Erste Umzüge vor dem Ersten Weltkrieg
In unserer Wochenserie «A Hoch uf d'Khurar Fasnacht!» präsentieren wir euch jeden Tag unvergessene Geschichten zur Churer Fasnacht – begonnen bei den Maskenbällen im 18. Jahrhundert, über turbulente Jahre während der Kriegszeit, die Einführung des SCHPARZ-Ordens in den 60er Jahren bis hin zu der erneuten Renaissance in den letzten Jahrzehnten.
In unserer Wochenserie «A Hoch uf d'Khurar Fasnacht!» präsentieren wir euch jeden Tag unvergessene Geschichten zur Churer Fasnacht – begonnen bei den Maskenbällen im 18. Jahrhundert, über turbulente Jahre während der Kriegszeit, die Einführung des SCHPARZ-Ordens in den 60er Jahren bis hin zu der erneuten Renaissance in den letzten Jahrzehnten.

Als erste «richtige» Fasnacht mit einem Umzug gilt jene aus dem Jahr 1887. Es war die erste Fasnacht, bei der zeitgleich eine Fasnachtszeitung erschien. Davon wurde eine «narrenamtlich beglaubigte Auflage von 400‘000 Exemplaren» veröffentlicht, wie es im 1983 erschienen Buch «100 Jahre Fasnacht Chur» nachzulesen ist.

In der 1. Churer Narren-Zeitung befand sich neben frühen Formen von Schnitzelbänken auch ein Artikel über das Bahnwesen in Graubünden. Konkret ging es um ein «Splügenbahnprojekt» und weitere kleinere «Sitaprojektli» nach Davos, Arosa, St. Moritz oder Maloja.

Ein weiteres Thema war die Martinskirche, welche zwei Jahre später tatsächlich einen neuen Turm bekam. Wie bereits im Narrenblatt 1887 prophezeit, stiess der neugotische hohe Helm auf mehrheitlich negative Reaktionen, weshalb bereits kurze Zeit später Verbesserungen vorgenommen wurden. Der heutige Spitzhelm wurde schliesslich im Jahr 1917 aufgesetzt.

Highlight der Fasnacht 1887 war der Carnevalsumzug, der von 13 bis (siehe unten) «4 ½»Uhr dauerte. Die Strecke verlief vom Welschdörfli zum Kornplatz, wobei die bunten Sujetwagen von Pferdegespannen gezogen wurden. Auch hier wurde das Splügenbahnprojekt thematisiert – allerdings beinahe zu stark. So musste nämlich der Umzug das Obertor umgehen, da der Splügenberg auf einem der Wagen zu hoch konstruiert war.

Die Begeisterung für die Fasnacht war zwar gross, konnte sich allerdings nicht lange halten. In den kommenden Jahren fehlte des Geld für grosse Festlichkeiten und während der Jahrhundertwende verschwanden zunehmend auch die letzten Maskenbälle.

Das Jahr 1908 wird als Tiefpunkt der Churer Fasnacht beschrieben, als eine Anzahl Maskierte unter Trommelschlag durch die Stadt zogen, um die Fasnacht zu Grabe zu tragen. Eine Puppe, welche die Fasnacht versinnbildlichte, wurde auf der Metzgerbrücke angezündet, in die Plessur geworfen und das war’s dann.
Einige Zeit später gab es Versuche, die Fasnacht in Chur wieder aufleben zu lassen. Ein «legendärer» Maskenball im Hotel Steinbock sollte den Grundstein dafür legen. Die Wiederbelebung wurde aber aufgrund der veränderten politischen Lage gestoppt. Während den Kriegsjahren wurde die Fasnacht lediglich in kleinem Rahmen gefeiert, wozu ein Zeitzeuge meinte: «Ein paar fröhliche Stunden, wo die Gemütlichkeit höhere Wellen schlägt, sind wie ein Bad, und baden soll man ja bekanntlich auch während der Kriegszeit».

Im Jahr 1917 veranlasste der Stadtrat schliesslich ein Fasnachtsverbot, das erst in den 1920er Jahren wieder aufgehoben wurde. Die Churer Fasnacht zwischen den Weltkriegen ist Thema beim Teil 3 unserer Fasnachts-Serie.