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Ein Hauch von Leutschenbach in Uznach

Moderator Röbi Koller, Aushängeschild des Schweizer Fernsehens, präsentiert in der Bibliothek Uznach sein Buch «Umwege». Journalist und Autor Urs Heinz Aerni stellt dem Fernsehmann Fragen zu «Happy Day»-Gags, Radio mit Italianità-Touch und zum Reisen mit und ohne Taxi. Koller plaudert aus dem Nähkästchen.

Südostschweiz
07.06.18 - 04:30 Uhr
Kultur
Witziges Gespann: Urs Heinz Aerni (links) befragt Röbi Koller in der Bibliothek Uznach zu seinem Buch «Umwege».
Witziges Gespann: Urs Heinz Aerni (links) befragt Röbi Koller in der Bibliothek Uznach zu seinem Buch «Umwege».
GABI CORVI

Eloquent, smart, charmant – das sind Adjektive, die zu Röbi Koller passen. Genau so relaxed, wie man ihn aus der Gala-Kulisse der Sendung «Happy Day» kennt, gab er sich auch zwischen den Büchergestellen in Uznach. Die Bibliothek hatte unter dem Titel «Bibliothek live» eingeladen, Röbi Koller und Urs Heinz Aerni beim Smalltalk zuzuhören.

Fernsehprofi durch und durch, gelang es Koller, noch bevor das eigentliche Gespräche begann, das vorwiegend weibliche Publikum für sich einzunehmen. Er trudelte mit Flecken auf dem Hemd ein und trat deswegen gleich mit einem kecken Spruch die Flucht nach vorne an: «Ich habe eine weisse Weste, aber halt ein schmutziges Hemd.»

Aerni stand Koller in Sachen vifer Kommunikation in nichts nach. Mit seinen Fragen zum Buch, zur Karriere und zur Familiengeschichte förderte er einige private Seiten Kollers zutage. Dies war spannend und verpasste dem Kosmopoliten, wie Koller sich augenzwinkernd selbst bezeichnete, eine ganz neue Kontur.

Zuschauer werden Komplizen

Das Warm-up vor der «Happy Day»- Sendung erledige er selber, erzählte Koller. Dies mache ihn locker, und auch das Publikum spüre dann, dass es Teil des Ganzen sei – im Stile von «Mir möchid zäme ä Sändig».

Ein Teleprompter sei zwar gut für Sendungen wie «Tagesschau» oder «10 vor 10», allerdings nicht für eine Live-Sendung, betonte Koller und fügte hinzu: «Wenn du Moderator sein willst, dann musst du schon drei Sätze frei in die Kamera sagen können!»

Ganz Platzhirsch im Studio, schaut Röbi National auch nicht immer just in die Kamera, in welcher ein rotes Lämpchen brennt. Das Kamerateam richtet sich nach ihm. «Follow the Leader» heisst hier die Devise. Die Balance zwischen guter Vorbereitung und Spontanität müsse stimmen, sagt Koller. «Pro Sendung habe ich zehn Gags im Kopf. Aber es ist gescheit, dass ich neun nicht bringe.» Der Moderator will seine Sache immer gut machen. So gehört im Nachgang der Sendung die penible kritische Analyse dazu.

Star mit Taxi-Lizenz

Aerni befragte Koller auch nach dessen Laufbahn. Während seines Studiums war der in Luzern geborene und in Zug aufgewachsene Jungspund als Taxifahrer unterwegs.

Bald zog es die sonore Stimme aber zu Radio 24 nach Cernobbio, von wo aus die Radiopiraten in den Grossraum Zürich sendeten. Die weitere Station bei DRS 3 war Sprungbrett ins Schweizer Fernsehen. Kollers Karriere wird im Buch «Umwege» nachgezeichnet, gespickt mit humorvollen Anekdoten. Auch die Taxi-Geschichten finden Platz, wie es das gelbe Cover schon etwas erahnen lässt.

Röbi Koller gibt sich in seinen Sendungen menschennah, und so scheint er auch in Tat und Wahrheit zu sein. Neugierig sei er geblieben und ja, wenn er zurückschaue, könne er sagen: «Es war läss!»

Koller würde gerne mehr reisen

Zur Frage nach dem Spirit der Schweiz meinte Koller: «Hier schauen wir auf Minderheiten, wir halten zusammen. Unseren Föderalismus kann man nicht hoch genug schätzen.» Genau so gut wie die Heimat gefällt dem Moderator aber das Reisen. Dafür würde er gerne noch mehr Zeit aufwenden. Bis der 60-Jährige jedoch kürzertritt, wird es wohl noch manchen Umweg, vielleicht auch Höhenflüge, Abstecher und Sackgassen geben.

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Es machte große Freude, hier in Uznach mit Röbi Koller über die Arbeit mit den Medien und das Leben drum herum zu plaudern. Wir freuen uns auf unseren nächsten Talk im Januar in Merligen am Thunersee. Ein herzliches Dankeschön an die Gastgeberinnen der Gemeindebibliothek in Uznach.

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