeweiht.

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