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Lukas Hobi: «Ennenda ist unsere Basis»

Lukas Hobi ist der Produzent der neuen SRF-Serie «Frieden». Im Interview beantwortet er fünf Fragen zum achttägigen Dreh in Glarus.

Südostschweiz
25.05.19 - 04:30 Uhr
Kultur

1 Warum liegt das Geburtshaus der Brüder, um die es im Film geht, im Kanton Glarus?
Johann, der jüngere der beiden, ist mit Klara verheiratet, der Tochter von Lisbeth-Maria und Alfred, die eine Textilfabrik besitzen, eine grosse Weberei. Um die Geschichte erzählen zu können, suchten wir also auch ein entsprechendes Fabrikgelände – in der ganzen Schweiz. Aber in Glarus gab es natürlich ein paar Kandidaten dafür.

2 Und fündig wurden Sie schliesslich in Diesbach auf dem Leglerareal ...
... genau. Dort drehten wir ab dem 13. Mai denn auch acht Tage lang. Und wenn man eine solche Grossproduktion macht, wie das die sechsteilige Serie «Frieden» ist, bei der gegen 80 Leute hinter den Kameras arbeiten, dann kann man nicht einfach jeden Tag an einem anderen Ort der Schweiz sein. Man muss sich irgendwo eine Art Basis aufbauen. Und so haben wir uns dafür entschieden, ein paar Motive in Glarus zusammenzulegen. Ähnlich machen wir das noch in Zürich, Bern und Freiburg.


3 Aber für die Geschichte sind die konkreten Orte nicht entscheidend, oder?
Nein, die Geschichte spielt an einem fiktiven, neutralen Ort, irgendwo in der Zentralschweiz. Auch Ennenda oder der Kanton Glarus werden also nicht als solche Orte dargestellt.


4 Worum geht es denn in der Geschichte in groben Zügen überhaupt?
Wir starten zum Zeitpunkt, als der Frieden nach dem Zweiten Weltkrieg in Europa begann und sich die ganze Welt auf einen Schlag neu geordnet hatte. Die Schweiz, die sich im Krieg ja neutral verhalten und sowohl Geschäfte mit den Alliierten als auch mit Nazi-Deutschland gemacht hatte, musste nun Farbe bekennen. Das war so quasi die Geburtsstunde der neuen Schweiz. Da sie als einziges Land in Europa vom Krieg verschont worden war und somit der grösste Teil der Infrastruktur noch funktionierte, konnte sie in der Nachkriegszeit auch industriell stark profitieren. Dann leistete die Schweiz mit der Aufnahme von Flüchtlingen wichtige humanitäre Hilfe. Gleichzeitig sind in den ersten paar Monaten nach Kriegsende aber sehr viele Nazi-Akteure über die Schweiz nach Argentinien geflohen. Es war eine verrückte Zeit, in der ...


5 ... entschuldigen Sie, wenn ich Sie unterbreche. Aber
das alles soll in eine Familiengeschichte verpackt werden?

(lacht) Genau, das alles packen wir in eine Familiengeschichte. Entwickelt wurde das Projekt von Autorin Petra Volpe schon vor zehn Jahren. Es hat also eine lange Geschichte. Und gedacht war es zuerst als Kinofilm. Von einer Serie hat damals noch niemand gesprochen. Erst über all die Jahre hat sich dann gezeigt, dass es eine so spannende Zeit war, in der so viel passiert ist, dass das alles gar nie in 90 oder 100 Minuten erzählt werden kann. Das jetzige serielle Format bietet den Vorteil, dass man in die Tiefe gehen und all die Themen beleuchten kann.

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