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Mugg lebt im Buch weiter

Der vor Kurzem verstorbene Clown Mugg hat nebst seinem Zirkus in Betschwanden ein weiteres Vermächtnis hinterlassen: ein Buch über sein Lebenswerk.

Martin
Meier
15.06.19 - 04:30 Uhr
Kultur

90 Minuten, nachdem Clown Mugg sein «Gut zum Druck» gegeben hat, war er tot. Trotzdem lebt er weiter: Er ist es, der ab der Leinwand die Gäste willkommen heisst – in seiner Zirkusstadt in Betschwanden, mit einer über 200-seitigen Visitenkarte, mit Geschichten zum Staunen.

300 Gäste haben am Donnerstagabend an der Buchvernissage im Zeltrund Platz genommen, die «Direktoren» in der ersten Reihe: Rechts sitzt Glarus Süd-«Direktor» Mathias Vögeli, links Zirkus-Direktor Franco Knie und in der Mitte Erziehungsdirektor Benjamin Mühlemann. Letzterer sei auch Zirkus-Direktor, meint Vögeli, «weil Erziehung schliesslich auch Zirkus ist». Franco Knie sieht es ähnlich: «Zirkus ist alles, und alles ist Zirkus.»

Das rote Ballonherz steht dafür da, sinnbildlich, dass Muggs eigenes zu schlagen aufgehört hat. Es leuchtet von der Titelseite. Der Clown hälts in der Hand, so wie Urs Muggli geleibt und gelebt hat, als wollte er dem Betrachter zurufen: «Hereinspaziert!»

Erfolgsformel gefunden

Also: Vorhang auf zum Werk, das für Muggli jetzt «zum Vermächtnis» wird, wie Verlegerin Gaby Ferndriger an der Vernissage – merklich traurig – sagt.

Vorhang auf für eine zauberhafte Zirkusgeschichte, für eine «gefundene Erfolgsformel», wie Franco Knie im Buch-Vorwort Clown Muggs Lebenswerk umschreibt. Dabei handelt es sich um eine bunte, gelb-rote Portiere, die Madeleine Kuhn-Baer für ihre Texte öffnet, die mit zauberhaften Bildern von Fotograf Sasi Subramaniam zusätzlich bereichert werden. Mit Bildern, die eben zeigen, dass Clown Mugg nicht nur geleibt und gelebt, sondern auch geliebt hat. Mit einem Augenmerk auf die Kinder, denen er den Manegenduft schmackhaft machte. Mit einem Augenmerk auf die Buben und Mädchen, die für einmal Zirkusprinz und -prinzessin spielen durften. Das waren nicht wenige: «Alleine im vergangenen Jahr zählte die Zirkusstadt 4000 Übernachtungen», weiss der zuständige Tourismusdirektor Fridolin Hösli. «Darunter waren 3143 Kinder.»

Clown aus Berufung

Franco Knie, der auch Erfahrungen mit einer echten Prinzessin hat, bezeichnet Mugg in seiner Rede als «Clown aus Berufung» und «Zirkusdirektor aus Leidenschaft». Er bezeichnet Mugg auch als «Botschafter, der auf grandiose Art den Zirkus seines Herzens vom kleinen Bergkanton ins ganze Land hinausgetragen hat.»

«Auf Wiedersehen. Kommt gut nach Hause. Auf ein nächstes Mal.» Mathias Vögeli verdeutlicht in seiner Würdigung, dass der Abschied auch im Leben vorhanden ist. «Man winkt einander zu und denkt nicht daran, dass es ein letztes Mal sein könnte.» Wie anders sei es aber, wenn es kein Wiedersehen mehr gibt. «Ich habe Urs Muggli ein letztes Mal an der Glarner Sportgala erlebt, wie er alle wunderbar unterhalten hat.» Das war am Freitag vor der Landsgemeinde. Im neu erschienenen Buch lebt dieser, Mugglis letzter Auftritt, nochmals auf. Mit einem doppelseitigen Farbbild, das den Clown, fast zuhinterst im Buch, zusammen mit dem Abfahrtsweltmeister von 2015, Patrick Küng, zeigt.

«Unvergessen bleiben die beeindruckenden, geistreichen Begegnungen mit einer vielseitig interessierten, gebildeten Persönlichkeit», sagt Franco Knie. «Eine Persönlichkeit, die ein Lebenswerk hinterlassen hat, das unvergleichlich und einzigartig ist.» Und Knie weiter: «Ein Lebenswerk, das eine Fortsetzung findet.»

Das letzte Bild des Buchs gehört denn auch der Zukunft – Mugglis Erben, die das Glarner Zirkuswunder weiterführen werden.

Madeleine Kuhn-Baer/Sasi Subramaniam: «Zirkus Mugg. Eine Geschichte zum Staunen». 208 Seiten. Baeschlin Verlag.

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