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Liebes-Schaukampf im schäbigen Chic

Im Churer Kulturraum Cuadro 22 gibt es erstmals eine ausgewachsene Theaterproduktion. Das Stück «Kleine Eheverbrechen» soll ganz zwanglos genossen werden. Auf Überraschungen sollte man sich aber gefasst machen.

Ruth
Spitzenpfeil
08.03.18 - 19:30 Uhr
Kultur
Mann ohne Gedächtnis: Simon (René Schnoz) weiss mehr, als er zugibt, und treibt damit seine Frau Lisa (Franca Basoli) in die Enge. Bild Yanik Bürkli
Mann ohne Gedächtnis: Simon (René Schnoz) weiss mehr, als er zugibt, und treibt damit seine Frau Lisa (Franca Basoli) in die Enge. Bild Yanik Bürkli

Räume zu bespielen, die eigentlich kein Theater sind, ist ja schon seit einigen Jahren das grosse Thema der Szene. Das muss nicht immer gleich so gigantisch ausfallen wie bei Origens Turm auf dem Julier. An der Ringstrasse in Chur ist es eine frühere Schreinerei, die schon länger als Bar für Konzerte und als Galerie genutzt wird. Erstmals wird im Cuadro 22 jetzt auch eine eigene Schauspielproduktion geboten. Die Macher sind recht ambitiös und setzten gleich acht Aufführungen an.

Drinks und Drama

Der Raum mit dem betont schäbigen Chic soll dabei keine Bestuhlung in Reih und Glied erhalten. Die Cuadro-22-Managerin Gina Estrada-Raponi hat vielmehr vor, ihr reichhaltiges Sammelsurium an originellen Möbelstücken so zu arrangieren, dass die Zuschauer wie in einem gemütlichen Bistro sitzen. Die Drinks von der gut bestückten Theke sollen genossen werden, während man zusieht, wie in einer Ecke des Raums Simon und Lisa ihre Beziehung sezieren. Von den beiden handelt nämlich das Stück «Kleine Eheverbrechen».

Der Bündner René Schnoz und seine Zürcher Kollegin Franca Basoli spielen nicht nur die beiden Rollen, sondern sind zusammen mit der Churer Theaterfrau Iris Peng auch ihre eigenen Regisseure. Das Kollektiv inszeniert einen regelrechten Liebes-Schaukampf. Das Stück des Franzosen Eric-Emmanel Schmitt ist äusserst raffiniert gebaut, ständig gibt es überraschende Wendungen. Das Churer Ensemble bemüht sich denn auch, nicht zu viel zu verraten, und verspricht ein intensives Verwirrspiel um das ewige Thema Liebe und Lust – und wie sich beides unweigerlich in einer langen Beziehung verflüchtigt.

Der selbst geschnitzte Mann

Der von Schnoz gespielte Simon hat bei einem Unfall sein Gedächtnis verloren. Daheim in der ihm unbekannt scheinenden Wohnung fragt er seine Frau, was er denn so für ein Typ sei. Lisa nimmt die Gelegenheit wahr und schnitzt sich ihren Traummann quasi neu. Doch der wehrt sich immer mehr gegen ihr Bild des treuen Teetrinkers. Ein erbarmungsloses Ringen beginnt.

«Kleine Eheverbrechen». Premiere: Samstag, 17. März, 20 Uhr. Weitere Aufführungen: Freitag, 23. März, 21 Uhr; Samstag, 24. März, Mittwoch 28. März, Freitag, 6. April, Freitag, 13. April, Samstag, 14. April, jeweils 20 Uhr, sowie Sonntag, 8. April, 17 Uhr. Kulturraum Cuadro 22, Chur.

Ruth Spitzenpfeil ist Kulturredaktorin der «Südostschweiz» und betreut mit einem kleinen Pensum auch regionale Themen, die sich nicht selten um historische Bauten drehen. Die Wahl-St.-Moritzerin entschloss sich nach einer langen Karriere in der Zürcher Medienwelt 2017, ihr Tätigkeitsfeld ganz nach Graubünden zu verlegen. Mehr Infos

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