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Origen hinterfragt den Weihnachtstrubel

Das Origen-Kulturfestival in Riom widmet seinen Winterspielplan dem Mythos Weihnachten. Intendant Giovanni Netzer eröffnet die Saison am 15. Dezember mit den Weihnachtskonzerten in Landquart.

Südostschweiz
05.12.17 - 04:30 Uhr
Kultur
Bei Kaffee und Kuchen: Giovanni Netzer (rechts) präsentiert mit seinen Mitarbeitern in der Villa Carisch in Riom das Programm des Origen-Winterspielplans.
Bei Kaffee und Kuchen: Giovanni Netzer (rechts) präsentiert mit seinen Mitarbeitern in der Villa Carisch in Riom das Programm des Origen-Winterspielplans.
YANIK BÜRKLI

Geschenke und Einkäufe schaffen vor Weihnachten eine grosse, romantische Kauffreude – dies zu hinterfragen, ist die Absicht dieses Winterprogramms», erklärte Giovanni Netzer gestern an einer Medienorientierung in Riom. Der Intendant des Origen-Kulturfestivals möchte zum Nachdenken anregen, indem er biblischen Erzählungen auf den Grund geht. Ihn treiben Fragen um, wie: Ist der Weihnachtsplot mehr als eine romantische Pastorale? Was unterscheidet Josef und Maria von Flüchtlingen unserer Tage?

«Wir wollen die Weihnachtsgeschichten so erzählen, dass sie Geschichten von heute werden», betonte Netzer. Es gehe darum, Parallelen zwischen damals und heute herauszuarbeiten.

Der Butler des Königs

Im Zentrum des Winterspielplans stehen das Musiktheater «Balthasars Butler» und das Tanztheater «Magi». Ab Ende Dezember erzählt Origen die Geschichte von König Balthasars Butler, der seinen Herrn in ein fernes Land begleitet. Den ominösen Stern, dem sie folgen, sieht nur der König und auch nur in klaren Nächten. Unterwegs treffen sie zwei andere Sternsucher, eine redselige Königin und einen melancholischen Magier, der in Myrrhe badet und auf das Weltende wartet. Endlich treffen sie in einem schäbigen Stall auf ein Mädchen und ihr Neugeborenes. Die drei Könige können nicht glauben, dass dies der Weltenherrscher sein soll und steigen wieder in ihre Sättel.

Das Libretto von «Balthasars Butler» verfasste Netzer, die Lieder stammen von Franz Schubert, Ralph Vaughan Williams und Francis Poulenc. Die Solisten Sybille Diethelm, Clemens Kölbl und Martin Mairinger werden von der Pianistin Alena Sojer begleitet, und den Butler spielt Manuel Schunter. Die Uraufführung findet am 27. Dezember in der Clavadeira in Riom statt.

Origen wolle die Geschichte der Heiligen Drei Könige auf kritisch-humorvolle Weise erzählen, sagte Netzer. «Wenn wir von der Originalgeschichte abweichen, dann kommen neue Aspekte zum Vorschein – wir wollen damit prüfen, ob diese Geschichte für unsere Zeit noch taugt.»

Eine altrussische Legende

Die japanische Choreografin Yuka Oishi lädt dann am 22. Februar 2018 zur Uraufführung von «Magi» in den Julierturm, der inzwischen mit einer Heizung ausgestattet ist. In dem Tanztheater wird die altrussische Legende vom vierten König erzählt. Dieser will dem neugeborenen Jesuskind huldigen, verliert sich aber auf dem Weg. Seine Gaben verteilt er an Hungrige und Obdachlose. Um eine Familie zu retten, erleidet der König auf einer Galeere Strapazen. 30 Jahre später gelangt er schliesslich ins Heilige Land, wo er miterlebt, wie der Messias gekreuzigt wird. Solisten des Hamburg Ballett und Mitglieder des japanischen Akrobatenensembles Blue Tokyo bringen die Geschichte auf die Bühne.

Eröffnet wird der Winterspielplan aber schon am 15. Dezember mit den traditionellen Weihnachtskonzerten in den Werkhallen der RhB in Landquart. Das Origen Ensemble Vocal bringt unter der Leitung von Clau Scherer Chorwerke von Benjamin Britten zu Gehör. «Diese Konzerte widmen wir dem wehrlosen Kind, das unter Krieg, Hungersnot und Flucht leidet – damals wie heute», erzählte Netzer.

Zum Abschluss erklingt Ende März im Julierturm alte Musik. Die Passionsgesänge werden interpretiert von Maximilian Vogler, Martin Logar, Florian Sievers, Johannes Hill und Sönke Tams Freier.

Italienische Küche in Riom

Mit der Eröffnung der Wintersaison erweitert Origen sein kulinarisches Angebot. Neben dem bereits bestehenden Café «Carisch» können sich Besucher neu im Restaurant «Taratsch» in Riom stärken. Zwei Köche aus der 5-Stern-Gastronomie bieten dort ab Donnerstag, 7. Dezember, italienische Speisen an, insbesondere selbst gemachte Pasta. Im Julierturm sind zudem vom 20. Dezember bis 17. Februar sowie vom 7. März bis 17. März orientalisches Gebäck und exotische Teegetränke erhältlich.

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