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Ein Tag im Zeichen des Rap

Das Hip-Hop-Kollektiv Heaven in Hell hat am Sonntag in Niederurnen geladenen Gästen einen exklusiven Einblick in ihre neuen musikalischen Werke gewährt. Die «Südostschweiz» durfte mithören.

Südostschweiz
12.02.19 - 04:30 Uhr
Kultur

Von Johanna Burger

Versteckt in einer alten Fabrikhalle in Niederurnen liegt er, der musikalische Rückzugsort der achtköpfigen Hip-Hop-Gruppe Heaven in Hell (HiH). Was einen genau erwartet, wenn man die knarzende Treppe in den ersten Stock emporsteigt, weiss man noch nicht genau. Zu einem «Prelistening» – also zu einem musikalischen Vorabeinblick in neue Songs – wurde geladen. Bereits beim Eintreten wummert ein lauter Bass durch den Bandraum, welcher so gross ist, dass hier locker eine Bar, eine Bühne, ein grosszügiges DJ-Pult und mehrere Sofas Platz finden.

Wer die jungen Hip-Hopper aus Glarus und dem Linthgebiet von Auftritten wie jenem im letzten Jahr am Sound of Glarus kennt, dürfte sich denken, dass dies nicht ein schnelles Vortragen einiger neuer Tracks wird. Da sollte man sich den Nachmittag und am besten auch gleich den Abend freihalten. Denn: HiH zelebrieren ihre Liebe zur gesamten Hip-Hop-Szene. So werden die Gäste zunächst durch Patrik Baur alias Puur langsam auf Hip-Hop eingestimmt. Der Glarner legt Beats auf, unterbricht diese durch Anekdoten aus seinem Leben, wie mit jener, dass er sich dachte, er würde dereinst Cüpli auf kleinen Tabletts durch die Gegend balancieren.

Luxxx muss aufstehen

Wie es sich für einen gelungenen Nachmittag voller Rap gehört, erhebt sich nach einiger Zeit der Basler Rapper Luxxx von einem Sofa, geht auf die Bühne und beginnt, über die Beats von Puur zu freestylen. Spontan setzt er Wörter zu Wortketten zusammen, Wortketten zu sich reimenden Sätzen und erzählt dabei, woher er kommt und dass er eigentlich mit seiner Crew kommen wollte, «aber die sind leider alle zu verkatert, also bin ich eben alleine hier».

Dann erst folgt der eigentliche Teil, zu dem eingeladen wurde. Gleich zwei neue Werke werden vorgestellt: Severin Talamona alias Jokesson trägt Songs von seinem noch unveröffentlichten Album «Panta rhei» vor, unterstützt von Jonas Haller alias Jones. Hier zeigen die Musiker Effizienz: Beim Vorstellen des Songs «Immer wänni Rap los» wird gleich noch ein Videoclip gedreht, und die Gäste werden kurzerhand zu Statisten.

Hüpfen mit Handschuhen

Nach dem kurzen Videodreh spielt Jokesson den für sein Album titelgebenden Song gleich zweimal. Nicht etwa, weil beim ersten Mal etwas falsch war, sondern, weil er sich zunächst hinter das Klavier setzt und in einer Akustikversion präsentiert, wie der Song entstanden ist.

Anschliessend spielt der DJ jene Version ab, die Jones daraus gemacht hat, und Jokesson rappt den vormals noch gesungenen Text. Es sei der Rhythmus, der ihn treibe, rappt Jokesson. «Es werden immer mehr Tracks und immer weniger Freunde», gibt er zwischen zwei Songs zu bedenken und meint damit wohl, dass es nicht immer leicht sei, ein vom Rhythmus Getriebener zu sein.

Getrieben von einer Art Strömung, dem musikalischen Schaffensdrang, den Jokesson beschreibt, scheinen alle Mitglieder von HiH zu sein; auch Gabriel Schmidig alias Gabe, der zum Schluss sein neues Album «Laferflockä» vorstellt. Mit seinem Bewegungsdrang füllt Gabe die Bühne aus, hüpft warm bekleidet – sogar Handschuhe trägt er – von einem Bühnenrand zum anderen und verteilt die Lollis, die für seine Auftritte obligatorisch sind.

Getrieber der eigenen Ideen

Auch Gabe erzählt zwischen den Songs von seinen Schaffensprozessen und wie er manchmal zum Getriebenen der eigenen Ideen wird: «Ich hatte an einem Nachmittag die Idee für einen neuen Videoclip im Migros. Zehn Minuten später stand ich schon im Supermarkt», berichtet der Rapper. Tatsächlich ist der mit seinem Handy festgehaltene Ausflug in den Laden zu einem Videoclip geworden und bereits auf Youtube abrufbar. «Aber alleine in den Einkaufswagen rappend fühlte ich mich dann doch etwas fehl am Platz», gibt Gabe schmunzelnd zu. Beim nächsten Mal würde er wohl eher mit der Umsetzung so lange warten, bis er einige Freunde zum Dreh zusammengetrommelt hätte.

Als das «Prelistening» bereits zu Ende ist, wird klar, dass sich die knapp 30 Gäste einen von Jokesson und Gabe vorgetragenen Song besonders zu Herzen nehmen: «Dänk ned a morn». So bleiben sie auch noch während der Nachmittag dem Abend weicht im Bandraum von HiH, diskutieren, lachen und tanzen.

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