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Die Neuerfindung eines wahren Helden

Einer der Höhepunkte des Jubiläums 100 Jahre Lia Rumantscha ist die Theaterproduktion «Tredeschin Retg». Regisseur Manfred Ferrari erzählt, welche Überraschungen die Zuschauer erwarten.

30.07.19 - 04:30 Uhr
Kultur

Tredeschin ist die Geschichte eines 13. Sohns, der in die Welt hinauszieht und am Ende die Hand der Prinzessin und ein ganzes Königreich erhält. Im Engadin ist Tredeschin Kult. Und genau diese Geschichte wird nun in Zuoz in neuer Fassung aufgeführt. Gleich drei Autoren stecken hinter dieser modernen Version: Fabiola Carigiet, Göri Klainguti und Tim Krohn. Regisseur ist Manfred Ferrari, und er sagt vom Stück: «Tredeschin ist in der kollektiven Sozialisierung von Graubünden tief verankert.» Er selber habe die Geschichte vorher nicht gekannt, doch sie wurde ihm mittlerweile vielfach erzählt, interessanterweise immer ein bisschen anders. «Das ist das Spannende, denn wir machen hier ein Theater über eine Geschichte, von der jeder denkt, er kenne die ultimative Version», sagt Ferrari.

Gespielt, gesungen, getanzt

Bei «Tredeschin Retg» gibt es zwar Anknüpfungspunkte, man erkennt die Geschichte, muss sie gelegentlich aber auch etwas suchen. «Ab und zu wird der Zuschauer den Kopf schütteln und meinen, dass das nicht übereinstimmt mit dem, was er kennt», warnt der Regisseur vor. Die Geschichte sei tatsächlich zuerst im Autorenteam und dann im Ensemble bewusst dekonstruiert und dann wieder neu zusammengefügt worden. Die Originalversion von Tredeschin war lediglich die Basis. «Neue Erzählstränge wurden hinzugefügt, die Geschichte wurde der Zeit angepasst, es kamen neue Sichtweisen hinein, zum Beispiel diejenige der Prinzessin», erläutert er. Auf der Bühne wird gespielt, gesungen, getanzt.

«Es läuft sehr viel»

Wer nicht nur beibehalten wurde, sondern sogar eine stärkere Präsenz erhalten hat, ist der Papagei. «Die Kinder werden die Geschichte sofort verstehen. Der Papagei plustert sich auf», sagt Ferrari lachend. Ein Theaterstück zu erschaffen, das sowohl für Kinder als auch für Erwachsene funktioniert, war ein Thema. «Aber es ist eine allgemein verständliche Geschichte, und es läuft sehr viel. Wenn man ein Märchen auf die Bühne bringt, hat man einen Schatz an Situationen. Weder Logik noch Psychologie spielen eine grosse Rolle, man kann mit Farben und Formen spielen», schwärmt Ferrari. Langweilig werde es nicht, dafür lege er seine Hand ins Feuer.

Fadrina Hofmann ist als Redaktorin für die Region Südbünden verantwortlich. Sie berichtet über alle gesellschaftlichen, politischen und wirtschaftlichen Themen, die in diesem dreisprachigen Gebiet relevant sind. Sie hat Medien- und Kommunikationswissenschaften, Journalismus und Rätoromanisch an der Universität Fribourg studiert und lebt in Scuol im Unterengadin. Mehr Infos

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