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Olgiatis Projekte in edlem Leinen

In einem neuen Buch präsentiert der Flimser Architekt Valerio Olgiati seine Projekte aus der Zeit zwischen 2009 und 2017.

Valerio
Gerstlauer
03.02.18 - 04:30 Uhr
Kultur

Als Valerio Olgiati 2008 in einer Monografie seine bisherigen Bauten und Projekte vorstellte, kannte das Verzücken der Architekturliebhaber und Bibliophilen kaum Grenzen. Das von Dino Simonett als marmorweisser Monolith gestaltete Buch wurde augenblicklich zu einem Klassiker.

Zehn Jahre später gelingt Olgiati und Simonett ein vergleichbarer Coup. Ein neues, in japanischem Leinen gebundenes Werk versammelt die geplanten, gebauten oder im Bau befindlichen Projekte Olgiatis aus der Zeit zwischen 2009 und 2017. Nach zwei Jahren Arbeit an diesem Buch setzen Olgiati und Simonett erneut Massstäbe punkto Klarheit, Reduktion und Inszenierung von Architektur. Bereits vor der Veröffentlichung sollen zwischen 1000 und 2000 Exemplare bestellt worden sein.

An 20 Projekten gearbeitet

Der in Flims und Portugal lebende Olgiati stellt in der neuen Monografie insgesamt 20 Architekturprojekte vor – dies anhand von grossformatigen Fotografien, Renderings, Plänen und knapp gehaltenen Texten, in denen der Architekt selbst seine Ideen und Absichten darlegt. Verwirklichen konnte Olgiati von 2009 bis 2017 fünf Projekte, darunter sind die Wohnüberbauung Zugschleife in Zug, das Auditorium Plantahof in Landquart, der Eingang zum Grossratssaal in Chur, die von Olgiati bewohnte Villa Além in Portugal sowie das Haus für eine Familie in Laax.

Vier der vorgestellten Projekte sind ausserdem derzeit im Bau, wie Olgiati auf Anfrage erklärte. Darunter sind ein Flagship Store der Modemarke Céline in Miami, das Besucherzentrum Pearling Site in Bahrain, ein Bürohochhaus der Baloise-Versicherung in Basel sowie ein Weingut in der Toskana. Olgiati zeigt sich überzeugt davon, dass er die Mehrheit der im Buch präsentierten Projekte noch umsetzen wird. «Selbst die Cassons-Bahn in Flims wird realisiert, zwar nicht so wie bisher geplant, aber in einer redimensionierten Version», versicherte Olgiati. Nicht im Buch aufgeführt sei zudem ein Wohnungsumbau in Paris, den er für einen Designer von Louis Vuitton umsetze.

Schliesslich verriet Olgiati, dass in zwei Monaten eine Ausstellung über sein Schaffen in Mexiko-Stadt zu sehen sein werde. Die Schau wird sich auf über 400 Quadratmeter erstrecken.

Essay von Jacques Lucan

Im neuen Buch ermöglicht ein Essay von Jacques Lucan, sich der Architektur Olgiatis auch auf intellektuelle Weise zu nähern. Lucan ist ein französischer Architekt, Historiker, Architekturkritiker und Honorarprofessor der Eidgenössischen Technischen Hochschule Lausanne. Er schrieb das erste Buch über den niederländischen Stararchitekten Rem Koolhaas und verfasste bereits mehrere Texte über die Architektur Olgiatis.

Olgiati selbst macht sich heute ganz andere Gedanken über seine Architektur als früher, wie er der «Südostschweiz» erzählte. Das schlage sich auch in seinen neuen Gebäuden nieder, die im Buch zu sehen seien. Früher habe er Objekte nach logischen Aspekten entworfen, heute mache er eher sinnhafte Architektur. «Ich arbeite heute mit Idee-orientierten Konzepten, die zur Sinnfindung führen.» Die Villa Além in Portugal beispielsweise folge einem ganz bestimmten Konzept. «Primär wollte ich bei diesem Projekt einen Garten bauen, danach leitete ich alles von dieser Idee ab – das ist etwas Sinnhaftes.» Überlegungen wie jene, ob ein Gebäude nun horizontale oder vertikale Fenster haben solle, würden keinen Sinn machen und seien rein rhetorisch.

Valerio Gerstlauer ist Leiter des Ressorts Entertainment & Kultur. Er arbeitet als Kulturredaktor vornehmlich für die Zeitung «Südostschweiz» und die Website «suedostschweiz.ch». Ausserdem ist er einmal in der Woche in der Sendung «Kulturtipp» auf Radio Südostschweiz zu hören. Mehr Infos

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