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So wird Geschichte geschrieben!

Frédéric Zwicker über seine Vorfreude auf die bald an jedem Kiosk erhältlichen Büetzer-Buebe-Baumaschinen.

Linth-Zeitung
07.05.19 - 14:30 Uhr
Kultur
Frédéric Zwicker ist Autor, Musiker und Journalist aus Rapperswil-Jona.
Frédéric Zwicker ist Autor, Musiker und Journalist aus Rapperswil-Jona.
PRESSEBILD

von Frédéric Zwicker

Sie haben sicher davon gehört. Immerhin handelt es sich um einen Superlativ der Extraklasse, ein Erdbeben, wie es die Schweiz noch nicht erschüttert hat. Nicht in der ganzen, langen Geschichte des Landes. Es ist sozusagen der Blauwal der Schweizer Kulturlandschaft. Das «grösste Schweizer Musikprojekt aller Zeiten», wie es auf der Website heisst. Es geht natürlich um die Fusion von Gölä und Trauffer zu den Büetzer Buebe. «Sie haben Schweizer Musikgeschichte geschrieben», heisst es. Jeder für sich. Und jetzt? Jetzt schreiben sie gleich noch einmal Musikgeschichte. Gemeinsam. Das heisst es zwei Abschnitte weiter unten. Mit dem «grössten Mundart-Volksfest aller Zeiten».

Das erste Konzert ist nämlich bereits geplant. Am Samstag, dem 22. August 2020. Im Letzigrund-Stadion in Zürich. Die Tickets sind ab sofort erhältlich. Ab 99 Franken. Bis 175 Franken. Ein stolzer Preis, denken Sie? Keineswegs. Musikgeschichte. Grösstes Volksfest aller Zeiten. Spottpreise also. Zuschlagen!

So ein Riesenprojekt, das muss in einer Aktiengesellschaft organisiert sein. In der Büetzer Buebe AG. Eintrag im Handelsregister. Eintrag der Marke «Büetzer Buebe». Eingetragene Produkte nebst Musik und Tonträgern: Messer, Trinkgläser, Tassen, Bekleidungsstücke, Schuhwaren, Kopfbedeckungen, Getränke auf Bierbasis, Biermischgetränke, Bier-Cocktails, alkoholfreie Biere, Bier. Gut, das haben andere auch schon gemacht, sagen Sie sich vielleicht.

«Welche Band kam schon auf die Idee, Wald zu kaufen und Baumaschinen herzustellen?»

Aber was ist der Zweck der Aktiengesellschaft? Organisation und Durchführung von Konzerten. Produktion von Musik. Vermarktung und Vertrieb von Lizenzen und anderen Rechten an Musik- und anderen Produktionen, der Handel mit Merchandising-Artikeln. So weit, so klar. Was noch? «Der Erwerb von Wald und der Handel mit Holzrechten sowie die Herstellung und der Verkauf von Baumaschinen.»

Musikgeschichte! Welche Band kam schon auf die Idee, Wald zu kaufen und Baumaschinen herzustellen? Nicht eine einzige! Verwundert es da, dass so wenige Bands Musikgeschichte geschrieben haben? Natürlich nicht. So etwas braucht Kreativität. Innovationskraft. Ohne schreibt man keine Geschichte.

Ein Lied gibt es vorerst zu hören. Es heisst «Büetzer Buebe». Wie die Band. Das Video wurde vor einer Woche auf Youtube hochgeladen. Bereits 120 000 Klicks. Weitestgehend Begeisterung in den Kommentaren. Und wie klingt das Lied? Kennen Sie «Heicho» von Schtärnefoifi? Das ist ein Cover des Mardi-Gras-Songs «Iko Iko». Kennen Sie George Michaels «Faith»? Kennen Sie «I want candy» von Bow Wow Wow? Genau so klingt auch «Büetzer Buebe».

Billiger Abklatsch, denken Sie? Ein Wiederkäuen von tausendmal Gehörtem? Keineswegs. Das ist eben die Musikgeschichte, die da drinsteckt. Genial! Im August erscheint das Album. Ich kann es kaum erwarten, bis die Büetzer-Buebe-Baumaschinen an allen Bahnhofskiosken der Schweiz angeboten werden.

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