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Die Kammerphilharmonie sucht zwei neue Köpfe

Paukenschlag bei der Kammerphilharmonie Graubünden: Mitten im Jubiläumsjahr haben beide Geschäftsführerinnen gekündigt. Vorstandspräsidentin Giger Cahannes sieht darin auch eine Chance.

Carsten
Michels
11.04.19 - 04:30 Uhr
Kultur
Gehen bald getrennte Wege: Susanne Hollenstein (links) sowie Philippe Bach und Jacqueline Giger Cahannes.
Gehen bald getrennte Wege: Susanne Hollenstein (links) sowie Philippe Bach und Jacqueline Giger Cahannes.
YANIK BÜRKLI

Die Geschäftsstelle der Kammerphilharmonie Graubünden wird umstrukturiert. Dies notgedrungen, nachdem die Co-Geschäftsleiterinnen Susanne Hollenstein und Martina Müller ihre Kündigungen eingereicht haben. Hollenstein wird bis Ende Mai, Müller noch bis Ende August im Büro an der Churer Bahnhofstrasse tätig sein. Nach den Gründen befragt, verwiesen beide an ihre Vorgesetzte Jacqueline Giger Cahannes, die Präsidentin des Vereins Kammerphilharmonie. Die Belastung durch das Pensum im Jubiläumsjahr des Orchesters sei jedenfalls nicht der Grund für ihre Kündigungen gewesen, liessen Hollenstein und Müller durchblicken. Ihnen gehe es «allein um die Kammerphilharmonie».

Auf die Veranstaltungen zum 30-jährigen Bestehen des Bündner Orchesters hätten die Vorgänge hinter den Kulissen keine Auswirkungen, sagt Giger Cahannes. Die Kündigungen seien für sie unerwartet gekommen. «Wir haben das mit den beiden natürlich diskutiert. Ihre Gründe sind nachvollziehbar, valabel und legitim.» Weiter ins Detail gehen möchte auch Giger Cahannes nicht. Man habe unterschiedliche Auffassungen, was die Zusammenarbeit betreffe, da gingen «die jeweiligen Vorstellungen etwas auseinander».

Die gesteckten Ziele erreicht

Giger Cahannes betont jedoch die Einvernehmlichkeit zwischen Vorstand und den Co-Geschäftsführerinnen bis Vertragsende. «Sie sind beide noch voll aktiv, und wir schaffen professionell zusammen.» Von ihr aus hätte dies auch so weitergehen können. «Im Herbst 2017 hatten wir uns ja bewusst für das derzeitige Geschäftsführungsmodell entschieden», sagt sie. Gemeinsam habe man die damals gesteckten Ziele auch umsetzen können – vom neuen Design bis zur Entwicklung neuer Inhalte und Formate. «Wir haben das Marketing verstärkt, die neuen Medien besser genutzt und sind neue Kooperationen eingegangen. All das, um mehr Konzertbesucher zu gewinnen. Das haben wir zusammen erreicht.»

Über die Neustrukturierung der Geschäftsstelle informierte der Vorstand das Orchester vor Kurzem per E-Mail. Darin angekündigt: eine Intendanz (im Rahmen einer 50-Prozent-Stelle), des Weiteren ein Orchestermanagement, das künftig die Geschäftsstelle führen wird, die Konzertorganisation umsetzt, die Orchesterdisposition macht und den Kontakt zu Sponsoren sowie der öffentlichen Hand pflegt. Giger Cahannes rechnet mit einer 80-Prozent-Stelle, die Zahlen seien aber nicht in Stein gemeisselt, sagt sie.

Im Orchester ist die neue Entwicklung bereits lebhaft diskutiert worden, wie ein Orchestermitglied auf Nachfrage bestätigte. Unter den Kammerphilharmonikern gebe es dazu «genauso viele Meinungen wie Musiker».

Bachs Vertrag läuft weiter

Auf die Frage, ob Chefdirigent Philippe Bach mit der Schaffung einer Intendanz demnächst weniger Kompetenzen habe bezüglich künstlerischer Leitung, sagt Giger Cahannes: «Nein, auf keinen Fall. Gerade hat Philippe Bach seinen Vertrag stillschweigend um zwei weitere Jahre verlängert, und darüber freuen wir uns sehr.» Die Neukonzeption sei von Vorstand und Dirigent gemeinsam erarbeitet worden. Bach erhoffe sich dadurch einen weiteren Anschub für das Orchester, das seine Qualität stetig gesteigert habe, erklärt Giger Cahannes. «Uns bietet sich jetzt diese Möglichkeit, auch wenn wir sie nicht explizit gesucht haben.»

Gemäss der Vorstandspräsidentin strecken alle Beteiligten momentan ihre Fühler aus, um zuerst die Intendantenstelle zu besetzen. Man suche eine Person mit musikalischem Background, die im Musikbetrieb gut vernetzt sei und die strategischen Vorgaben des Vorstandes umsetzen könne. «Eigentlich suchen wir einen kreativen Kopf mit ‘Connections’ .» Sobald dieser gefunden sei, würde man sich gemeinsam mit der Intendanz auf die Suche nach dem Musikmanager oder der -managerin machen. Zeitlicher Druck bestehe nicht, sagt Giger Cahannes. «Je früher, desto besser. Aber die Saison 2019/20 ist bereits jetzt fertig aufgegleist, wir sind gut unterwegs.»

Dirigent Bach will noch nicht allzu viel verraten. «2020 wird Beethovens 250. Geburtstag eine Rolle bei uns spielen – wie vermutlich überall», sagt er. Die Achte stehe auf dem Programm und «beim Side-by-Side-Projekt vielleicht eine berühmte Sinfonie mit Chor». Zeitnah bereiten sich Dirigent und Kammerphilharmonie auf den nächsten Termin im Jubiläumsprogramm vor: Frank Martins Rilke-Oper mit Maria Riccarda Wesseling und Ursina Hartmann. Im Mai finden die Aufführungen statt.

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