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Ein Glarner General führt einen russischen General vor

Jetzt widmet sich der Glarner Fred Heer anderen Militärs: Am Sonntag führt er in Schwyz durch die Ausstellung zu General Suworow. Dieser kämpfte vor über 200 Jahren im Glarnerland gegen die Franzosen. Und Heer war vor acht Jahren noch Divisionär in der Schweizer Armee.

Sebastian
Dürst
25.05.18 - 04:30 Uhr
Kultur
«Sicher ist, dass Suworow schon zu seiner Zeit eine schillernde Persönlichkeit war», Fred Heer ehemaliger Divisionär.
«Sicher ist, dass Suworow schon zu seiner Zeit eine schillernde Persönlichkeit war», Fred Heer ehemaliger Divisionär.

Er war es, der vor über 200 Jahren den letzten Krieg im Kanton Glarus geführt hat: General Alexander Suworow. Zusammen mit den Österreichern wollte er die Schweiz im Jahr 1799 wieder von der französischen Herrschaft Napoleons befreien. Bekanntlich scheiterte er damit dramatisch.

Seine Spuren hinterliess er auf der ganzen Route durchs Glarnerland: Er kam mit seiner Armee über den Pragel ins Klöntal, kämpfte zwischen Netstal und Näfels gegen die Franzosen und wandte sich schliesslich ins Kleintal, wo er über den verschneiten Panixer unter grossen Opfern ins Bündnerland entkam.

Das «Forum Schweizer Geschichte» in Schwyz, der Zentralschweizer Sitz des Schweizerischen Nationalmuseums, präsentiert zurzeit eine Ausstellung unter dem Titel «General Suworow».

«Sicher ist, dass Suworow schon zu seiner Zeit eine schillernde Persönlichkeit war.»

Am nächsten Sonntag führt ein Glarner durch diese Ausstellung: Der ehemalige Berufsoffizier Fred Heer startet seine Führung um 14 Uhr, wie es in einer Mitteilung des Museums heisst. Heer werde einer Aussage von Historiker und Autor Helmut Stalder auf den Grund gehen. Dieser schreibe: «General Suworows Alpenfeldzug 1799 war strategisch genial, taktisch meisterhaft, militärisch sowie politisch wirkungslos und menschlich ein Desaster.»

Nicht uniformer Offizier erklärt den nicht uniformen Offizier

Heer ist nicht nur ein kompetenter Experte, weil er selbst einmal Berufsoffizier war. Er hat sich auch schon intensiv mit Suworows Feldzug durchs Glarnerland beschäftigt und darüber auch ein Kapitel im aktuellen Jahrbuch des Historischen Vereins des Kantons Glarus geschrieben.

In der «Südostschweiz» versuchte er in diesem Zusammenhang zu erklären, warum Suworow auch 200 Jahre später noch so populär ist: «Ich kann nur vermuten, warum er heute so eine Faszination ausübt. Sicher ist, dass er schon zu seiner Zeit eine schillernde Persönlichkeit war, über die es viele Anekdoten gab. Er war ein besonderer Mensch: Andere Generäle haben sich mit ihren vielen Orden geschmückt, er war eigentlich immer in eine normale Soldatenuniform gekleidet.»

In der Medienmitteilung vermutet das Forum Schweizer Geschichte, dass vielleicht gerade diese Nonkonformität von Suworow der Grund sei, weshalb sich Heer für ihn interessiere. Denn auch Fred Heer galt in Fachkreisen als «nicht uniformer Offizier», wie es die «NZZ» bei seiner Beförderung zum Divisionär formulierte.

Sonntag, 27. Mai, um 14 Uhr, Forum Schweizer Geschichte in Schwyz. 10 Franken pro Person, Jugendliche und Kinder bis 16 Jahre kostenlos.

Sebastian Dürst ist Redaktionsleiter der «Glarner Nachrichten». Er ist in Glarus geboren und aufgewachsen. Nach Lehr- und Wanderjahren mit Stationen in Fribourg, Adelboden und Basel arbeitet er seit 2015 wieder in der Heimat. Er hat Religionswissenschaft und Geschichte studiert. Mehr Infos

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