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So doziert der «Bassimist»

Den Appenzeller Daniel Ziegler kennt man vor allem aus der ehemaligen Fernsehsendung «Giacobbo/Müller». In dieser hatte er im Hintergrund vor allem tunlichst zu schweigen. In Näfels stand er mit seinem Soloprogramm «Bassimist» im Mittelpunkt.

Südostschweiz
23.06.19 - 04:30 Uhr
Kultur
In seinem Soloprogramm «Bassimist» zeigt Daniel Ziegler, dass er mehr kann, als im Hintergrund zu schweigen.
In seinem Soloprogramm «Bassimist» zeigt Daniel Ziegler, dass er mehr kann, als im Hintergrund zu schweigen.
PETER MEIER

In den Sendungen des Schweizer Fernsehens mit den Kabarettisten Victor Giacobbo und Mike Müller sah man Daniel Ziegler stets nur auf der Seite, am Rand des Geschehens. Als – deshalb begreiflicherweise – griesgrämig dreinblickender, desinteressierter Bassist durfte er nur selten ein kleines Solo bieten und hatte ansonsten tunlichst zu schweigen. Einen grossen Soloauftritt hatte der Ausserrhoder nun im Anschluss an die Mitgliederversammlung der Kulturgesellschaft Glarus im Freulerpalast in Näfels.

Ziegler stellte sofort und unmissverständlich klar, dass er den Begriff «Humor» sehr wohl kenne, ihn lebe und schätze. Zudem verstehe er einiges von der Musik und wisse sachkundig zu referieren. Das tat er in kurzen Hosen, Socken, einem passenden Hemd «und fertig». So könne er die Technik uneingeschränkter bedienen, sagte er.

«Stachel in musikalischer Seele»

Dann fegte Ziegler querbeet los. Er dozierte über Dur und Moll, nahm Kinderlieder auf die Schippe, führte vertiefend aus, wie ein Lied in Dur in Moll einfach besser aufklinge und sogar ein Tränchen zu lösen vermöge. In seinen Betrachtungen berücksichtigte er auch ohrwurm- und hitverdächtige Schlager aus dem gesamten Alpenraum und hielt fest, dass ihm die Bedachtsamkeit des schweizerischen Liedguts «irgendwie ein Dorn im Auge» sei; ein «Stachel in der musikalischen Abteilung der Seele». Das töne einfach zu bieder. Da müsse Schwung, beseelter Rhythmus, eine Portion Tanz rein.

Zum Mittun lud er die Hälfte der vordersten Reihe ein; er am Bass, die Musikkundigen mit Rhythmusinstrumenten und passenden Rufen. Das war gewaltig, vergnüglich, wechselreich. Ziegler redete über die Tonleiter, die Vermischung von Tonfolgen. Er bezog den Rhythmus derart stürmisch ein, dass einem fast schwindlig wurde. Man begriff nicht alles, was da doziert wurde, erahnte aber Möglichkeiten des eventuell hitverdächtigen Ausgestaltens.

Ein wirbliger Lehrer

Langeweile verflog unweigerlich. Ziegler war charmant, fordernd und ungeduldig, wenn es ihm zu langsam zu- und herging, witzig, zuweilen willkommen frech. Er vermengte eine Fülle von Einzelheiten. Er entpuppte sich als riesig wirbliger Lehrer, der die musikalische Grundschulung schon fast links liegen liess und sich in höheren Sphären bewegte. Er wirbelte zu «alli mini Äntli» herum, vermengte anderes damit oder zeigte auf, wie monoton Alphornklänge und der Sirenenalarm im Katastrophenfall sind.

Es war erfrischend, fordernd, kunstreich. Die Wortkaskaden und das enorm elegante, virtuose Spiel auf dem Bass kamen einer Fülle von vergnüglichen Erkenntnissen gleich. Und vieles bettete Ziegler in eine Grafik ein. Der senkrechte Strich zeigte den Grad der Stimmung, die waagrechte Linie war gleichbedeutend mit der fortschreitenden Zeit. Dazwischen war die Leere, die sich langsam füllte.

Ziegler war charmant, fordernd und ungeduldig, witzig und zuweilen willkommen frech.

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Und das soll Kultur sein?sicher ein guter Bassist aber dann ist Schluss mit lustig.Kommt mir vor wie jede Miss Schweiz die auch Sängerin sein will.Da ist es ein Bassist der Komiker sein will.

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