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Liebe, Musik und Magie: In Braunwald gibts ein Spektakel

Extra fürs Schlusskonzert der 84. Musikwoche Braunwald wurde eine eigene Fassung von «King Arthur» durch Regisseurin Ann Allen und Singwochenleiter Reto Cuonz erstellt und während einer Woche einstudiert.

Südostschweiz
05.09.19 - 04:30 Uhr
Kultur
Raitis Grigalis und Jessica Jans proben dort, wo sie die Oper am liebsten auch aufführen würden: draussen.
Raitis Grigalis und Jessica Jans proben dort, wo sie die Oper am liebsten auch aufführen würden: draussen.
SWANTJE KAMMERECKER

Vor Braunwalds Tödihalle bescheint die Nachmittagssonne eine ungewöhnliche Szene. Eingewickelt in blaue Tücher, liegt der Solist Raitis Grigalis am Boden. Er verkörpert die Rolle des «Frosts» und muss doch unweigerlich tauen, wenn Cupid, der Liebesgott alias Jessica Jans, ihn mit Gesang und Tanz bezirzt. Eine Schlüsselszene der Oper, welche Regisseurin Ann Allen mit den beiden bis ins Detail durchspielt, dabei wird aber auch viel gelacht.

Anschliessend wird noch die Heiratsszene geprobt. Da sind die zwei dann wieder Menschen statt allegorischer Figuren. Die Natur ringsumher inspiriere gewaltig, finden alle drei. Am liebsten würden sie die Oper outdoor spielen. Was fasziniert an diesem Barockwerk von 1691, das zwar seinerzeit ein grosser Erfolg am Londoner Queen’s Theatre war, aber heute wenig aufgeführt wird? «Die tolle Musik», sagen Solisten, Dirigent, Regisseurin und Chorleute einhellig. Dass sie lautmalerisch, stimmungsvoll, witzig sei, aber man eben auch dieses Leichte, Tänzerische, gut herausarbeiten müsse.

Noch einmal, noch einmal

Was das heisst, kann man bei der Chorprobe mit Reto Cuonz in der Tödihalle beobachten. Am dritten Probentag hat der Singwochenleiter bereits die ganze Oper einmal durchsingen lassen. Nun heisst es, an Details ackern. «Das ist eigentlich das Schwierige», so eine Sängerin in der Pause. Mit schwungvollem Dirigat und präzisem Vorsingen zeigt Cuonz beharrlich auf, wie er es haben will. «Come, follow me! Follow me!» – nochmals und nochmals wieder lässt er etwa diese eine Zeile erklingen, achtet auf jede Betonung, jeden Spannungsbogen.

Cuonz, der Musiker aus Braunwald, hat «King Arthur» schon einmal am Cello im Münchner Prinzregententheater mitgespielt. Für die Idee von Solistin Jessica Jans (die in der Musikwoche jeweils das Einsingen leitet), dieses Werk in Braunwald zu spielen, war er sofort zu haben. Ist er doch ein erklärter Purcell-Fan und hat hier schon andere halbszenische Opern erfolgreich aufgeführt. Doch die Spiel- und Sprechteile der Oper sind so lang, dass sich Regisseurin Ann Allen ein gutes Konzept überlegen musste. «Damals, für das alte England, war natürlich das Theater die Hauptsache.»

Sie hat nun grosszügig Text gekürzt und neue Übergänge geschrieben, arbeitet vermehrt mit visueller Dramaturgie, welche sich mit der Musik verwebt. Wie die farbigen Tücher, in welchen sich die Protagonisten immer wieder neu verwickeln und sich daraus lösen. Gespannt darf man sein, wie Anna Allen und Reto Cuonz das «very britische» Heldenepos hier und heute im Bergkanton interpretieren werden.

Zum Mitzittern, Schmachten und sich überraschen lassen ist diese Liebesgeschichte aber bis heute perfekt. Kann King Arthur seine Verlobte Emmeline aus den Händen des bösen Feindes retten? Mit Mut und edler Gesinnung allein gehts nicht – Zauberer, Naturgeister und Gottheiten mischen kräftig mit. Mehr zum grossen Musikwochenfinale, das von über 60 Chorsingenden, dem Ensemble La Fontaine, Solisten, der Tänzerin Kendra Walsh und Sprecher Peter Jecklin ausgeführt wird: www.musikwoche.ch. Freitag, 7. September, um 20 Uhr, in der Tödihalle Braunwald.

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