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Bibi Vaplan präsentiert glasklare neue Musik

Am Freitag hat Bibi Vaplan auf der Bühne der Fundaziun Nairs ihre aktuelle Tour «Cler cler» gestartet. Die Engadinerin und ihre Band haben einen überraschenden Sound präsentiert.

19.02.18 - 11:30 Uhr
Kultur
Bibi Vaplan hat gemeinsam mit Martina Berther und Dario Sisera (von links)  die Tour «Cler cler» gestartet.
Bibi Vaplan hat gemeinsam mit Martina Berther und Dario Sisera (von links) die Tour «Cler cler» gestartet.
MAYK WENDT

Da war dieser Moment, nach der Augenoperation, als Bibi Vaplan ihre Augen öffnete und die Welt plötzlich klar sah. «Ich war überwältigt von so viel Klarheit, und mein Herz öffnete sich weit», erzählt Bibi Vaplan. Zwei Tage vor ihrem ersten Auftritt mit den Songs der neuen CD «Cler cler» sitzt die Singer-Songwriterin in einem Café in Scuol und schildert dieses persönliche Schlüsselerlebnis. «Cler cler», heisst nichts anderes als «Klar klar». Und klar ist auch, dass die Lieder des neuen Albums wieder in der Muttersprache von Bibi Vaplan sind.

Fröhlicher und bunter

Der Klang dieses Albums ist allerdings anders als derjenige auf dem Vorgänger-Album «Cul vent». «Nicht mehr nur Piano und Stimme sind zentral, wir haben viel mit elektronischem Sound experimentiert, haben mehr Farbe in die Musik gebracht», sagt die 39-jährige Sängerin aus Scuol. Wenn sie von «wir» spricht, meint sie noch die Bassistin Martina Berther und den Percussionisten Dario Sisera. Die zwei Vollblutmusiker begleiten Bibi Vaplan auf ihrer Tour durch Graubünden und durch die Schweiz. Die Stimme bleibt natürlich weiterhin «Original Bibi Vaplan», und die Geschichten, welche die Musiker auf der Bühne vertonen, sind ebenfalls von Bibi Vaplan.

Fast zwei Jahre hat der Entstehungsprozess des Albums «Cler cler» gedauert. «Noch nie habe ich mir so viel Zeit gelassen», sagt die Musikerin. Ob es dieser lange Prozess war oder der intensive Austausch mit den Kollegen während der Produktion – die neuen Lieder von Bibi Vaplan wirken jedenfalls kraftvoll, vielseitig, überraschend. «Mein Leben ist fröhlicher geworden und damit auch meine Musik», meint die Künstlerin.

Kreativ und überraschend

Am Freitagabend, zwei Tage nach dem Gespräch im Café, spielt Bibi Vaplan ihre neuen Lieder am Pre-Release-Konzert in Nairs. Nicht nur für sie und ihre Band ist es ein besonderer Abend, auch für ihre Fans. Diese erleben eine auffallend kreative Bibi Vaplan auf der Bühne. Ganz verschwunden ist ihre typische Melancholie dennoch nicht. Die sensible Seite kommt in den Balladen, die sie allein am Piano vorträgt, zum Ausdruck. Die tiefgründigen, sinnsuchenden Lieder sind aber nicht dominant.

In den Texten von «Cler cler» geht es vermehrt auch witzig oder skurril zu und her. Die Sängerin erzählt von einer Ameise, die sich auf ihre Bettdecke verirrt hat; sie reisst das Publikum mit einem fetzigen Song über Schokolade mit; und sie singt von der Schönheit des Lebens. «Ich sehe klar, all die Schönheit sehe ich klar, auf einen Schlag, Schlag, Schlag, sehe ich klar, klar, klar», singt Bibi Vaplan auf Vallader im Lied «Cler cler».

Wie eine Zwanzigjährige wirkt die Musikerin auf der Bühne – mit ihrem hohen Rossschwanz, dem eng anliegenden weissen Top und der sichtbaren Freude am Publikum. Man glaubt ihr sofort, wenn sie singt: «Mein Herz ist ein grosser Garten voller Farben, die Schreie ersticken, in Gold gehüllt.»

Back to the roots

Wer nun denkt, dass die fetzige Version von Bibi Vaplan neu ist, irrt sich. Bibi Vaplan ist zwar ausgebildete Pianistin, Sängerin, Songwriterin. Sie ist vor allem auch schweizweit bekannt für ihre Lieder in Moll. Ihre Wurzeln liegen aber nicht nur in Klassik und in Pop, sondern auch im Punk. Bibi Vaplan kennt die lauten wie die stillen Töne und hat bereits mit Musikern wie Carlos Leal von der Schweizer Hip-Hop-Band Sens Unik oder mit Stefan Eicher zusammengearbeitet.

«Man weiss nie, wie ein neuer Song ankommt», sagt Bibi Vaplan vor dem Pre-Release-Konzert. Wer sie jetzt auf der Bühne gesehen hat, weiss: Vor allem die eingängigen Melodien von «Tschigu» und «Milli bels guottins» dürften sich zu Ohrwürmern weit über die Grenzen der Rumantschia hinaus entwickeln.«Milli bels guottins» wird aktuell übrigens in allen vier Sprachregionen der Schweiz im Radio gespielt. «Jetzt öffnet sich die ganze Schweiz für mich», freut sich die Engadinerin.

Das neue Album «Cler cler» wurde in den Aquarium-Studios in Zürich produziert und erscheint bei R-Tunes. Die Tour «Cler cler» führt Bibi Vaplan an verschiedene Orte von Graubünden: am 23. Februar in die Postremise Chur, am 10. März in das Kulturhaus Grüsch, am 23. März ins Reine Victoria in St. Moritz, am 29. März ins Livingruhm in Flims, am 6. April in den Kulturschuppen in Klosters und am 1./2. Juni an das Bergfahrtfestival in Bergün.

Fadrina Hofmann ist als Redaktorin für die Region Südbünden verantwortlich. Sie berichtet über alle gesellschaftlichen, politischen und wirtschaftlichen Themen, die in diesem dreisprachigen Gebiet relevant sind. Sie hat Medien- und Kommunikationswissenschaften, Journalismus und Rätoromanisch an der Universität Fribourg studiert und lebt in Scuol im Unterengadin. Mehr Infos

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